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Feuer im Harz legt Konflikte bloß

Totholzstreit: Brockenbrand entfacht Debatten

Einsatz in der Luft: Hubschrauber und auch Flugzeuge helfen beim Löschen des Feuers, das im September unterhalb des Brockengipfels ausgebrochen ist. Die Flammen sind erst nach mehreren Tagen unter Kontrolle. Foto: Bein/dpa

Einsatz in der Luft: Hubschrauber und auch Flugzeuge helfen beim Löschen des Feuers, das im September unterhalb des Brockengipfels ausgebrochen ist. Die Flammen sind erst nach mehreren Tagen unter Kontrolle. Foto: Bein/dpa

Nach dem Feuer, das Anfang September am Brocken ausbrach, brachen Konflikte aus. Es wurde über Totholz und das Ausmaß des Feuers gestritten. Sachsen-Anhalts Forstminister kamen Zweifel an der Idee eines länderübergreifenden Nationalparks.

Dienstag, 20.12.2022, 22:01 Uhr

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Harz. Das Feuer, das am 3. September im Nationalparkgebiet unterhalb des Brockengipfels ausbricht, ist eines von mehreren im Jahr 2022, das erste wird Ende April gemeldet. Der Brand im September erfordert nicht nur den länderübergreifenden Feuerwehreinsatz und die Hilfe von Löschflugzeugen aus Italien, er legt zudem mehrere Konfliktlinien bloß. Mancher Streit ist bis heute nicht beigelegt.

Das Feuer ist nach sieben Tagen weitgehend unter Kontrolle, aber es wirkt nach. Sachsen-Anhalts Wirtschafts- und Forstminister Sven Schulze zweifelt laut und vernehmbar am Staatsvertrag mit Niedersachsen über den gemeinsamen Nationalpark, Niedersachsens damaliger Umweltminister Olaf Lies hatte Bedenken an großflächiger Totholzräumung und Schneisen im Schutzgebiet formuliert. Die Äußerungen Schulzes führen zu Debatten im Landtag von Sachsen-Anhalt. Dabei gibt es gar keinen grundsätzlichen Dissens. Der Nationalpark fängt unmittelbar nach dem Feuer damit an, Totholz aus dem Nationalpark zu räumen, vor allem am Ortsrand von Schierke, denn es gilt manchen als Brandbeschleuniger. Für Naturschützer dient Totholz aber vor allem der biologischen Vielfalt, und es hilft dabei, dass ein neuer Wald heranwachsen kann.

Gericht eingeschaltet

Weil der Nationalpark aus Sicht des Nabu-Landesverbandes Sachsen-Anhalt zu viel Totholz räumt und sich kaum abspricht, erwirkt der Nabu beim Verwaltungsgericht Magdeburg per Eilantrag einen Stopp der Arbeiten. Im Zuge einer Einigung verpflichtet sich der Nationalpark zu mehreren Auflagen, betont indes, die Totholzräumung diene dem Schutz von Menschen.

Gestritten wird außerdem darum, wie groß das Feuer ist. Laut Nationalpark und dem Land Sachsen-Anhalt maximal zwölf Hektar, der Landkreis Harz beharrt darauf, es sei 360 Hektar groß und erklärt auf Nachfrage den Unterschied damit, die Zahl basiere auf der Auswertung von Satellitenbildern und berücksichtige auch „Moorbrände“ sowie „Spotfeuer“.

Naturschützer, aber auch einige Fraktionen im Magdeburger Landtag, vor allem Grüne und Linke, weisen darauf hin, dass die Brockenbahn als mutmaßlicher Verursacher der Brände gilt. Somit müsse an den mit Kohle befeuerten Loks angesetzt werden, um künftig Brände zu verhindern, anstatt Totholz zu räumen. Über die Brandeigenschaften von Totholz soll ein Gutachten der TU Dresden Auskunft geben, das bis zum Jahresende 2022 aber noch nicht vorgelegt wurde.

Auch zur Brandursache hat es unterschiedliche Angaben gegeben. Zwischenzeitlich heißt es, Ursache sei Brandstiftung. Später ist davon keine Rede mehr.

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