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Schichtende mit 220 Gästen

Harzer Welterbe-Abschied mit Goslarer Ehrennadel für Gerhard Lenz

Das Beste kommt zum Schluss: Welterbe-Direktor Gerhard Lenz hat zusammen mit Ehefrau Elke und Niedersachsens Wissenschaftsminister Falko Mohrs (li.) sichtbar Freude an dem, was zum Schichtende über ihn gesagt wird. Foto: Epping

Das Beste kommt zum Schluss: Welterbe-Direktor Gerhard Lenz hat zusammen mit Ehefrau Elke und Niedersachsens Wissenschaftsminister Falko Mohrs (li.) sichtbar Freude an dem, was zum Schichtende über ihn gesagt wird. Foto: Epping

Rammelsberg-Chef und Harzer Welterbe-Stiftungsdirektor Gerhard Lenz hat sein berufliches Schichtende am Berg mit rund 220 Gästen in der Waschkaue gefeiert. Oberbürgermeisterin Urte Schwerdtner zeichnete ihn mit der Ehrennadel der Stadt Goslar aus. 

Von Frank Heine Montag, 15.01.2024, 17:00 Uhr

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Goslar. Hin und wieder schwer geschluckt und ein paar Tränchen weggedrückt, aber auch herzhaft gelacht und zwischendurch mit der Ehrennadel der Stadt Goslar ausgezeichnet: Gerhard Lenz, seit Juli 2012 Geschäftsführer und Museumsleiter des Weltkulturerbes Bergwerk Rammelsberg und Stiftungsdirektor des Welterbes Bergwerk Rammelsberg, Altstadt von Goslar und Oberharzer Wasserwirtschaft, hat mit einem gut zweistündigen Festakt vor rund 220 Gästen in der Waschkaue des Rammelsberges sein definitives Schichtende gefeiert.

Der 1958 im hessischen Korbach geborene Geschichtswissenschaftler, Ausstellungsprofi und Soziologe geht Ende Januar in den Ruhestand. Sein Nachfolger wird wie berichtet sein Goslarer Museumsvize Dr. Johannes Großewinkelmann, der gemeinsam mit der stellvertretenden Harzer Stiftungsdirektorin Dr.Manuela Armenat durch den offiziellen Teil des Abends führte.

Zweierlei Art von Wertschätzung erhalten

In der Waschkaue nimmt Rammelsberg-Chef Gerhard Lenz (3.v.l.) beruflichen Abschied mit Staatssekretär Joachim Schachtner, Minister Falko Mohrs, Oberbürgermeisterin Urte Schwerdtner, dem Unesco-Duo Claudia Schwarz und Dr. Roman Luckscheiter sowie Harzwasserwerke-Geschäftsführer Lars Schmidt (v.l.), der dem Kuratorium der Harzer Welterbestiftung vorsitzt.

In der Waschkaue nimmt Rammelsberg-Chef Gerhard Lenz (3.v.l.) beruflichen Abschied mit Staatssekretär Joachim Schachtner, Minister Falko Mohrs, Oberbürgermeisterin Urte Schwerdtner, dem Unesco-Duo Claudia Schwarz und Dr. Roman Luckscheiter sowie Harzwasserwerke-Geschäftsführer Lars Schmidt (v.l.), der dem Kuratorium der Harzer Welterbestiftung vorsitzt.

Wertschätzung definiert sich zum einen über hochrangige Gäste, die zum Abschied viele freundliche Worte für die verdienstvolle Arbeit eines Menschen im Rampenlicht der Welterbe-Öffentlichkeit finden. An deren Spitze stand am späten Samstagnachmittag der niedersächsische Wissenschaftsminister Falko Mohrs, der auch noch seinen Staatssekretär und früheren Clausthaler TU-Präsidenten Professor Joachim Schachtner mitgebracht hatte. Dr. Roman Luckscheiter als Präsident der Deutschen Unesco-Kommission zählte ebenso dazu wie Claudia Schwarz als Vorsitzende des Vereins der Welterbestätten in Deutschland. Lokale Akzente mit herzlichen Ausschmückungen setzten Goslars Oberbürgermeisterin Urte Schwerdtner und Lars Schmidt als Geschäftsführer der Harzwasserwerke und Vorsitzender des Kuratoriums der Harzer Welterbestiftung.

