Hochwasserentlastung soll Überlaufen der Talsperren verhindern

Die Okertalsperre ist gut gefüllt. Sie hat bald ihren Vollstand erreicht. Foto: Neuendorf
Die Pegelstände der Flüsse sind weiter hoch: Die Feuerwehr ist durchgängig bereit und die Einsätzkräfte behalten die Gewässer im Auge. Die Talsperren haben annährend ihren Vollstand erreicht. Dann muss das Wasser kontrolliert abgelassen werden.
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Andauernder Regen lässt in Niedersachsen die Pegelstände von Flüssen und Bächen weiter steigen. Nach Angaben des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten und Naturschutz (NLWKN) hatten am frühen Sonntagmorgen 30 Pegel die dritte von vier Warnstufen erreicht. Diese Schwelle überschritten unter anderem die Flüsse Weser, Aller, Leine und Oker. Bei Stufe drei ist die Überschwemmung von Grundstücken und größeren Flächen sowie von Straßen und Kellern möglich.
In vielen Landkreisen schützten Feuerwehren und ehrenamtliche Helfer Bereiche mit Sandsäcken. Schon am Samstag wurde in mehreren Regionen in Niedersachsen vor Hochwasser gewarnt.
Talsperren erreichen annährend Vollstand – Kontrolliertes Ablassen
Am Montagvormittag haben die Okertalsperre und die Innerstetalsperre einen Wasserstand von etwa 90 Prozent erreicht. Alle sechs Talsperren der Harzwasserwerke sind damit am Montagabend annährend bis zum Vollstau gefüllt. Das bedeutet, dass eine zusätzliche, planmäßige und vor allem kontrollierte Abgabe an Wasser erforderlich wird. Dies geschieht über die sogenannte Hochwasserentlastung, erklärt Norman Droste, Pressesprecher der Harzwasserwerke gegenüber der GZ.
Diese Vorrichtungen dienen dazu, ein unkontrolliertes Überlaufen der Talsperren zu verhindern. An der Innerstetalsperre erfolgt die Hochwasserentlastung zum Beispiel über einen Turm in der Talsperre, wie es in einer Pressemitteilung heißt. „Mit Hebern werden Öffnungen aufgemacht, sodass der Abfluss zwar höher ausfällt, aber nicht so extrem viel Höher", sagt Droste. Mit dem Einstau der Talsperren in den Bereichen dieser Hochwasserentlastungsanlagen hinein und nach aktuellen Prognosen seien dadurch keine extremen Abgabeänderungen zu erwarten, heißt es weiter.
Die Lage werde weiterhin durch den NLWKN und die Harzwasserwerke überwacht und die Situation von Experten aus der Wasserwirtschaft bewertet. „Momentan ist das ein ständiges Abwegen von Entscheidungen und Prognosen", sagt Droste weiter.
Am Montagnachmittag wurde die Lage vielerorts noch beobachtet, so unter anderem in Vienenburg, wo man sich bereits auf weiter steigende Stände eingestellt hat. Ebenso drohen einige Teiche in Clausthal-Zellerfeld überzulaufen. Währenddessen ist die Lage im Rhüden stabil, der Pegel ist dort laut Feuerwehr teilweise sogar wieder um etwa drei Zentimeter gefallen.
Die Homepage der Harzwasserwerke war seit etwa 15 Uhr am Montagnachmittag nicht mehr erreichbar. Der Grund: „Aufgrund der derzeitigen Anfragen sind unsere Server leider überlastet", hieß es dort.
Hier können Sandsäcke abgeholt werden
Wie die Stadt Goslar mitteilt, werden in Vienenburg, Oker und Wiedelah Beaver-Dämme als mobiler Hochwasserschutz verlegt. Abenso werden der Bevölkerung weiterhin Sandsäcke zur Verfügung gestellt. Ab 13 Uhr können diese auf dem Parkplatz am Bahnhof in Vienenburg, an der Martin-Luther-Kirche in Oker, dem Rübezahlplatz und an der Mehrzweckhalle sowie im Feuerwehrhaus in Wiedelah abgeholt werden. Tauchpumpen für den Hausgebrauch stehen direkt in der Feuerwache in Goslar bereit.
DWD gibt Unwetterwarnung für Harz heraus
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hat keine Entwarnung für die Hochwassergebiete in Niedersachsen gegeben. „Wir haben eine sehr nasse Phase, der Regen wird nicht so schnell abreißen”, sagte eine DWD-Sprecherin am Sonntag. Für den Harz gab der DWD eine Unwetterwarnung heraus. Auch vor Orkanböen auf dem Brocken wurde gewarnt. „Die Lage ist angespannt in Niedersachsen, in vielen Bereichen gibt es mittleres oder großes Hochwasser”, betonte sie.

