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Bier, Cannabis, Hitze

Von A bis Z: So war der Sommer '23

Der Sommer 2023 hatte vieles zu bieten. Wir zeigen Ihnen was, von A bis Z. Foto: GZ

Der Sommer 2023 hatte vieles zu bieten. Wir zeigen Ihnen was, von A bis Z. Foto: GZ

Barbie, Siesta und eine angebliche Löwin: Das waren Themen dieses Sommers. Der Versuch, mit einer kleinen Bilanz eine Ordnung in die immer viel zu schnell vergehende warme Jahreszeit zu bringen.

Sonntag, 03.09.2023, 11:00 Uhr

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Von Gregor Tholl, dpa

Berlin. Der Sommer ist jedes Jahr herausfordernd - und am Ende haben viele das Gefühl, wieder nicht alles geschafft zu haben, was sie sich vorgenommen haben, bevor uns die dunkle Jahreszeit ereilt. Doch längst schwirren schon wieder die Wespen über den Pflaumen- oder Zwetschgenkuchen, Garten, Grill und Sonnenbrille wirken abgenutzt, die Bundesliga läuft wieder, im Fernsehen kommen nicht mehr nur Wiederholungen. Der Herbst kommt. Was war diesen Sommer angesagt oder bleibt als Thema des Sommers '23 hängen? Ein Lexikon des Small Talks:

A wie Alkoholfreies Bier: Es wird immer beliebter – schon bald sei jedes zehnte in Deutschland gebraute Bier alkoholfrei, heißt es vom Brauer-Bund. Immer mehr Sorten gibt es. Selbst die Biermarke Corona, die wegen des gleichnamigen Virus buchstäblich ihren guten Namen verlor, gibt es jetzt als „Corona cero“ alkoholfrei.

In einer Bar steht eine Flasche alkoholfreies Bier mit der Aufschrift „Alkoholfrei 0,0%“. Foto: picture alliance/dpa | Christophe Gateau

B wie Barbenheimer: Schon vor dem Kinostart der beiden Filme am selben Tag (20. Juli) war der Hype um die Blockbuster „Barbie“ von Greta Gerwig und „Oppenheimer“ von Christopher Nolan groß. Aus dem Kontrast von pinker Plastikwelt und düsterem Atombomben-Epos wurde das Filmphänomen des Sommers und eine Art Comeback des Kinobesuchs.

Ryan Gosling als Ken und Margot Robbie als Barbie in einer Szene der Films "Barbie". Foto: picture alliance/dpa/Courtesy of Warner Bros. Pictures | - 

C wie Cannabis: Joints werden in Grenzen legal. Die Bundesregierung hofft, alles werde besser, fährt jedoch auch die Kampagne „Legal, aber...“. Dabei wird zum Beispiel erläutert: „Cannabiskonsum erhöht die Gefahr von Psychosen – vor allem bei Kindern und Jugendlichen.“

Hanfpflanzen wachsen auf einem Feld nahe Haldensleben. Foto: picture alliance/dpa | Klaus-Dietmar Gabbert

D wie Drehbuchautoren- und Schauspieler-Streik in Hollywood: Eine solche Niederlegung der Arbeit in Amerikas Filmindustrie gab es seit mehr als 60 Jahren nicht mehr. Zuschauerinnen und Zuschauer werden die Verzögerungen bei vielen Produktionen bald sehr spüren.

Streikende halten Schilder vor dem NBC im Rockefeller Center. Der Streik der Schauspieler findet mehr als drei Monate nach dem Streik der Drehbuchautoren statt, die sich für eine bessere Bezahlung und bessere Arbeitsbedingungen einsetzten. Foto: picture alliance/dpa/Invision/AP | Charles Sykes

E wie Espresso Martini: Ob nun dieser alkoholische Wachmacher der Sommerdrink des Jahres war oder aber nach wie vor Gin Tonic, Wildberry Lillet, Aperol Spritz oder Lillet Spritz, Campari Spritz oder Limoncello Spritz: Das blieb natürlich Geschmackssache.

Zwei Espresso Martini, aufgenommen in der Bar "Waranga". Foto: picture alliance/dpa | Sophia Weimer

F wie Freibadrandale: Nachdem es in Berlin neue Ausschreitungen im Neuköllner Columbiabad gegeben und außerdem einen Brandbrief von Schwimmbadmitarbeitern gegeben hatte, war auch 2023 Verlass auf die politisierte Debatte über die Sicherheit in Freibädern.

