Innerstetalbahn: Stillgelegte Strecke fasziniert noch immer

Ein Jahr nach der Stilllegung der Innerstetalbahn im Mai 1976 fährt der Abschiedssonderzug oberhalb von Wildemann auf der Innerstebrücke. Die Rauchwolke ist über den Ort hinaus zu sehen. Fotos: Padligur/Weiss/Knoke
Auf eine große Resonanz stieß am Donnerstag der Vortrag von Ingrid Lader über die Innerstetalbahn im Oberharzer Bergwerksmuseum. Für viele Eisenbahnfreunde ist es nach wie vor bedauerlich, dass die Strecke im Mai 1976 stillgelegt wurde.
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Clausthal-Zellerfeld. Mit Ingrid Lader hat sich das Museum eine kundige Eisenbahnfreundin und mehrfache Buchautorin eingeladen. Sie blickte auf den Bau und den Betrieb der Innerstetalbahn zurück. Die Strecke zwischen Langelsheim und Clausthal-Zellerfeld wurde am15. Oktober 1877 eröffnet. Aufgabe dieser von der Magdeburg-Halberstädter Eisenbahngesellschaft erbauten Nebenstrecke sollte die Anbindung der Bergwerke im Oberharz an das Güterverkehrsnetz werden. Das größte Problem war die Enge des Tals der Innerste für den Bau einer normalspurigen Eisenbahn.
Tunnel verläuft durch den Wildemanner Gallenberg
Um die schärfste Kurve des Innerstetals umfahren zu können und zum Schutz der Hangbebauung vor Funkenflug, wurde durch den Gallenberg bei Wildemann ein 1875 fertiggestellter, 278 Meter langer Tunnel gegraben. Noch bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs konnte am 1. Mai 1914 die Strecke bis ins acht Kilometer entfernte Altenau verlängert werden. Die ursprünglichen Planungen, mit dieser Bahnstrecke den Harz zu durchqueren, wurden mit der Weltwirtschaftskrise 1929 aufgegeben.

Durch den Wildemanner Gallenberg verläuft ein 278 Meter langer Tunnel.
Nach dem Zweiten Weltkrieg schrumpfte der Güterverkehr immer weiter. Schließlich schlossen auch die letzten Hütten im Oberharz. Nachdem man 1963/64 für die Flutung der Innerstetalsperre die Bahnstrecke in Teilen neu aufbauen musste, entschied sich die Bundesbahn trotz Bürgerprotesten die Innerstetalbahn am 29. Mai 1976 stillzulegen. Am 16. November 1977 fuhr ein letztes Mal ein Sonderzug mit Dampflokomotive der Baureihe 41 von Langelsheim bis Altenau. Kurze Zeit später wurden die Gleisanlagen abgebaut.
Heute verläuft auf dem alten Bahnkörper ein Radwanderweg. Rechts und links der Bahnstrecke finden sich noch einige wenige Spuren: Das Bahnhofsgebäude Clausthal-Zellerfeld beherbergt heute die örtliche Stadtbücherei. Streng genommen fungiert das Gebäude aber immer noch als Bahnhof, denn von hier aus fährt die Tagesförderbahn ab, die Museumsbesucher zum Ottiliae-Schacht bringt.
Hellertal-Viaduk ist eindrucksvollstes Fragment
Vor dem Clausthal-Zellerfelder Bahnhofsgebäude sieht man noch ein in Fahrt-frei-Stellung stehendes Signal. Das eindrucksvollste Fragment der alten Bahn ist der lange Hellertal-Viadukt, der die Straße zwischen Clausthal-Zellerfeld und Altenau überdeckt.

Der Vortragsraum im Museum ist gut besetzt, es müssen sogar noch Stühle geholt werden.
Ingrid Lader ist eine kenntnisreiche Bahn-Expertin, wie man an vielen Kleinigkeiten, also den oft nicht bekannten Informationen und Schmunzelbemerkungen erkennt. Anhand einer Karte von 1900 zeichnet sie den Weg der Bahn nach. Sie weiß, wann Anschlüsse und Übergänge hinzu kamen und erklärt, wie am Abzweig zwischen Wildemann und Bad Grund das erste Blinklicht an der Straße die Durchfahrt des Zuges ankündigte.
Die historischen Bilder vermitteln ein eindrucksvolles Bild vom Bau und dem Betrieb der Bahn. In ihren Büchern über die Innerstetalbahn kann man alles gut nachlesen.