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Baustart für Millionenprojekt

Windpark Bornhausen: Im Oktober soll schon der erste Strom fließen

Nächtliche Schauspiele bringen im Süden derzeit den Verkehr zum Erliegen: Von der A 7-Anschlussstelle aus geht es für die Schwertransporte über die B 248 und B 243 zum Windpark-Standort.  Fotos: Gereke

Nächtliche Schauspiele bringen im Süden derzeit den Verkehr zum Erliegen: Von der A 7-Anschlussstelle aus geht es für die Schwertransporte über die B 248 und B 243 zum Windpark-Standort. Fotos: Gereke

Jahrelang sorgte der geplante Windpark Bornhausen für Diskussionen und Widerspruch – jetzt geht alles ganz schnell: Im Dezember 2021 erhielt der Investor die Baugenehmigung. Jetzt beginnt der Hochbau. Die nächtlichen Schwertransporte dafür rollen.

Von Andreas Gereke Freitag, 28.07.2023, 16:00 Uhr

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Nordharz. Der Windpark Bornhausen wächst bald in die Höhe: Die Errichtung von insgesamt sechs Windenergieanlagen des Typs Vestas V150 mit einer Nennleistung von 4,2Megawatt, die speziell für den Einsatz im Binnenland konzipiert sind, hat begonnen. Bei einer Nabenhöhe von 166 und 145 Metern sowie einem Rotordurchmesser von 150 Metern beträgt die Gesamthöhe 241 beziehungsweise 220 Meter. „Es entstehen vier der höheren und zwei der niedrigeren Anlagen“, berichtet Projektleiter Markus Birnkraut vom Investor wpd.

Ein Überholen der Schwertransporte, die von Cuxhaven oder dem dänischen Esbjerg aus Seesen ansteuern, ist nicht möglich.

Ein Überholen der Schwertransporte, die von Cuxhaven oder dem dänischen Esbjerg aus Seesen ansteuern, ist nicht möglich.

Seit einigen Nächten läuft die Anlieferung der Anlagenteile: Türme, Rotorblätter, Maschinenhäuser, Naben und Getriebe. Die Schwertransporte starten im dänischen Esbjerg oder in Cuxhaven – via A7 geht es gen Seesen. Das wird sich noch bis Anfang September hinziehen. „Die unteren Turmelemente kommen als Halbschalen, vor Ort werden dann die Segmente zusammengesetzt“, berichtet Birnkraut.

Der Aufbau-Zeitplan

Schon in der kommenden Woche soll dann der große Kran errichtet werden, mit dem die Bauteile zu einer Windenergieanlage zusammengesetzt werden. „Der Aufbau einer Anlage dauert etwa zwei Wochen – wenn das Wetter mitspielt“, sagt Birnkraut. Weitere zwei Wochen sind dann im Innern des Turms für Arbeiten veranschlagt, um die Netzanbindung herzustellen.

Die sich langsam drehenden Dreiflügler schalten sich ab einer Windgeschwindigkeit von drei Metern pro Sekunde ein. Der Windpark soll jährlich rund 56 Millionen Kilowattstunden Strom produzieren. Dies entspricht dem Bedarf von etwa 14.000 Vier-Personen-Haushalten. Dabei werden nach Angaben des Investors 36.800 Tonnen CO gegenüber der konventionellen Stromerzeugung eingespart. Birnkraut: „Unser Ziel ist, dass der Windpark Ende Oktober in Betrieb gehen kann.“ Bei der Ausschreibung der Bundesnetzagentur im Februar vergangenen Jahres zur Ermittlung des Preises für den erzeugten Windstrom in Bornhausen war für das Projekt ein Zuschlag erteilt worden – damit stand die Finanzierungsgrundlage.

Auf dem Windpark-Areal zwischen Seesen, Bornhausen und Bilderlahe fügen derzeit Spezialisten die unteren Turmsegmente zusammen.

Auf dem Windpark-Areal zwischen Seesen, Bornhausen und Bilderlahe fügen derzeit Spezialisten die unteren Turmsegmente zusammen.

