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Erfolgsstory für Campingplatz

Das Hahnenkleer Kreuzeck: Vom Insolvenzfall zum Vorzeigeplatz

Ein Pfund, mit dem der Campingplatz Kreuzeck wuchern kann: Das Areal direkt am Oberen Grumbacher Teich bietet seinen Nutzern jede Menge Natur pur. Im Sommer erlebt der Platz Rekordwochen, in denen er komplett ausgebucht ist. Fotos: Kreuzeck (3)

Ein Pfund, mit dem der Campingplatz Kreuzeck wuchern kann: Das Areal direkt am Oberen Grumbacher Teich bietet seinen Nutzern jede Menge Natur pur. Im Sommer erlebt der Platz Rekordwochen, in denen er komplett ausgebucht ist. Fotos: Kreuzeck (3)

Mutige Entscheidung: 2013 übernehmen Lars Ruhm und Lydia Böttcher den Campingplatz Kreuzeck aus der Insolvenz heraus – und schreiben in zehn Jahren eine Erfolgsstory. Mit einem Sommermärchen 2023, in den der Platz wochenlang komplett ausgebucht war. 

Von Frank Heine Montag, 25.09.2023, 20:00 Uhr

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Hahnenklee. In diesem Sommer ging wirklich gar nix mehr: 100 Prozent Auslastung über Wochen von Mitte Juli bis Ende August. Zu diesem Zeitpunkt lagen die Übernachtungszahlen schon bei rund 32.000 – ein Plus von etwa 25 Prozent zum Vergleichszeitraum. Der Campingplatz Kreuzeck boomt. Wer hätte diese Entwicklung vor zehn Jahren vorhersagen können, als die beiden Dauercamper Lydia Böttcher und ihr Partner Lars Ruhm das Areal direkt am Oberen Grumbacher Teich nach ebenso reiflicher wie kurz entschlossener Entscheidung aus der Insolvenz übernahmen und ab Mai 2013 auf Vordermann brachten?

Lydia Böttcher

Lydia Böttcher

Damals kam der Platz mit seinen insgesamt 220 Stellplätzen auf vergleichsweise schlappe 4000 Übernachtungen im gesamten Jahr. 70Dauercamper waren nach turbulenten Wochen geblieben, als nach Kündigung durch den Insolvenzverwalter lange nicht klar war, was die Zukunft bringen sollte. „Wir haben über Ostern die Köpfe zusammengesteckt und überlegt, was wir tun sollen“, erzählt das Duo über jene Zeit. Beide wohnten noch in Salzgitter-Bad und kamen seit 2006 regelmäßig nach Hahnenklee, um mitten in der Natur abzuschalten und die Ruhe zu genießen.

"Wir waren von der Lage absolut überzeugt"

Um es kurz machen: „Wir waren von der Lage absolut überzeugt, und weil der Preis wirklich überschaubar war, haben wir uns gedacht: Das machen wir jetzt einfach.“ Gesagt, getan: Als die Betriebswirtin und der Bauingenieur drei Wochen nach dem Start der GZ von ihren Plänen berichteten, waren sie sich schon sicher, „den Platz wieder zu einem Schmuckstück zu machen.“ Schon in der mühsamen Anfangsphase war es jedenfalls nicht von Nachteil, dass ein eigenes Tiefbauunternehmen im Hintergrund stand. Rund 150 Kubikmeter Gerümpel und Sperrmüll waren zu entsorgen – Pflichtaufgaben.

Rückblickend ist es genau die richtige Entscheidung: Die erste große Investition geht in die sanitären Anlagen, die über die Jahre hinweg ein besonderes Augenmerk behalten. Denn: Alles andere haben Camper im Zweifel in ihren Wagen selbst.

Rückblickend ist es genau die richtige Entscheidung: Die erste große Investition geht in die sanitären Anlagen, die über die Jahre hinweg ein besonderes Augenmerk behalten. Denn: Alles andere haben Camper im Zweifel in ihren Wagen selbst.