Polizisten stehen nach der Räumung im Sommerbad Neukölln am Columbiadamm. Foto: picture alliance/dpa | Andreas Rabenstein

G wie goofy: Der Langenscheidt-Verlag benannte wieder Ausdrücke, die als Jugendwort zur Wahl stehen, darunter goofy (tollpatschig), Slay (Ausdruck der Bewunderung) und Side eye (Ausdruck für Verachtung).

H wie Hitze: Der Juli 2023 war global heißer als jeder zuvor gemessene Monat. Alles in allem war dieser Sommer ein Sommer der Extreme, der Warnungen von Klimaforschern bestätigt.

Die Vegetation bahnt sich ihren Weg durch die von der Trockenheit zerklüftete Erde an den Ufern des Viñuela-Stausees. Foto: picture alliance/dpa | Felipe Passolas

I wie Italien: Toskana, Venedig, Sardinien; der Tourismus in Italien, einem Sehnsuchtsland der Deutschen, boomte. Wie vor der Pandemie oder sogar noch mehr. Die Branche rechnete mit einem Rekordsommer.

J wie Jennifer Hermoso: Die Starspielerin wurde nach dem Fußball-WM-Sieg ungefragt vom spanischen Verbandspräsidenten Luis Rubiales auf den Mund geküsst. Der Kuss-Eklat offenbarte erneut Machtverhältnisse im Geschlechterverhältnis.

Das Bild zeigt Jennifer Hermoso (r), spanische Fußballspielerin, nach einer vergebenen Torchance während des Frauenfußball-WM-Spiels der Gruppe C zwischen Japan und Spanien in Wellington, Neuseeland, und Luis Rubiales, Präsident des spanischen Fußballverbandes RFEF, bei der Außerordentlichen Generalversammlung des Verbandes in Madrid. Foto: picture alliance/dpa/AP/EUROPA PRESS | John Cowpland/Rfef

K wie Krawattensterben: Fast jeder fünfte Mann in Deutschland findet einer Yougov-Umfrage im Auftrag der dpa zufolge eine Krawatte „nie passend“. Im Sommer bindet der Schlips besonders ab. Junge Männer scheinen am Hals sowieso längst lieber Kettchen zu tragen.

L wie „Löwin“: Der Fall einer angeblich entlaufenen Löwin in Kleinmachnow bei Berlin sorgte im Juli weltweit für Aufsehen. Das Sommertier des Jahres war laut Behörden dann am Ende aber doch nur ein Wildschwein.

Michael Grubert (SPD), Bürgermeister von Kleinmachnow, erklärt bei einem Pressegespräch anhand von Fotos, weshalb es sich bei dem gesuchten Raubtier um keine Löwin handelt. Die Polizei hat auf der Suche nach einer mutmaßlichen Löwin Entwarnung gegeben. Foto: picture alliance/dpa | Paul Zinken

M wie Mittelmeer: Ob man es mehr als Massengrab denn Urlaubsparadies sehen müsse, diskutieren manche schon länger. Nun kam wegen Bränden und Extremwetters rund ums aufgeheizte Mittelmeer noch der Gedanke auf, ob es – zumindest als Sommerurlaubsziel – bald obsolet werde.

Nahe der Ortschaft Gennadi ist ein neuer Waldbrand ausgebrochen, die Flammen erreichen eine erste Siedlung, mehrere Häuser werden zerstört. Hitze am Mittelmeer - Tausende Menschen fliehen vor Waldbränden auf Rhodos. Foto: picture alliance/dpa | Christoph Reichwein

N wie Nummer-eins-Hit: Das Lied „Komet“ von Udo Lindenberg und Apache 207, das schon im Januer herauskam, mauserte sich diesen Sommer – mit 21 Wochen – zum langlebigsten Titel an der deutschen Chartsspitze.

O wie Otto: Erst landete er mit „Friesenjung„ (zusammen mit Joost und Ski Aggu) einen Nummer-eins-Hit, dann wurde Otto Waalkes' Humorerbe in der ARD-Mediathek mit einem Warnhinweis wegen diskriminierender Gags versehen. Das triggerte viele enorm.

P wie Pferd: Zum offiziellen Sommerhit Deutschlands wurde „Mädchen auf dem Pferd“ vom bayerischen DJ- und Produzenten-Duo Luca-Dante Spadafora/Niklas Dee gekürt – gesungen hat es Octavian. Das Lied ist das Techno-Remake eines fast zehn Jahre alten „Bibi und Tina“-Filmsongs aus der Feder vom Rosenstolz-Gespann. Apropos „P“: Bei manchen war der Sommerohrwurm „Padam Padam“ von Kylie Minogue.