In Bad Harzburg haben Einstzkräfte der Feuerwehr bereits gestern damit begonnen die aufgebauten mobilen Dämme zu erweitern und zu verstärken. Foto: Schlegel
Der NLWKN hatte bereits am Freitag mitgeteilt, dass er wegen der mit dem Sturmtief „Zoltan” einhergehenden Niederschläge mit einer landesweiten Verschärfung der Hochwasserlage über die Weihnachtsfeiertage rechne.

In Goslar werden mobile Dämme aufgebaut, um die Stadt vor Überschwemmungen zu schützen. Foto: Epping
Angebote wahrgenommen
In Goslar hatten die Einsatzkräfte am Mittag im Bereich des Moritz-von-Sachsen-Platzes und Am Stoben jeweils zwei Paletten mit Sandsäcken für Einwohner bereitgestellt. Und auch in Oker und Vienenburg standen jeweils vier Paletten mit Sandsäcken zur Verfügung.
Die Feuerwehr rief zudem alle Menschen dazu auf, sich selbst zu schützen und sofern erforderlich Keller in Eigenverantwortung auszupumpen. „Dafür stehen Tauchpumpen in der Goslarer Feuerwache, Okerstraße 40, zur Abholung bereit“, schrieb die Feuerwehr am Sonntagmittag. „Bürgerinnen und Bürger haben vielfach das Angebot wahrgenommen und Sandsäcke sowie Tauchpumpen zum Eigenschutz abgeholt“, teilt die Stadtverwaltung am Abend mit.
Wälder meiden
Der Landkreis weist aber auch darauf hin, dass Menschen Wälder momentan meiden sollten, da durch aufgeweichte Böden und Sturm Gefahren durch umstürzende Bäume und herabfallende Äste besteht. Zudem seien potentielle Überflutungsbereiche, wie zum Beispiel die Oklerauen, zu meiden, schreibt die Verwaltung.

Das Wohngebiet Arnikagrund in Braunlage ist zum Teil überschwemmt. Die Feuerwehr ist im Einsatz. Foto: Feuerwehr Braunlage
Feuerwehren sind überall im Landkreis im Einsatz
Die Feuerwehren im Landkreis sind alarmiert und Einsatzbereit – regelmäßig kontrollieren sie Pegelstände an den Flüssen und die Hochwasserlage in den Ortschaften. „Die Lage ist noch überschaubar“, teilt beispielsweise die Jerstedter Feuerwehr auf Instagram nach einer Ortskontrollfahrt mit. In Wildemann legen die Einsatzkräfte bauen die Einsatzkräfte weitere Hochwasser-Schützwälle aus Sandsäcken. Und auch die Feuerwehren aus Bad Harzburg haben die Sicherheitsvorkehrungen noch einmal ausgeweitet.

Auch zwischen Hahnenklee und Goslar bewegt sich viel Wasser in den Flüssen. Foto: Epping
Volle Keller und Hochwassereinsätze
Wie die Othfresener Feuerwehr berichtet ist in dem Ort bereits gestern Abend der Hainbach über die Ufer getreten und drohte die Halle eines örtlichen Betriebs zu überfluten. Die Feuerwehr rückte aus und sicherte die Halle mit Sandsäcken, teilt die Feuerwehr mit. Und auch zuvor habe sie bereits zwei Einsätze wegen vollgelaufener Keller im Posthof gehabt.

Momentan fließt ein reißender Strom durch den Kurpark in Bad Harzburg – der Hochwasserdamm dort ist bereits gestern verstärkt worden. Foto: Schlegel
Straßen sind teilweise gesperrt
Doch nicht nur Wohngebiete und Orte sind vom Hochwasser betroffen. Auch mehrere Straßen im Landkreis sind momentan wegen Überflutungen gesperrt. Zwischen Ringelheim und Altwallmoden sind Teile der K34 und der K4 zwischen Heinrichstraße und Mühlenweg aktuell gesperrt. Und auch die K53 zwischen Bornhausen und dem Abzweig nach Rhüden ist momentan überflutet und in beide Fahrtrichtungen gesperrt. Außerdem ist die K58 zwischen Rhüden und Bilderlahe ebenfalls in beide Fahrtrichtungen gesperrt – Grund dafür sind ebenfalls Überschwemmungen. jf/jhb/dpa/ Video: Epping

Bei Salzgitter-Ringelheim sorgt die Innerste für überschwemmte Straßen – einige sind wegen Überflutungen momentan gesperrt. Foto: Kasemir
:Dieser Artikel wird aktualisiert. (Stand 25.12.23, 19.40 Uhr)