Die aber wohl wichtigste Entscheidung sei es rückblickend gewesen, die heruntergekommenen sanitären Anlagen herzurichten. Und zwar nicht einfach nur zu modernisieren, sondern eine „Wohlfühlqualität“ zu schaffen, wie Böttcher sagt. Ein Bereich, in dem zuverlässig und fast pausenlos für Sauberkeit gesorgt werde. „Denn was ist Campern wohl am wichtigsten?“, fragt sie rhetorisch. Alle anderen Dinge hätten sie im Zweifel in ihren Wagen selbst.

Familiäre Atmosphäre geschaffen

Aber Hahnenklee, das Kreuzeck und der Campingplatz böten eben noch so viel mehr: die einmalige Lage direkt am See, mitten in der Natur und im Wald. Genauso wichtig sei der Umgang mit den Gästen – auf dem Platz herrsche ein fast familiärer Ton. Jede(r) habe das Gefühl dazuzugehören. Hunde sind nicht nur erlaubt, sondern kosten auch nichts extra. „Zeitweise haben wir 70 Tiere auf dem Platz – und es ist trotzdem ruhig“, sagt Böttcher. Welch ein Unterschied zu Anlagen, in denen für Hunde manchmal mehr zu zahlen sei als für ein Kind.

Im Mai 2013 fängt alles an: Über die Osterfeiertage überlegen sich die beiden Dauercamper Lydia Böttcher und Lars Ruhm, das in den Vorjahren heruntergewirtschaftete Areal am Kreuzeck aus der Insolvenz zu übernehmen. Archivfoto: Kusian-Müller

Im Mai 2013 fängt alles an: Über die Osterfeiertage überlegen sich die beiden Dauercamper Lydia Böttcher und Lars Ruhm, das in den Vorjahren heruntergewirtschaftete Areal am Kreuzeck aus der Insolvenz zu übernehmen. Archivfoto: Kusian-Müller

Der Lohn für den anfänglichen Mut und eine Gesamtinvestition von 1,5 Millionen Euro über die Jahre hinweg: mehr als 100 Dauercamper, eine immer höhere Grundauslastung und Rekordwochen wie jetzt im Sommer, wo, wie Böttcher sagt, „einfach kein Wachstum mehr möglich“ sei. In der Nebensaison – im Juni und im September etwa – sei noch Luft. Das große Pfund, mit dem das Kreuzeck wuchern könne, seien die verlässlichen „Wiederkehrer und Weiterempfehler“. Böttcher versichert: „Ich gebe keinen Cent für Werbung aus.“ Die Mund-zu-Mund-Propaganda reicht demnach völlig aus.

Silvester ist 2026/27 noch was frei

In der Konsequenz bedeutet das: Wer über Pfingsten in Hahnenklee campen will, sollte mindestens vier bis sechs Wochen vorher buchen. Beim besonderen Highlight zu Silvester „ist für 2026/27 noch was frei“, sagt Böttcher und lacht. Was sie in dieser Nacht bietet? „Nichts“, antwortet sie frei heraus – nur Ruhe pur und vielleicht ein Gläschen Sekt unter Freunden. „Wer will denn schon Halligalli auf dem Campingplatz?“

In Deutschland reicht das Kreuzeck-Einzugsgebiet laut Böttcher in erster Linie von Berlin bis zum Ruhrpott und von Kassel bis zur Küste. Dänen und Niederländer kommen. Sie werden empfangen und betreut von sechs festen Mitarbeitern und drei Aushilfen. „Wir hätten gern noch anderthalb Stellen dazu“, sagt Böttcher. Nur konsequent: Sie und Ruhm haben ihre Salzgitter-Wurzeln gekappt, das Unternehmen an frühere Mitarbeiter übergeben und sind in den Harz gezogen – Wohnen mit und in der Camping-Familie. Ein Privileg hat die Chefin aber doch. „Zum Abschalten habe ich einen Dauerstellplatz mit Blick direkt auf den See: „Wenn ich dort entspanne, spricht mich auch wirklich nie jemand an – einfach traumhaft.“

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