Regionale Bio-Eier: So trotzt Hof „Schieren Eichen“ den Krisen

Neben den vier großen Ställen auf dem Hof Schieren Eichen haben die Hühner ausreichend Auslauf im Freien. Foto: Neddermeier
Der Biohof „Schieren Eichen“ in Lutter am Barenberge steht vor den Herausforderungen der Dumpingpreise im Discountbereich und den Folgen der Corona-Pandemie. Die Brüder Jan Conrad und Hauke Gaus setzen auf Tierwohl und regionale Vermarktung ihrer Bio-Eier und Nudeln.
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Langelsheim. Der Biohof „Schieren Eichen“ liegt recht idyllisch unweit des Steimker Bachs im Mini-Ortsteil Rhode bei Lutter am Barenberge. Hier sagen sich Fuchs und Hase Gute Nacht. Nicht unbedingt so gut, für die Landwirte Jan Conrad und Hauke Gaus, die sich neben dem Ackerbau im Wesentlichen auf die Eierproduktion ausgerichtet haben. Denn Füchse oder zuletzt auch immer wieder Greifvögel und sogar Krähen haben sich ein ums andere Mal über das Federvieh hergemacht.
Denn trotz der beeindruckend großen Ställe haben die rund 27.000 Hühner, die die beiden Brüder haben ausreichend Auslauf und Bewegungsraum im Freien. „Uns liegt das Tierwohl am Herzen“, betont Jan Gaus und spricht für das gesamte Team des biologisch wirtschaftenden Legehennenbetriebs nach Naturland-Richtlinien. Die Eier und Nudeln sind von besonderer Qualität und entsprechend bio-zertifiziert. Einen kleinen Hofladen gibt es natürlich auch. Die Bewertungen im Internet sind durchweg positiv. Lutters Bio-Eier sind überregional bekannt.
„Schwarze Schafe“ in der Eierproduktion
Die Gaussens beklagen sich über die Dumpingpreise in Discountern. Da kostet ein Ei aus Bodenproduktion rund die Hälfte. Eine wertige Eierproduktion sei aufwendig, arbeits- und kostenintensiv – im Gegensatz zu den anderen Haltungsformen. Leider gebe es in der Eierproduktion immer wieder schwarze Schafe, denen das Tierwohl egal sei und wo nur der Profit zähle, so Gaus. Erfreulicherweise haben doch zuletzt immer mehr Verbraucher erkannt, dass Bioqualität zu Recht teurer sei. Im Moment sei man ganz zufrieden mit den Absatzzahlen.

Im Inneren der Ställe haben die Hennen genügend Platz, um ihre Eier auszubrüten. Foto: Neddermeier
Nach der harten Zeit der Corona-Pandemie sei man auf dem Hof „Schieren Eichen“ jetzt wieder recht erfolgreich unterwegs, obwohl die Energiekrise im Zuge des Ukraine-Krieges wieder zu rückläufigen Bioeierabsätzen geführt habe. Doch die regionale Vermarktung in Supermärkten sei mittlerweile gut angelaufen. „Wir haben unsere Abhängigkeit von wenigen Abnehmern dadurch abschütteln können“, betonen die beiden Landwirte. Geliefert wird jetzt in einem Umkreis von rund 50 Kilometern.
Regionale Vermarktung: Erfolg trotz Energiekrise und Corona-Pandemie
Ende 2019 hat Hauke Gaus drei Ställe errichten lassen, in denen er fast 15.000 Hühner unterbringen kann. Bruder Jan Conrad beherbergt in seinem Stall 12.000 Hühner – weiß gefiederte Legehennen und Bruderhähne der Rasse Isabell. Für die Fütterung kommt größtenteils Getreide von den eigenen Äckern zum Einsatz. Schmackhafte cremefarbene Eier sind das Produkt der robusten Federviecher. Ein Teil des Getreides wird vermarktet, ebenso wie Zuckerrüben, die in Schladen landen. Das alles wird auf dem Biohof „Schieren Eichen“ mit drei Mitarbeitern und den Altenteilern, Conrad und Rosemarie Gaus bewerkstelligt. Verkauft werden im Jahr an die sieben Millionen Eier. Eine Henne legt rund 280 Eier. „Das klingt viel, aber wenn man zum Beispiel nach Berlin schaut, dann bekommt jeder Bürger dort nur zwei Eier“, rechnet Hauke Gaus vor. Das verdeutliche ungefähr, wie hoch der bundesweite Bedarf sei.

Hauke Gaus (l.) produziert Nudeln. Jan Conrad Gaus präsentiert eine seiner gut genährten Legehennen. Fotos: Neddermeier
Bruderhähne und Nudelproduktion: Investitionen und kreative Ideen
Alle 18 bis 20 Monate muss die gesamte „Belegschaft“ der Ställe erneuert werden. „Das sind immer wieder große Investitionen, mit denen wir ins Risiko gehen müssen“, sagt Jan Conrad Gaus. Das sind rund 240.000 Euro mit dem verpflichtenden Zukauf der Bruderhähne – den männlichen Tieren einer Legehennen-Zuchtlinie. Als Alternative zum Töten der männlichen Küken gibt es seit einiger Zeit das Prinzip Bruderhahn, bei dem die „Brüder“ der Legehennen aufgezogen, gemästet und als Geflügelfleisch vermarktet werden. Auch das verteuere die Eierpreise. Die beiden Brüder sind nach wie vor mit Leidenschaft auf ihrem Hof unterwegs und haben kreative Ideen, wie zuletzt der zunächst kostenintensive Aufbau einer „Nudelei“ – einer Nudelproduktionslinie im ehemaligen Kuhstall.

Landwirte versorgen die Bürger, so lautet die Übersetzung dieses Protestplakates. Foto: Neddermeier
EU-Regularien und Bauernproteste: Kampf um Wertschätzung
Trotz der Regularien seitens des EU-Parlaments und auch der Bundesregierung wollen sie weitermachen. Auch wenn es manchmal schwerfalle, da vieles nicht nachvollziehbar und von Bürokraten erdacht sei, finden Hauke und Jan Conrad Gaus. Deshalb hätten sie sich den Bauernprotesten angeschlossen. Dabei geht es den beiden auch um mehr Wertschätzung gegenüber denjenigen, die sich um die Nahrungsversorgung der Bürger kümmern. Wenn es so weiter gehe mit Subventionsabbau, und Verordnungen, dann fehlten irgendwann die Perspektiven für Jungbauern.