Clausthaler Jugendfeuerwehr ist die älteste in Niedersachsen

Die neu gegründete Jugendfeuerwehrgruppe stellt sich 1949 vor. Fotos (2): Feuerwehr
Die Jugendfeuerwehr in Clausthal-Zellerfeld feierte 75-jähriges Jubiläum mit einem Festkommers. Das Land Niedersachsen bestätigte, dass Clausthal-Zellerfeld die älteste Jugendfeuerwehr Niedersachsens hat – vielleicht sogar die älteste in Deutschland.
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Clausthal-Zellerfeld. Was hat die Jugendfeuerwehr in Clausthal-Zellerfeld mit der Einführung der D-Mark und der Ersterscheinung des Sterns gemeinsam? Es ist alles im Jahr 1948 passiert. Das bedeutet, dass die Jugendfeuerwehr in diesem Jahr ihr 75-jähriges Jubiläum feiert. Weil ein Dreivierteljahrhundert ein Grund zum Feiern ist, kamen am Freitagabend viele Gäste aus nah und fern – aus der Stadt, dem Landkreis, der Partnerstadt Freiberg, dem niedersächsischen Innenministerium und sogar aus dem Bundesministerium. Jugendfeuerwehrwart Gerrit Busse erhielt stellvertretend viele Geschenke – Skulpturen, Holzschnitzereien und einen riesigen Geburtstagskuchen.

Ortsbrandmeister Sven Küster (li.) und sein Stellvertreter Christian Germer präsentieren die Geburtstagstorte. Fotos: Knoke
Einig waren sich alle Gäste, dass die Idee von Wilhelm Schönfelder und Gustav Pabst, im Jahr 1948 die Jugendfeuerwehr zu gründen, wegweisend gewesen sei. Gerade in den Anfangszeiten hätte die Abteilung aber mit so manchen Hürden zu kämpfen gehabt – allen voran mit dem Versicherungsschutz durch die Unfallkasse und der Skepsis des Niedersächsischen Landesfeuerwehrverbandes. Das Land habe sogar anfangs behauptet, man würde überhaupt keine Jugendfeuerwehren brauchen.
Staatssekretär richtet Grüße von Bundesministerin Nancy Faeser aus
Mit Stolz kann Clausthal-Zellerfeld von sich behaupten, die älteste Jugendfeuerwehr Niedersachsens zu haben. Das habe das Land bestätigt. Vielleicht besitze die Stadt sogar die älteste Jugendfeuerwehr in ganz Deutschland. Es gebe zumindest keine Hinweise auf eine ältere. „Wir haben versucht, das Gegenteil zu beweisen, aber nichts gefunden“, sagte Johann Saathoff, parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin des Innern und für Heimat. Er richtete Grüße von Nancy Faeser aus.
In Zeiten, in denen RTL2 häufig die Erziehung ersetze, so Saathoff, sei die Jugendfeuerwehr prägend für Kinder. Neben der Vermittlung von wissenswerten Inhalten zum Thema Brandschutz würden dort auch „Teamarbeit, Kameradschaft und Hilfsbereitschaft“ geschult. Er lobte Clausthal-Zellerfelds Entschlossenheit, als vor 75 Jahren gegen alle Widrigkeiten angekämpft worden sei. Auch wenn sich die Feuerwehr seitdem modernisiert habe, sei der Geist und die Leidenschaft der Oberharzer Brandschützer gleich geblieben.

Der Feuerwehrnachwuchs steht beim Festkommers im Mittelpunkt.
Landesbranddirektor Dieter Rohrberg richtete sich direkt an die Jugendlichen, die zahlreich zum Festkommers gekommen waren. „Heute ist euer Tag“, sagte er mit den besten Grüßen der niedersächsischen Innenministerin Daniela Behrens. Er stellte heraus, wie wichtig die Investition schon in die Jugendfeuerwehr sei. Viele der ausgebildeten Jugendlichen würden sich später für den aktiven Feuerwehrdienst entscheiden. Nicht ohne Grund werde Deutschland im Ausland für sein ehrenamtliches System im Bevölkerungsschutz gelobt.
Regierungsbrandmeister Tobias Thurau rief alle Teilnehmer des Festkommerses dazu auf, der Gründungsmitglieder der Jugendfeuerwehr von 1948 im Geist zu gedenken. Sie hätten schließlich zu einer Erfolgsgeschichte beigetragen. „Leider ist keiner mehr von ihnen unter uns.“

So sieht 1958 ein Ausbildungsdienst aus – nicht nur die Uniform hat sich geändert.
Landrat Alexander Saipa ist stolz, dass so viele junge Menschen im Landkreis „Bock haben, die Feuerwehr kennenzulernen“. Kreisjugendfeuerwehrwart Martin Butzlaff ergänzte, dass es mittlerweile34 Jugendfeuerwehren im Landkreis Goslar gebe und das alles nur, weil vor 75 Jahren in Clausthal-Zellerfeld eine kluge Entscheidung getroffen worden sei. Gratulationen gab es auch von Kreisbrandmeister Uwe Fricke. Er sprach seinen Respekt für die ehrenamtlichen Betreuer aus. Jeder, der in der Jugendarbeit tätig sei, wisse, dass schnell Hunderte Stunden zusammenkämen.
Hat Clausthal-Zellerfeld die älteste Jugendfeuerwehr der Welt?
Laut Bürgermeisterin Petra Emmerich-Kopatsch ist die frühe Gründung der Jugendfeuerwehr ein weiteres Beispiel dafür, dass Clausthal-Zellerfeld schon immer fortschrittlich gewesen sei. Der Titel, Deutschlands älteste Jugendfeuerwehr zu sein, reiche der Rathaus-Chefin nicht. Sie spekulierte, ob Clausthal-Zellerfeld nicht sogar die älteste Jugendfeuerwehr der Welt haben könnte. Die Gäste sprachen bereits davon, dass das ehrenamtliche Netzwerk in anderen Ländern nicht so aufgebaut sei wie in Deutschland. Die Bürgermeisterin lobte für Clausthal-Zellerfeld die gute Zusammenarbeit der Feuerwehr mit der Polizei. Das Oberharzer Kommissariat war auch beim Festkommers vertreten. Gleiches galt für das Technische Hilfswerk. Der Ortsverein lud den Feuerwehrnachwuchs sogar zu einem gemeinsamen Ausbildungsdienst mit der THW-Jugend ein. Auch Freiberger Brandschützer waren zum Gratulieren gekommen. Sie freuten sich, dass es nach so vielen Jahren des partnerschaftlichen Austausches nun ein freundschaftliches Verhältnis zur Clausthaler Wehr gebe.

Der stellvertretende Stadtbrandmeister Michael Frohme, Kreisbrandmeister Uwe Fricke, Landrat Alexander Saipa, Staatssekretär Johann Saathoff, Bürgermeisterin Petra Emmerich-Kopatsch, Regierungsbrandmeister Tobias Thurau, Kreisjugendfeuerwehrwart Martin Butzlaff und Landesbranddirektor Dieter Rohrberg (v.li.) gratulieren der Jugendfeuerwehr zum 75. Geburtstag.
Der stellvertretende Stadtbrandmeister Michael Frohme bot den Jugendfeuerwehren der Stadt weiterhin seine Hilfe an: „Meldet euch, wenn es Probleme, Sorgen und Nöte gibt“. Er riet den Jugendlichen, immer auf ihre Betreuer zu hören, und den Ausbildern, immer ein offenes Ohr für den Nachwuchs zu haben. Denn: „Zusammen seid ihr eins.“
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