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Vize-Weltmeister im Hapkido

TU-Student gelingt der Spagat zwischen Studium und Sport

Neben seinem Studium und dem Engagement in der Hochschulpolitik ist Ali Naderiverandis große Leidenschaft Hapkido. Er trainiert die koreanische Kampfkunst, seitdem er sieben ist. Mittlerweile ist er unter anderem Europameister. An der TU Clausthal hat er zwischenzeitlich als Selbstverteidigungslehrer gearbeitet. Fotos: Privat

Neben seinem Studium und dem Engagement in der Hochschulpolitik ist Ali Naderiverandis große Leidenschaft Hapkido. Er trainiert die koreanische Kampfkunst, seitdem er sieben ist. Mittlerweile ist er unter anderem Europameister. An der TU Clausthal hat er zwischenzeitlich als Selbstverteidigungslehrer gearbeitet. Fotos: Privat

Der Master-Absolvent Ali Naderivarandi hat sich neben seinem Studium viel an der TU Clausthal engagiert: Er war im Studentenparlament tätig und war der erste internationale Student, der Senatsmitglied war. Er war sogar für Weltmeisterschaften in Mexiko.

Von Corinna Knoke Mittwoch, 24.05.2023, 14:00 Uhr

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Clausthal-Zellerfeld. Beim Master liegt die Regelstudienzeit bei vier Semestern, also zwei Jahren. Ali Naderivarandi, der an der TU Clausthal jetzt seinen Abschluss in der Wirtschaftsinformatik gemacht hat, hat fünf Jahre dafür gebraucht. Unangenehm ist ihm das aber nicht. „Das liegt an meinen vielen Nebentätigkeiten“, erklärt der 32-Jährige. Er engagierte sich unter anderem in der Hochschulpolitik, programmierte eine App für einen örtlichen Schnellimbiss und war bei Weltmeisterschaften in Mexiko.

Ali Naderivarandi ist 2016 nach Deutschland gekommen. Der gebürtige Iraner hatte drei Zulassungen von Universitäten in Deutschland: in Essen, München und eben in Clausthal-Zellerfeld. Weil die Preise im Oberharz jedoch deutlich günstiger waren, hat er sich für die TU Clausthal entschieden. „Und es bis heute keinen Tag bereut“, betont er. Schon in seiner Heimat hatte Naderivarandi angefangen, Deutsch zu lernen. „Ein bisschen Ahnung sollte man schon haben.“ Seinen Bachelor in Wirtschaftsingenieurwesen hatte er bereits im Iran gemacht.

Student entwickelt eine Bestell-App für Imbiss

Als er wusste, dass er nach Deutschland will, hat er sogar einen Barista-Kurs absolviert – um neben dem Studium in einem Café zu arbeiten. Nach einem Jahr in der Gastronomie wollte sich Naderivarandi jedoch umorientieren: „Ich wollte etwas machen, was mehr mit meinem Studium zu tun hat“, sagt er. So engagierte er sich zunehmend in seinem Institut. Für ein Restaurant in Clausthal-Zellerfeld hat der Wirtschaftsinformatiker eine App programmiert, damit Kunden dort ihr Essen bestellen können (GZ berichtete). Darüber hinaus hatte Naderivarandi in der Corona-Pandemie die Idee, die Rezeptabgabe bei den Clausthaler Apotheken zu digitalisieren. So hätten die Patienten die Rezepte nicht mehr vorbeibringen müssen, sondern hätten sie einfach als Foto auf eine Plattform laden können. Bislang sei aber noch keine Kooperation mit einer Apotheke zustande gekommen.

Zwischenzeitlich war der heute 32-Jährige noch als Selbstverteidigungstrainer tätig. Hapkido nimmt seit seinem siebten Lebensjahr einen großen Teil in seinem Leben ein. Das ist eine Selbstverteidigungskunst, die vor allem aus Abwehrtechniken besteht. Die Sportart ist nach Taekwondo die populärste koreanische Kampfkunst. Zu einem Selbstverteidigungskurs hatte Naderivarandi den Iraner Jafar Navaei an die TU Clausthal eingeladen. Er ist Weltmeister im Hapkido. Aber Ali Naderivarandi kann auch eigene Erfolge vorweisen: 2018 gewann er vor rund 3000 Zuschauern in St. Petersburg bei der Hapkido-Europameisterschaft. Und 2017 holte er sich bei den Welttitelkämpfen in Mexiko die Silbermedaille.

Weil es für ihn damals aber gar nicht so einfach gewesen sei, seine Lebenskosten zu tragen, habe er die psychosoziale Beratungsstelle des Studentenwerks aufgesucht. Dort habe er von einer Stelle als Kulturreferent beim Allgemeinen Studierendenausschuss (Asta) erfahren. „Ich wusste gar nicht, was das ist. Das musste ich erst einmal googeln“, gesteht Naderivarandi. Als er dann aber diese Stelle bekommen hat, konnte er sich nach Herzenslust einbringen und die Kulturen der TU Clausthal zusammenführen.

Was macht eigentlich ein Kulturreferent?

Er erinnert sich an ein Event namens „Chitüran“. An diesem Kulturabend gab es chinesisches, türkisches und iranisches Essen, und es wurde viel zusammen getanzt. Für Bollywood-Stimmung in der Stadthalle sorgte der indische Abend, den Naderivarandi mit seinem Team organisierte.

In seiner Funktion im Asta-Vorstand lädt Ali Naderivarandi Dr. Firouz Naderi an die TU Clausthal. Der Wissenschaftler ist bei der Nasa tätig.

In seiner Funktion im Asta-Vorstand lädt Ali Naderivarandi Dr. Firouz Naderi an die TU Clausthal. Der Wissenschaftler ist bei der Nasa tätig.

Durch seine Vorstandsarbeit im Asta war er mit verantwortlich, den iranisch-amerikanischen Dr. Firouz Naderi einzuladen. Er leitet das Programm zur Erforschung des Sonnensystems am „Jet Propulsion Laboratory“, das der Nasa angegliedert ist.

Aber da hörte das Engagement von Ali Naderivarandi noch nicht auf: Nach eigener Aussage war er der erste internationale Student, der Senatsmitglied war. Der Senat der TU Clausthal ist neben dem Präsidium das bedeutendste Gremium der Universität. Ihm gehören sieben Hochschullehrer, vier weitere Mitarbeiter und zwei Studenten an. Außerdem war er für den Ring Christlich-Demokratischer Studenten im Studentenparlament tätig und hat die Interessen der Hochschüler vertreten.

Für die Chancen, die Naderivarandi in Deutschland bekommen hat, ist er sehr dankbar. Dem Oberharz will er weiterhin seine Treue halten, obwohl er mittlerweile eine Stelle in Frankfurt in einer Projektberatungsfirma angetreten hat. Weil er viel aus dem Home-Office erledigen kann, bleibt er in Clausthal-Zellerfeld wohnen.

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