Karstadt-Angestellte sollen nur Mini-Abfindung bekommen

Die Insolvenz von Galeria Karstadt Kaufhof ist eine Zitterpartie für die Beschäftigten. Foto: Bode
Das Amtsgericht Essen hat das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung eröffnet. Damit kann die Restrukturierung weitergehen. Aber es gibt eine neue Hiobsbotschaft für die knapp 17.000 Beschäftigten des Konzerns.
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Goslar/Essen. Die Sanierungsbemühungen beim schwer angeschlagenen Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof haben eine wichtige Hürde genommen. Das Amtsgericht Essen eröffnete am Dienstag das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung für den Handelsriesen, wie aus einer Mitteilung des Gerichts hervorging. Zuvor hatte Unternehmensangaben zufolge der vorläufige Gläubigerausschuss einstimmig für die Fortsetzung der Eigenverwaltung gestimmt.
Das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung schließt an das bisherige Schutzschirmverfahren an. Galeria hatte dem Gericht zuvor den in den vergangenen Monaten erarbeiteten Insolvenzplan mit den Details des Sanierungskonzeptes vorgelegt.
Stärker an lokale Bedürfnisse ausrichten
Das Restrukturierungskonzept sieht nach Unternehmensangaben vor, die Galeria-Warenhäuser künftig stärker auf die lokalen Bedürfnisse auszurichten. Geplant sei außerdem eine kundenfreundliche Verzahnung von Mobile-, Online- und Filialkaufmöglichkeiten. Angestrebt werde eine führende Position in den wichtigen Segmenten Bekleidung, Kosmetik und Wohnaccessoires. Zudem ist ein Gastronomieangebot vorgesehen. Die Attraktivität der Standorte soll außerdem die Einbindung kundenrelevanter Serviceangebote wie Versicherungen, Schneidereien, Reinigungen oder Bürger-Services steigern.
Alle weiter bestehenden Galeria-Filialen sollen den Plänen zufolge modernisiert und auf das Konzept umgestellt werden. Wie viele der Filialen der letzten großen deutschen Warenhauskette noch eine Zukunft haben, dazu machte das Unternehmen allerdings auch drei Monate nach Beginn des Schutzschirmverfahrens keine konkreten Angaben. Dass mehr als 40 der derzeit noch 129 Filialen dem Rotstift zum Opfer fallen werden, gilt als sicher. Doch ob es 60 oder gar 80 seien werden, scheint im Moment noch ungewiss.
Vieles hängt von Zugeständnissen ab
„Dazu verhandelt das Unternehmen aktuell mit Vermietern. Insbesondere von deren Zugeständnissen hängt vielfach noch ab, welche konkreten Filialen geschlossen, fortgeführt oder eventuell an einen Erwerber übertragen werden können“, hieß es in der Mitteilung.
Sachwalter Frank Kebekus betonte, Galeria habe ein tragfähiges Konzept vorgelegt, das die Interessen aller Beteiligten berücksichtige. „Es bestehen daher nach meiner Einschätzung sehr gute Chancen, dass auch die Gläubigerversammlung, die voraussichtlich Ende März stattfinden wird, dem Plan zustimmen wird und dass sich Galeria so zukunftsfähig aufstellen kann.“ Das Amtsgericht Essen berief die Gläubigerversammlung für den 27. März in Essen ein.
Der Galeria-Generalbevollmächtigte Arndt Geiwitz, betonte, das neue Konzept müsse nun schnell und konsequent umgesetzt werden. „Wenn das gelingt, hat Galeria in Deutschland eine positive Zukunft.“
Mit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens können nun die Gläubiger ihre Forderungen gegenüber Galeria Karstadt Kaufhof beim Sachwalter anmelden.
Viele der 17.000 Mitarbeiter werden ihren Platz verlieren
Durch die Insolvenz werden voraussichtlich viele der rund 17.000 Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz verlieren. Nun wurde bekannt, wie viel sie als Entschädigung für die Kündigung bekommen sollen. Laut dem „Handelsblatt“ sollen Mitarbeiter, die den Konzern verlassen müssen, eine Abfindung im niedrigen Bereich erhalten. Zwei Monatsgehälter, aber maximal 7.500 Euro, seien dafür angedacht. Die Summe ist angesichts der langen Beschäftigungsdauer vieler Mitarbeitender niedrig. Es soll sich um einen Bestandteil des Interessenausgleichs handeln, den Konzernführung und Betriebsrat geschlossen haben.
Soll eine Transfergesellschaft geben
Außerdem hat Gesamtbetriebsratschef Jürgen Ettl dem Blatt bestätigt, dass es eine Transfergesellschaft geben soll. Mitarbeiter, denen gekündigt wird, können in diese für ein halbes Jahr wechseln, um etwas mehr Zeit für die Suche nach einem neuen Job zu haben.
dpa/lik