Zähl Pixel
Standesamt Clausthal-Zellerfeld

Nur die Liebe zählt: Wieder mehr Oberharzer Trauungen

Paare können sich auch im Maschinenraum des Ottiliae-Schachts trauen lassen. Gefahren werden sie mit der einstigen Förderbahn. Ingo Sandhagen bezeichnet das als Alleinstellungsmerkmal. Foto: Privat

Paare können sich auch im Maschinenraum des Ottiliae-Schachts trauen lassen. Gefahren werden sie mit der einstigen Förderbahn. Ingo Sandhagen bezeichnet das als Alleinstellungsmerkmal. Foto: Privat

Die Corona-Pandemie hatte zur Folge, dass weniger Paare standesamtlich heirateten. Die Zahl der Trauungen im Oberharz sank: 2021 waren es nur 50. Doch im Folgejahr stieg sie bereits auf 66 an. Brautleute können wählen, wo sie getraut werden möchten.

Von Angela Potthast Dienstag, 24.01.2023, 11:00 Uhr

Für nur 0,99 € alle Artikel auf goslarsche.de lesen
und im ersten Monat 9,00 € sparen!
Jetzt sichern!

Clausthal-Zellerfeld. Einem abrupten Ab folgte ein allmähliches Auf. Die Corona-Pandemie ließ in ihren Anfängen viele Paare erst einmal Abstand nehmen von einem standesamtlichen Ja. Termine waren vereinbart, wurden aber wieder annulliert. Einige hingegen wollten partout nicht darauf verzichten. Im Oberharz haben Heiratswillige die Wahl zwischen sehr unterschiedlichen Trauorten.

Weniger Gäste

73 Eheschließungen weist die Statistik noch für das Jahr 2019 aus, 56 waren es im ersten Coronajahr, 50 im zweiten und schon wieder 66 in 2022. Im Jahr 2020 also war die Zahl der Trauungen deutlich nach unten gegangen. Etliche Paare hätten abgesagt, erklärt Ingo Sandhagen. Er ist Standesbeamter der Berg- und Universitätsstadt Clausthal-Zellerfeld. Viele allerdings hätten unbedingt heiraten wollen, und hätten in Kauf genommen, weniger Gäste dabei zu haben. Coronabedingt gab es ja Ein- und Beschränkungen. So wurde beispielsweise eine Namensliste angelegt, stand eine transparente Trennwand zwischen den Brautleuten und dem Standesbeamten oder der Standesbeamtin. Das machte einen Verzicht auf den Mund-Nasen-Schutz möglich während der Trauung. Aber: „Es gab auch Paare, die wollten die Maske aufbehalten.“

Eine Erinnerung an Hochzeiten während der Pandemie bleibt sicher die Aufnahme, die Ingo Sandhagen mit Maske zeigt. Auf ihr steht ein handschriftliches „Ja“. Foto: Privat

Eine Erinnerung an Hochzeiten während der Pandemie bleibt sicher die Aufnahme, die Ingo Sandhagen mit Maske zeigt. Auf ihr steht ein handschriftliches „Ja“. Foto: Privat

Angehörige an der Vermählung teilhaben zu lassen, war offenbar nicht überall möglich in den vergangenen Corona-Jahren. Ingo Sandhagen erinnert sich an ein Paar, das gerne in einer anderen Stadt geheiratet hätte. „Doch dort durfte niemand mit hinein ins Trauzimmer.“ Ein Anruf im Clausthal-Zellerfelder Standesamt und der Termin stand, genauso der Ort des Geschehens, an den das Paar Angehörige habe mitnehmen dürfen. Getraut worden sei im Dietzelhaus, nachdem alle vorher noch einen Coronatest gemacht hätten.

Feiern nachholen

Am Hochzeits-Aufkommen des vergangenen Jahres liest Ingo Sandhagen eine gewisse Stabilität ab. Auffällig, vor allem im Vergleich zur Vor-Pandemiezeit: Es seien eher Freitags- als Samstagstermine gewesen. Er vermutet, dass Paare ihre Hochzeit haben nachholen wollen und dadurch gefragte Lokalitäten an Samstagen nicht mehr frei gewesen seien.

Das Standesamt-Trio (v. l.): Susanne Hausdörfer, Ingo Sandhagen und Astrid Freitag. Sie können Hochzeitswilligen verschiedene Orte für die Trauung vorschlagen. Das Trauzimmer im Verwaltungsgebäude ist nur eines. Foto: Potthast

Das Standesamt-Trio (v. l.): Susanne Hausdörfer, Ingo Sandhagen und Astrid Freitag. Sie können Hochzeitswilligen verschiedene Orte für die Trauung vorschlagen. Das Trauzimmer im Verwaltungsgebäude ist nur eines. Foto: Potthast

Für rund 90 Prozent der Oberharzer Trauungen wird laut Ingo Sandhagen das Dietzelhaus zur Kulisse. Alternativen mit unterschiedlichen Kapazitäten sind unter anderem das Trauzimmer im Verwaltungsgebäude, der weiße und der blaue Saal des Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie, die MS „AquaMarin“ auf der Okertalsperre und der Maschinenraum des Ottiliae-Schachts auf dem Gelände des Oberharzer Bergwerksmuseums. Der Trauort habe schon ein Alleinstellungsmerkmal, so Ingo Sandhagen, denn das Paar werde per historischer Tagesförderbahn chauffiert. Nicht alle Brautleute, die er oder seine Kolleginnen Astrid Freitag und Susanne Hausdörfer vermählen, stammen aus dem Oberharz. Und nicht alle, die aus dem Oberharz stammen, wollen im Oberharz heiraten. Doch auch in diesen Fällen sind sie die erste Anlaufstelle – für die Anmeldung der Eheschließung.

Über das Wo sprechen

Wollen die Paare an ihrem Wohnort bleiben, können sie mit dem Standesbeamten oder der Standesbeamtin über das Wo der Trauung sprechen. Nicht überall ist alles machbar. Trauorte müssen gesetzlich gewidmet sein, laut Ingo Sandhagen.

Große Beliebtheit hat das Dietzelhaus mit seinem Tugendsaal. Foto: Potthast

Große Beliebtheit hat das Dietzelhaus mit seinem Tugendsaal. Foto: Potthast

Ist er selbst mit den Brautleuten im Gespräch darüber, möchte er zudem Persönliches über die beiden wissen. Wie sie sich kennengelernt, welche Gemeinsamkeiten sie haben, welche Hobbys… Nach den Charakter-Eigenschaften des jeweils anderen, der jeweils anderen erkundigt er sich ebenfalls – unabhängig voneinander. All das bindet er thematisch ein in den Amtsakt. Das mit den Charaktereigenschaften werde für das Paar zur Überraschung und habe manchmal schon Freudentränen kullern lassen.

Das mit den Hobbys wird für den Standesbeamten auch zum Anlass, eine passende Dekoration mitzubringen. Er denkt an die zwei zu Vermählenden, die ihm erzählten, sich für einen Brautstrauß aus Legosteinen entschieden zu haben. Bei Sandhagens zu Hause sei sogleich der Legobestand gesichtet worden. Die Initialen des Paares habe er gelegt als zusätzlichen Hochzeitsschmuck. Leider habe er den jedoch daheim vergessen. Angekommen am Trauort, erfuhr er, dass auch der angekündigte Legostrauß fehlte. Der sei nämlich vorher runter gefallen…

Die Goslarsche Zeitung gibt es jetzt auch als App: Einfach downloaden und überall aktuell informiert sein.

Diskutieren Sie mit!
Weitere Themen aus der Region