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Clausthaler Wochenmarkt

Der kleine Bruder des Zellerfelder Bauernmarktes

Frisch gepflückte Erdbeeren gibt es am Obststand Franke aus Seboldshausen. Dafür besuchen die Kunden gern den Wochenmarkt auf dem Kirchplatz. Fotos: Knoke

Frisch gepflückte Erdbeeren gibt es am Obststand Franke aus Seboldshausen. Dafür besuchen die Kunden gern den Wochenmarkt auf dem Kirchplatz. Fotos: Knoke

„Wir sind wie eine große Familie“, sagt Marktmeisterin Ulrike Schoof über die Standbetreiber auf dem Clausthaler Wochenmarkt. Er lockt zwar nicht so viele Besucher wie der Zellerfelder Bauernmarkt, dennoch schätzen Kunden den besonderen Charme.

Von Corinna Knoke Donnerstag, 04.08.2022, 13:00 Uhr

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Clausthal-Zellerfeld. Es scheint, als stünde der Wochenmarkt, der immer mittwochs auf dem Clausthaler Marktkirchenplatz veranstaltet wird, im Schatten seines großen Bruders – dem donnerstags stattfindenden Bergbauernmarkt in Zellerfeld. Vor etwa zehn Jahren hat Ulrike Schoof den Clausthaler Markt gemeinsam mit der Hannoveraner Attraktive-Wochenmärkte Gesellschaft aus dem Winterschlaf geweckt und ist seitdem dort als Marktmeisterin tätig. Daher weiß Schoof genau, welchen besonderen Charme der kleine Clausthaler Wochenmarkt hat und warum die Stammkunden immer wieder gern kommen.

Sinn für Qualität

In den vergangenen Wochen und in dieser war das Angebot auf dem Clausthaler Markt ein wenig abgespeckter als sonst, berichtet Schoof. Der Kartoffel- und Eiermann war beispielsweise im Urlaub, genau wie der Bäcker. In der Regel bieten eine gute Handvoll Standbetreiber ihre Waren an: Fisch, italienische Spezialitäten, Obst und Gemüse gibt es auf dem Platz zu kaufen. Mit den rund 35 Ständen auf dem Bergbauernmarkt können die Clausthaler nicht mithalten. „Das wollen wir aber auch nicht“, betont Schoof. Der Wochenmarkt soll ein reiner Essmarkt bleiben.

Die Marktmeisterin aber auch die Standbetreiber kennen mittlerweile die Menschen, die auf dem Markt ihren Wocheneinkauf erledigen. „Ein Großteil sind Stammkunden, die immer wieder kommen“, sagt sie. Viele Rentner besuchen den Markt, aber hin und wieder bleiben laut Schoof auch Touristen stehen.

„Wir sind wie eine große Familie“, hebt die Marktmeisterin das Besondere des Clausthaler Marktes hervor. Die Händler seien schon seit vielen Jahren dabei und würden sich untereinander gut kennen. Dieses Gefühl könnten sie daher natürlich auch an die Kunden weitergeben, die sich sofort willkommen fühlten.

Persönliche Gespräche

Der Obststand Franke aus Seboldshausen hat beispielsweise schon seine Früchte und sein Gemüse auf dem Clausthaler Kronenplatz verkauft, bevor es den Wochenmarkt gab. Carola Zisser, die heute an dem Stand arbeitet, bemerkt, dass die Gespräche mit den Kunden weit über die Waren hinausgingen. „Man tauscht sich aus und fragt auch mal, wie es der Familie geht“, berichtet sie.

Alessio Fedeli aus Wolfenbüttel ist auf dem Clausthaler Wochenmarkt besonders für leckeren italienischen Schinken bekannt.

Alessio Fedeli aus Wolfenbüttel ist auf dem Clausthaler Wochenmarkt besonders für leckeren italienischen Schinken bekannt.

Eine besondere Beziehung zu seinen Stammkunden hat ebenfalls Alessio Fedeli von Piccolo-Feinkost aus Wolfenbüttel aufgebaut. In seinem Wagen bietet er italienische Delikatessen wie Schinken, Burrata und Büffelmozzarella an. Mittlerweile weiß er, was seinen Kunden schmeckt und kann ihnen auch mal individuelle Empfehlungen aussprechen. Der Feinkost-Wagen steht übrigens das ganze Jahr auf dem Kirchenplatz und nicht nur in der Wochenmarktsaison.

Ulrike Schoof versucht aber auch, immer mal wieder neue Stände zu bekommen. Da sei aber gar nicht so leicht, es dauere nämlich immer erst, bis sich ein neuer Betreiber etabliert habe. Viele würden aber von vornherein ablehnen, weil ihnen entweder Personal fehle oder sich in ihren Augen das Geschäft auf solch einem kleinen Markt nicht lohne, fasst Schoof zusammen. Ähnliche Rückmeldungen, die den Kostenfaktor betreffen, bekommt die Marktmeisterin aber auch von Menschen, die lieber im Discounter ihre Lebensmittel einkaufen. „Wer Wert auf Qualität beim Essen legt, der sollte schon hier einkaufen“, betont sie. Denn deutlich teurer als in den Supermärkten sei es mittwochs auf dem Kirchplatz nicht. Der Unterschied sei nur, dass die Kunden genau wüssten, woher die Ware komme. „Diese Erdbeeren hier wurden beispielsweise erst gestern gepflückt“, sagt Schoof und zeigt auf ein Franke-Körbchen. Durch den Markt werde zudem die heimische Wirtschaft angekurbelt.

Die erste Kundin

Ulrike Schoof kauft selbst immer auf dem Wochenmarkt ein, morgens ist sie die erste Kundin. Als Marktmeisterin beginnt ihr Ehrenamt nämlich schon um kurz nach 7 Uhr – etwa eine Stunde, bevor das Treiben beginnt. Sie koordiniert, ob alle Standbetreiber pünktlich sind, oder jemand wegen Krankheit oder Urlaubs ausfällt. Schoof kontrolliert im Nachhinein, dass der Kirchplatz wieder sauber hinterlassen wird, und sie liest den Strom ab, den die Händler etwa für ihre Kasse brauchen. Betrieben wird der Markt von der Attraktive-Wochenmärkte-Gesellschaft aus Hannover. Das Unternehmen hat laut Schoof den Platz von der Stadt gepachtet. Aus Hannover hat die Marktmeisterin bereits gehört, dass andere Märkte aufgrund von Personalmangel geschlossen hätten. Dass dieses Schicksal auch den Clausthaler Markt ereilt, befürchtet Ulrike Schoof jedoch nicht.

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