Q wie Quatschtrend: Auf Tiktok, wo öfter alltägliche und komplett unspektakuläre Sachen als Trend hochgejubelt werden, hieß Abendbrot oder ein kalter Snack mit Brot, Käse, Wurst, Gemüse plötzlich „Girl Dinner“. Kritik gab es bei #girldinner schnell am unnötigen Gender-Label und dass Stereotype bedient werden, wenn ein Food-Trend angeblich in erster Linie Frauen/Mädchen vom Herd befreien solle.

R wie Restaurantsterben: Selbst renommierte Lokale wie der „Bristol Grill“ am Berliner Ku'damm werden nach 70 Jahren einfach geschlossen – Harald Juhnke kehrte im früheren „Kempinski Grill“ gern ein. Zudem lassen gestiegene Kosten für Lebensmittel, Personal, Strom, ab Januar dann auch wieder die Mehrwertsteuer von 19 (statt 7) Prozent auf Speisen in der Gastronomie viele aufgeben. Das verändert viele Orte.

Stühle sind im Außenbereich einer geschlossenen Gastronomischen Einrichtung zusammengestellt und festgekettet worden. Um in der Energiekrise zu sparen, dünnen Gastronomen im Südwesten ihre Speisekarten aus oder lassen die Türen öfter geschlossen. Foto: picture alliance/dpa | Christoph Schmidt

S wie Siesta-Debatte: Morgens produktiv sein und nachmittags eine Siesta einlegen – dieses Konzept auch für Deutschland, zumindest in den Sommermonaten, war ein heißes Thema, nachdem Amtsärzte einen solchen Kulturwandel angesichts hoher Temperaturen angeregt hatten.

T wie Trockenheit: Es regnet zu wenig oder wenn, dann falsch – also zu heftig und wenig nachhaltig. Viele Böden bleiben zu trocken. Das scheint bei vielen zu einem neuen Verständnis davon zu führen, was „schönes Wetter“ ist. Kurz: Regen stößt heutzutage auf mehr Freude.

Eine Maispflanze blüht, während der Ackerboden durch Trockenheit von Rissen durchzogen ist. Foto: picture alliance/dpa | Pia Bayer

U wie U-Bahn-Shirt: Unter dem Hashtag #subwayshirt zeigten im Netz (junge) Frauen eine traurige Realität – um sich vorm Angestarrtwerden oder vor Übergriffen zu schützen, ziehen sie ein weites T-Shirt übers knappe Sommer-Outfit. Damit gehen sie raus, fahren zum Beispiel U-Bahn und ziehen es erst wieder aus, wenn sie an ihrem Ziel sind.

V wie volle Tierheime: So am Limit wie derzeit waren die Einrichtungen selten. Zum üblichen Sommer-Phänomen der abgegebenen Tiere wegen Urlaubs kamen das Ende des Haustier-Booms nach der Corona-Pandemie und die Tatsache, dass vielen die Kosten für Futtermittel, Energie oder auch Tierarztpraxis zu hoch geworden sind.

Eine Katze streckt ihre Pfote durch die Gitterstäbe ihres Zwingers. Viele Tierheime im Südwesten sind nach Auskunft des Landestierschutzverbands Baden-Württemberg an der Obergrenze ihrer Kapazitäten. Foto: picture alliance/dpa | Philipp von Ditfurth

W wie Wacken und Wagner: Das Metal-Open-Air-Festival in Wacken fiel diesmal wegen Dauerregens mit vermatschtem Gelände, Staus und Einlass-Stopp auf. Die Bayreuther Festspiele fielen dagegen mit der früher unüblichen Tatsache auf, dass Tickets noch zu haben waren.

Festivalbesucher verlassen das verschlammte Campinggelände des Wacken Open Air mit ihren Fahrrädern. Foto: picture alliance/dpa | Axel Heimken

XY wie „Aktenzeichnen XY... ungelöst“: Das Trauma älterer Deutscher durch diese furchteinflößende ZDF-Sendung arbeitete Regina Schilling in der Archivmaterial- und Zeitgeist-Doku „Diese Sendung ist kein Spiel – Die unheimliche Welt des Eduard Zimmermann“ fürs ZDF auf.

Z wie Zwanziger: Ähneln unsere 20er den 1920ern? Manche denken das angesichts einer aufgeheizten Stimmung Rechts gegen Links und umgekehrt. Hape Kerkeling sagte bei „Maybrit Illner“ im ZDF: „Ich hab manchmal das Gefühl – ich bin kein Historiker –, aber dass wir in einer ähnlichen Zeit leben wie in der Weimarer Republik.“

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