Berliner Ausstellung zeigt die Euthanasie-Verbrechen der Nazis

AGG-Lehrerin Sabine Rehse (AGG) hat die Ausstellung gemeinsam mit ihren Schülern durch weitere Exponate ergänzt. Foto: Privat
„Die nationalsozialistischen Euthanasie-Morde“ sind Gegenstand einer Wanderausstellung aus Berlin, die ab dem 2. April im Goslarer Kulturmarktplatz Station macht. Sie ist bis zum 4. Mai zu sehen. Der Verein Spurensuche bietet Führungen an.
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Goslar. Die Initiative Stolpersteine im Verein Spurensuche Harzregion lädt für Mittwoch, 2. April, zur Eröffnung der Sonderausstellung „Die nationalsozialistischen Euthanasie-Morde“ in den Raum Arcachon in den Kulturmarktplatz ein. Goslars Oberbürgermeisterin Urte Schwerdtner (SPD) hält zum Start um 19 Uhr ein Grußwort.
Begleitet von einem musikalischen Rahmenprogramm unter Leitung von Anette Zell führt Dr. Kurt Fontheim mit regionalen Bezügen in die Thematik ein. Mit ihren Schülern der Okeraner Adolf-Grimme-Gesamtschule (AGG) berichtet Lehrerin Sabine Rehse von ihrer Projektarbeit – unter anderem von ihrem Besuch in der Heil- und Pflegeanstalt Bernburg. Dr. Stefan Cramer stellt seine Recherchen zu Goslarer Euthanasie-Opfern vor. Der Eintritt ist frei.
Die Wanderausstellung der Deutschen Forschungsgemeinschaft, die durch die Stiftung Topographie des Terrors betreut wird, kommt aus Berlin und zeigt, wie die Nationalsozialisten erstmals ihre systematische, fabrikmäßige Tötungstechnologie erprobten.
Direkte Verbindung zum Holocaust
Tiergartenstraße 4 in Berlin – das war der Ort, an dem die geheime Zentraldienststelle der Nationalsozialisten stand, wo der systematische Massenmord an Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen unter der beschönigenden Überschrift „Euthanasie“ geplant und organisiert wurde. Heute ist bekannt, dass es von den Euthanasie-Verbrechen eine direkte Verbindung zum Holocaust gibt, der Massenvernichtung der Juden Europas.
Der ersten geheimen Tötungsaktion („Aktion T4“) der Nationalsozialisten fielen mehr als 70.000 Patienten aus Heil- und Pflegeanstalten zwischen 1940 und 1941 zum Opfer. Nach Protesten aus der Bevölkerung, vor allem aus Kreisen der Kirche, wurde die Aktion zwar offiziell im Sommer 1941 beendet, aber danach dezentral und verborgen weitergeführt. Nach derzeitigem Forschungsstand wurden bis Kriegsende etwa 300.000 Patienten durch Gas, Medikamente oder Nahrungsentzug getötet.
Geschichte der Fontheim-Klinik
Ergänzt wird die Ausstellung im Kulturmarktplatz durch Exponate einer AGG-Schülergruppe. Der Verein Spurensuche erweitert sie zudem um Biografien Goslarer Euthanasie-Opfer, für die wie berichtet im Juni 2025 Stolpersteine verlegt werden sollen. Als weitere Information wird die Geschichte der Psychiatrie Dr. Fontheim in Liebenburg zur Zeit des Nationalsozialismus dargestellt. Die Ausstellungstexte sind nach Angaben der Veranstalter meist zusätzlich in leichter Sprache abgedruckt. Zwei spezielle Medienstationen bieten Informationen für Besucher mit und ohne Beeinträchtigungen des Hörens und des Sehens.
Schüler ab Klasse neun
Mitglieder des Vereins Spurensuche bieten für Dienstag, 8. April, Mittwoch, 16. April, sowie Donnerstag, 24. April, öffentliche Führungen durch die Ausstellung an. Beginn ist jeweils um 17 Uhr. Die Ausstellung eignet sich für Schüler ab Klasse neun. Nach individueller Terminabsprache werden Führungen für Schulklassen angeboten. Ansprechpartner für Lehrkräfte sind per E-Mail an erikahauffcramer@gmail.com oder sabine-rehse@gmx.de zu erreichen. Die Ausstellung kann bis zum 4. Mai täglich außer montags zwischen 10 und 17 Uhr im Kulturmarktplatz besucht werden. Der Eintritt ist frei. red/fh