Innerhalb weniger Monate wird nun also der Park aus der Erde sprießen. „Das Längste an diesen Projekten sind die Planungs- und Genehmigungsverfahren“, betont Birnkraut. Die zögen sich über mehrere Jahre hin und seien oft ein Hemmnis auf dem Weg zum Ausbau der Windkraft. Angesichts von „Klimawandel und Energiesicherheit“ sei der aber jetzt als „gesellschaftliche Notwendigkeit“ erkannt worden, so Birnkraut. „Leider bedurfte es mit dem Krieg in der Ukraine einer drastischen Voraussetzung, um zu dieser Erkenntnis zu kommen.“

Nötige Vorarbeiten

Die Anlagen entstehen in einem Gebiet östlich der Autobahn 7. In je 1000Meter Entfernung liegt im Norden die Ortschaft Bornhausen, im Südosten die Stadt Seesen und im Südwesten die Ortschaft Bilderlahe. Die Standortflächen der Windenergieanlagen sind bislang intensiv landwirtschaftlich genutzt worden und sind durch ein Netz von Feld- und Wirtschaftswegen erschlossen.

Aus der Grafik sind die Standorte der sechs Windenergieanlagen ersichtlich. Schon Ende Oktober soll das Millionenprojekt ans Netz gehen.  Quelle: wpd

Aus der Grafik sind die Standorte der sechs Windenergieanlagen ersichtlich. Schon Ende Oktober soll das Millionenprojekt ans Netz gehen. Quelle: wpd

Damit jetzt der Hochbau starten kann, erfolgten schon vor Wochen die ersten Baumaßnahmen: Neu- und Ausbau von geschotterten Zufahrten, Neubau von geschotterten Kranstellflächen und Stahlbetonfundamenten, temporäre Lagerflächen, interne Windparkverkabelung, Anschluss an das Netz des Netzbetreibers sowie Anschluss an das Kommunikationsnetz.

Windenergie ausm Wald

Parallel zur Windparkerrichtung werden zudem sogenannte Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen umgesetzt. Die geforderten Kompensationen für die einzelnen Schutzgüter werden durch die Maßnahmen vollständig abgedeckt, sodass es sich bei dem Vorhaben um einen nach Bundesnaturschutzgesetz zulässigen Eingriff in Natur und Landschaft handelt, heißt es seitens des Unternehmens. Als Kompensationsmaßnahmen erfolgen unter anderem das Anlegen einer Strauchhecke auf rund 1000 Quadratmetern, die Entwicklung einer Ackerfläche zu Extensivgrünland auf einer Fläche von etwa 12.000Quadratmetern, das Pflanzen mehrerer Bäume, der Abriss eines Sohlabsturzes inklusive Bau einer Sohlgleite zur Wiederherstellung der Durchlässigkeit der Nette sowie die Errichtung einer Nistplattform für Großvögel.

Eine Windkraftanlage des Typs, der auch bei Bornhausen errichtet wird.  Foto: wpd

Eine Windkraftanlage des Typs, der auch bei Bornhausen errichtet wird. Foto: wpd

Über die genauen Kosten will Birkkraut keine Auskunft geben. „Grundsätzlich rechnet man pro Anlage mit Investitionskosten zwischen fünf und sieben Millionen Euro, je nachdem, was man alles mit einberechnet“, sagt er. Auf den Bornhäuser Park hochgerechnet ergibt das eine Summe zwischen 35und 40 Millionen Euro.

Als Betreiber des Parks wird auch wpd fungieren. Birnkraut kündigt an, dass das Unternehmen in den kommenden Wochen an die Seesener auch mit der Möglichkeit einer Bürgerbeteiligung herantreten will. „Alle Zeichnungsberechtigten werden angeschrieben.“

Nur wenige Kilometer weiter verfolgt wpd übrigens eine weitere Idee: Windenergie aus dem Wald bei Ildehausen – beziehungsweise auf einem bislang forstlich genutzten Areal, auf dem der Borkenkäfer seine Spuren hinterlassen hat, so Birnkraut. „Dort muss aber zunächst einmal Planungsrecht geschaffen werden.“

 

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