350 Jahre Rathaus Altenau: Goethe feiert Geburtstag mit

Feierlicher Moment: Achim Kapelle (re.), Mutter Erna und Ortsbürgermeister Alexander Ehrenberg lassen die Gäste hinein. Fotos: Knoke
Mit einer Jubiläumsgala und literarischen Nachmittagen feierte das Altenauer Rathaus seinen 350. Geburtstag. Achim Kapelle baut das heutige Goethehaus seit Jahren aufwendig um, wofür er viel Lob bekam. Sogar Goethe war beim Feiern dabei.
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Altenau. So viel Hochkultur wie am Wochenende ist in Altenau sonst eher nicht zu erleben. Das historische Amts- und Rathaus feierte seinen 350. Geburtstag. Dazu stellte Eigentümer Achim Kapelle im heutigen Goethehaus ein Festprogramm zusammen, das am Freitagabend mit einer Jubiläumsgala begann. Auch am Samstag und Sonntag wandelten Gäste durch die Räume, die der Hausherr seit sechseinhalb Jahren mit viel Liebe saniert. Der Dichterfürst höchstpersönlich, der am Montag übrigens seinen 274. Geburtstag feiert, ließ sich ebenfalls blicken.
Verantwortliche schneiden festlich ein Band durch
Um der Gala gleich zu Beginn einen festlichen Rahmen zu verleihen, zerschnitten der Eigentümer, seine Mutter Erna Kapelle und Ortsbürgermeister Alexander Ehrenberg (SPD) ein Band vor der Eingangstür. Achim Kapelle rekapitulierte die aufwendige Sanierung in dem Gebäude, in dem Johann Wolfgang von Goethe während seiner Harzreise 1777 übernachtet haben soll. Kapelle sprach von „Kreativität, Kompetenz und Risikobereitschaft“, die er für die Herrichtung des Goethehauses benötigt habe. Sein Motto laute stets „Erhalten und Bewahren“.
Er erinnerte daran, dass sich das Gebäude seit 1993 in einem Tiefschlaf befunden habe. Es habe viel zu tun gegeben und gebe es immer noch – gerade in der Renovierung des Obergeschosses. Für Kapelle seien die Investitionen im Goethehaus nicht profitorientiert. Immerhin hat er nach eigener Aussage schon einen sechsstelligen Betrag in die Sanierung gesteckt. Er tue dies aus Leidenschaft.

Achim Kapelle singt für die Galagäste zum 350. Geburtstag des Goethehauses.
Seit der Gala ist Achim Kapelle in Altenau wohl nur noch als„A cappella“ bekannt. Mit seinem Gesang überraschte er so manchen Gast. „So kennen wir ihn gar nicht“, sagten beispielsweise die fleißigen Helferinnen, die ihn bei seinen regelmäßigen literarischen Kaffeenachmittagen unterstützten. Eigentlich hatte Kapelle die Klavierspielerin Ulrike Kestler Georgi organisiert, die jedoch kurzfristig absagen musste. Mit seiner kräftigen Stimme schaffte es der Hausherr aber auch allein, den Gala-Raum zu füllen. Den Auftakt machte er mit Schuberts „Ich hört’ ein Bächlein rauschen“.
Hausherr beeindruckt mit seinem Gesang
Mit dem Lied „Auf Flügeln des Gesanges“ von Heine und Mendelsson Bartholdy führte Kapelle das Publikum in weite Welten und teilweise in neue Gefilde. Denn wie auch Ortsbürgermeister Ehrenberg sagte, kämen die Oberharzer nicht so oft in den Genuss eines solch klassischen Programms. Darum sieht der Sozialdemokrat das Engagement Kapelles als Bereicherung für die Bergstadt an und dankte ihm für seine jahrelange Arbeit. Ein Großteil passiere nämlich in Eigenleistung, wie Ehrenberg hervorhob. Viele Fremdfirmen seien für den Umbau nicht beauftragt gewesen. Und dann dauere es natürlich, ein Haus nach solch einem langen Dornröschenschlaf wieder aufzuwecken.

Lothar Finze alias Johann Wolfgang von Goethe rezitiert seine Harzreise.
Literaturliebhaberin Ines Peinemann rezitierte das Goethe-Gedicht „Kennst du das Land, wo die Zitronen blüh’n?“. Aber auch der Dichterfürst selbst machte eine Stippvisite auf der Gala – also fast der echte. Lothar Finze schlüpfte in die Rolle und trug das Gedicht über seine Harzreise vor. Goethe lieferte zudem eine gesellschaftskritische Einordnung. So wünsche er sich, dass Deutschland, das einstige Land der Dichter und Denker, wieder zu seinen Wurzeln zurückfinde. Kultur müsse also weiterhin gelebt werden. Gleichzeitig betonte er, dass Musik und Poesie das Schönste sei, was jemals hervorgebracht worden sei.
Ein Schmankerl für die Ohren waren die Auftritte von Natalia Girunyan-Saemann, die auf der Harfe Variationen von Mozart und Tournier zum Besten gab. Zum Abschluss der Gala durfte auch das Publikum ran: Gemeinsam mit Kapelle sang es Fallerslebens „Die Gedanken sind frei“.

Natalia Girunyan-Saemann verzaubert die Besucher mit ihrer Harfe.
Für den 275. Geburtstag von Goethe im nächsten Jahr hat Achim Kapelle schon Überlegungen angestellt. Das ehemalige Amts- und Rathaus werde in der Bevölkerung zwar schon als Goethehaus bezeichnet, eine richtige Umbenennung habe bisher jedoch noch nicht stattgefunden. Darum könne sich der Herr des Hauses vorstellen, 2024 eine Geburtstagsfeier mit anschließender Taufe und eben der Umbenennung zu organisieren.
Wer generelle Ideen für das Goethehaus habe und sich gern mit eigenen Programmpunkten einbringen wolle, könne sich gern bei Achim Kapelle melden.
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