Altenauer XXL-Fichte schmückt den Berliner Bundestag

Traditionell kommt der Weihnachtsbaum vor dem Berliner Bundestag aus dem Harz. Foto: Holger Kulick
Die Suche nach dem Weihnachtsbaum für das Berliner Reichstagsgebäude gestaltete sich in diesem Jahr aufgrund des Zustands der Wälder schwierig. In letzter Minute wurde doch noch eine XXL-Fichte in Altenau gefunden. Einen Zwischenfall gab es jedoch.
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Altenau/Berlin. Alle Jahre wieder kommt die Fichte für den Berliner Bundestag aus dem Harz. In der vergangenen Woche wurde der XXL-Baum wie auch im Vorjahr im Altenauer Kellwassertal geerntet und mithilfe eines Schwertransporters in die Bundeshauptstadt gefahren. Michael Rudolph, Sprecher der niedersächsischen Landesforsten, berichtet, dass es dem Auswahlkomitee in diesem Jahr schwer gefallen sei, einen geeigneten Baum zu finden – aufgrund des starken Borkenkäferbefalls und der Trockenheit der vergangenen Sommer.
Eigentlich sollte der Baum bereits am Montag in der vergangenen Woche gefällt werden, sagt Forstsprecher Rudolph. Der Kran hatte aufgrund der Witterung jedoch starke Probleme. Wir erinnern uns: Das Wochenende davor hatte es den ersten richtigen Schnee im Oberharz gegeben mit Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt. Im Kellwassertal sei es sowieso immer ziemlich kalt, erläutert Rudolph. Die Sonne komme dort kaum hin. Daher seien die Wege auch noch am Montag ziemlich vereist gewesen und hätten den Kran ins Rutschen gebracht, bis er schließlich im Wald aus dem Graben geborgen werden musste. Aus Sicherheitsgründen wurde daher die Baumfällaktion abgeblasen und auf Donnerstag verschoben – die Temperaturen kletterten ja wieder in den Plusbereich. Beim zweiten Anlauf habe dann alles reibungslos geklappt, sodass der Baum unbeschadet nach Berlin gebracht werden konnte. Pünktlich zum ersten Advent wurde er geschmückt. Jetzt kann er sowohl von Besuchern des Bundestags bewundert werden aber auch von Menschen in ganz Deutschland, die im Fernsehen eine Live-Schalte aus Berlin sehen.
Weihnachtsfichte ist kleiner als im Vorjahr
Die gefällte Fichte ist laut dem Forstsprecher 25 Meter hoch, fünfeinhalb Tonnen schwer und 60 Jahre alt. Das ist ein wenig kleiner und etwas leichter als in den Vorjahren. Wie alt der Baum ist, wird standesgemäß an den Jahresringen kurz nach dem Fällen gezählt. „Die Bäume dürfen nicht zu alt sein“, erklärt Michael Rudolph. Ansonsten könnten die Äste für den Transport nicht mehr so flexibel gebogen werden und würden stattdessen direkt abbrechen.
Für das Auswahlkomitee aus Berlin, das alljährlich in den Harz kommt, um sich die schönsten Fichten zeigen zu lassen, sei es in diesem Jahr besonders schwer gewesen. Laut Rudolph haben viele Bäume, die bereits in den vergangenen Jahren extra für Berlin ausgeguckt waren, den Sommer und die Stürme nicht überlebt. Für den Bundestag müssten die optischen Eigenschaften des Baumes stimmen: Die Fichte braucht eine gewisse Höhe und eine dichte sowie saftig-grüne Baumkrone. Eine Symmetrie sollte vorhanden sein, große Löcher zwischen den Ästen lieber nicht. Außerdem darf der XXL-Weihnachtsbaum nicht an einem Hang wachsen. Sonst ist es unmöglich, ihn mithilfe eines Krans auf dem Tieflader zu positionieren. Damit die tonnenschweren Fahrzeuge überhaupt zu der Stelle gelangen, muss zudem ein befestigter Weg dorthin führen.
Beim ersten Casting in Altenau haben die ausgewählten Fichten laut Rudolph eine Absage bekommen. „Ich habe schon gedacht, dass der Baum vor dem Bundestag das erste Mal nach mehr als zehn Jahren nicht aus dem Harz kommt“, gesteht er. Dann hätten sich die Gesandten noch einmal selbst auf die Suche im Kellwassertal gemacht, um dann doch fündig zu werden.
Landesforsten stehen in der Kritik
Alljährlich müssen sich die Landesforsten die Kritik gefallen lassen, dass eine gesunde Fichte gefällt werden musste, nur damit die Berliner einen Weihnachtsbaum haben. In der aktuellen Zeit könne sowieso nie gesagt werden, wie lange ein Baum überhaupt noch vor den Borkenkäfern sicher sei, betont Forstsprecher Rudolph: „Darum ist es doch schön, wenn wir ein Stück Weihnachten nach Berlin tragen können.“ Ein Weihnachtsbaum gehöre nun einmal zum Kulturgut in Deutschland dazu.
„Wir können nur die Daumen drücken, dass im nächsten Jahr wieder ein Weihnachtsbaum im Harz gefunden wird. So schnell wachsen die Fichten nicht nach“, meint Rudolph. Ansonsten müssten die Berliner wohl ihre Auswahlkriterien den aktuellen Gegebenheiten anpassen und womöglich auf einen anderen Nadelbaum zurückgreifen.