Wertschätzung beweist sich aber vor allem darin, wie eine Mannschaft ihren Kapitän beim Verlassen der Brücke begleitet. Weil sie ihn einfach am besten kennt und am nächsten dran ist. Und wer das Harzer Welterbeteam nach elfeinhalb Lenz-Jahren in der Rammelsberger Waschkaue erlebt hat, spürte viel von emotionaler Nähe und enger Verbundenheit zum scheidenden Chef. Nicht umsonst und weit entfernt von gespielten PR-Mätzchen ging der letzte Dank des Noch-Direktors an seine Belegschaft, von der er jedem Einzelnen „einen hell leuchtenden Platz im Welterbe-Sternenhimmel“ zubilligte.

Der Mann mit Vorliebe für Kräutertee und Kaffee

Grüße von der Goslarer Ratspolitik: Oberbürgermeisterin Urte Schwerdtner überreicht die Ehrennadel der Stadt Goslar samt Urkunde.

Grüße von der Goslarer Ratspolitik: Oberbürgermeisterin Urte Schwerdtner überreicht die Ehrennadel der Stadt Goslar samt Urkunde.

Kein Zweifel: Lenz hinterlässt in Goslar und im Harz berufliche und menschliche Spuren. Über die zweite Kategorie hatte in erster Linie Schwerdtner vom Rednerpult ein paar Schmankerl parat. Der Mann mit Vorliebe für Kräutertee und Kaffee, der immer einen kleinen Rest in der Tasse lässt, aber auch eine Vorliebe für Fanta und Rotwein hat, mag Kekse, Schokolade, Currywurst und täglich eine schnelle Brezel im Rammelsberg-Casino. Sein Beitrag zum Klimaschutz sind demnach die Fahrten zur Arbeit per Bus oder E-Bike. Bei seinem Team ist er für seine Zuverlässigkeit und einem Faible für Beschilderungen bekannt. Schwerdtner schätzt an ihm ungemein die seltene Gabe, als männlicher Beifahrer „seine Klappe zu halten“. Und sie weiß, dass er als „ein wunderbarer Chef“ gegolten hat: „Ein besseres Kompliment kann man nicht bekommen.“

Steigerlied-Interpret Dr. Axel Koch macht den Miner’s-Rock-Frosch zum Geschenk.

Steigerlied-Interpret Dr. Axel Koch macht den Miner’s-Rock-Frosch zum Geschenk.

Kein Wunder also, dass Lenz beim internen Abschied vor Rührung geweint haben soll und dies am Samstag unbedingt vermeiden wollte. Was ihm nicht ganz gelang, weil eben und gerade eine nicht so häufig und vor allem nicht wahllos verliehene Ehrennadel der Stadt Goslar viel über das Ansehen der eigenen Person aussagt. Schwerdtner fasste es in einem Satz zusammen: „Er ist und bleibt ein Glücksfall für Goslar.“ Nicht nur von Schwerdtner nahm er ein Präsent mit. Steigerlied-Sänger Dr. Axel Koch schenkte ihm kurzerhand den Frosch von seinen Miner’s-Rock-Auftritten.

Gestalten als ein berufliches Privileg

Stimmungsvoll: Der Mandolinen-Club Lautenthal sorgt für die Musik.

Stimmungsvoll: Der Mandolinen-Club Lautenthal sorgt für die Musik.

Für ihn, sagte Lenz, sei jetzt die große Herausforderung, loslassen zu können – nach einem Berufsleben, in dem er das große Privileg gehabt habe, gestalten zu dürfen. Ob diesen Lebensweg schon jemand geahnt hatte, als er sich als junger Student in Göttingen unter anderem mit Hausbesetzungen und Anti-Nachrüstungsdemos beschäftig hatte? Er dankte jedenfalls zwei Professoren, die ihn zu einem richtigen Studienabschluss antrieben, und seinen Eltern, von denen der Vater sich freute, dass endlich mal jemand in der Familie tat, was er auch wirklich tun wollte. Lenz selbst freut sich jetzt zusammen mit Ehefrau Elke auch darauf, dass er nicht mehr „im März angerufen werden muss für eine Verabredung im Juli“. Er riet zur Freude am Tun und den Begriff Denkmal als Imperativ mit zwei Worten zu lesen („wie geil ist das denn?). Er wusste, dass Welterbe durch permanente Netzwerkarbeit lebt, und konnte sich gedanklich eben noch nicht so endgültig von Stiftung und Rammelsberg trennen, als er alle Anwesenden bat: „Die Zeiten werden nicht einfacher, bleiben Sie uns gewogen.“

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