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Zwei Projekte

An Nette und Schildau: Reicht das Geld für den Hochwasserschutz?

Zur Aufweitung der Nette in Rhüden laufen derzeit die Arbeiten im Gewässer. Insgesamt werden die Baumaschinen rund 15.000 Kubikmeter Aushub aus Flussbett und Böschung holen. Foto: Gereke

Zur Aufweitung der Nette in Rhüden laufen derzeit die Arbeiten im Gewässer. Insgesamt werden die Baumaschinen rund 15.000 Kubikmeter Aushub aus Flussbett und Böschung holen. Foto: Gereke

Gute Zeiten, schlechte Zeiten für den Hochwasserschutz: Während die Arbeiten zur Aufweitung der Nette in Rhüden gut voranschreiten, versieht eine Kostenexplosion beim Rückhaltebecken Bornhausen das ganze Projekt mit einem großen Fragezeichen.

Von Andreas Gereke Mittwoch, 20.09.2023, 05:58 Uhr

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Rhüden/Bornhausen. „Für das Becken in Bornhausen gibt es Neuigkeiten“, berichtet Karsten Dolatka, Geschäftsführer des Hochwasserschutzverbands Innerste. Es sind aber keine guten Nachrichten – denn die Kosten sind explodiert.

Fünf Millionen mehr

„Die im Fördermittelvertrag veranschlagten Kosten basieren noch auf Annahmen aus dem Jahr vor 2019 und dem ersten Planfeststellungsverfahren. Zwischenzeitlich wurden mit Stand März 2020 die reinen Baukosten auf mehr als 12Millionen Euro berichtigt“, so Dolatka. Das beruhte auf Baupreise aus dem Jahr 2019... „Aufgrund der Corona-Pandemie und dem Ukraine-Konflikt entstanden Preissteigerungen, die wir nicht kompensieren können“, fügt Dolatka an. „Derzeit gehen wir von einem Gesamtvolumen, das Baukosten, Planung, Grunderwerbe sowie weitere Preissteigerungen beinhaltet, von rund 17Millionen Euro aus“, erklärt er.

Aus dem Flussbett befördert der Bagger den Aushub an die Böschung. Von dort verlädt sie ein zweiter Bagger zum Abtransport. Foto: Gereke

Aus dem Flussbett befördert der Bagger den Aushub an die Böschung. Von dort verlädt sie ein zweiter Bagger zum Abtransport. Foto: Gereke

Doch bislang ist nicht in Sicht, wie diese Mehrkosten aufgefangen werden sollen. „Eine Anfrage beim Fördermittelgeber, dem Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz in Hannover, brachte nicht den gewünschten Erfolg – kurzum die Bitte auf Mittelaufstockung wurde abgelehnt“, berichtet Dolatka. Folge: Da die fehlenden Finanzmittel nicht kompensiert werden können –Bornhausen mit 17 Millionen Euro und der Nette-Ausbau in Rhüden mit rund 4,5 Millionen Euro überschreiten das zur Verfügung stehende Budget von 18,75 Millionen Euro deutlich – ist ein Baubeginn in Bornhausen durchaus in Gefahr“, sagt Dolatka.

Es werde nun versucht, den Forderungen weiteren Nachdruck zu verleihen. Gemeinsam mit den Hauptverwaltungsbeamten der Kreise und Städte, den Landtagsabgeordneten und weiteren politischen Vertretern hat der Geschäftsführer die Hoffnungen auf Mittelaufstockung noch nicht aufgegeben.

Acht Meter hoher Damm

Aktuell läuft für das Hochwasserrückhaltebecken Bornhausen das zweite Planfeststellungsverfahren. „Es gibt ein weiteres, weil beim Ersten so viele Einwendungen, Hinweise und Anmerkungen kamen, dass das Verfahren gestoppt wurde, um die Pläne gründlich zu überarbeiten und ein neues einzuleiten“, so Dolatka. Die Planungen sehen vor, einen 380 Meter langen Damm inklusive Auslaufbauwerk zu errichten. Der Damm soll acht Meter über dem Erdboden erheben und eine sechs Meter breite Krone haben. „Die Schildau liegt an dieser Stelle rund 1,60 Meter unter der Auenoberfläche“, erklärt Dolatka. Das maximale Stauvolumen des Hochwasserrückhaltebeckens würde so 810.000 Kubikmeter Wasser betragen. Die eingestaute Fläche misst knapp 230.000 Quadratmeter.

Schauplatzwechsel: In Rhüden laufen jetzt die Arbeiten im Gewässer zur Aufweitung der Nette – und sie kommen laut Dolatka gut voran. „Ein erster Teilabschnitt im Bereich der Radwegbrücke an der Bruchstraße ist nahezu fertiggestellt. Dort ist bereits das neue Gewässerprofil und die neue Gewässersohle inklusive der Beruhigungen und vereinzelten Störsteinen sehen“, erläutert er.

Für die Aufweitung muss auch eine alte Fußgängerbrücke weichen. Foto: Gereke

Für die Aufweitung muss auch eine alte Fußgängerbrücke weichen. Foto: Gereke

Insgesamt wird in den kommenden Monaten die Nette innerorts auf einer Länge von etwa 1,4 Kilometern aufgeweitet. Dazu holen Bagger rund 15.000 Kubikmeter Boden aus dem Bett und den Böschungen des Flusses. Dabei wird die Nette nicht von Uferkante zu Uferkante verbreitert, sondern ihr Profil wird so verändert, dass sich der Abfluss im Hochwasserfall erhöht – von derzeit 16 bis 18,7 Kubikmeter auf 23 Kubikmeter pro Sekunde.

Der Baubereich wurde vor Beginn der Bauarbeiten abgefischt und ist nun mit Fangnetzen abgegrenzt, damit keine Fische in diesem schwimmen können. Ein Strohballenfilter wurde zudem am Ende der Ausbaumaßnahme im Gewässer installiert, um mögliche Schwebstoffe bei den Arbeiten im Gewässer einzufangen.

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