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Knatsch nach dem Festakt

Goldene Aue: Betreten verboten, neuer Caterer gesucht

Caterer gesucht fürs neue Schuljahr: Zur Einweihung am Freitag bietet die Mensa im neuen Gebäude den Festakt-Gästen leckere Schnittchen an.

Caterer gesucht fürs neue Schuljahr: Zur Einweihung am Freitag bietet die Mensa im neuen Gebäude den Festakt-Gästen leckere Schnittchen an. Foto: Sowa

Die Übergabe an die Schulen ist vollzogen. Oder doch nicht? Wenige Tage nach dem Festakt sollen Realschule und CvD-Gymnasium die neue Goldene Aue erst einmal nicht betreten. Knatsch gibt es mit nicht geladenen Gästen. Und der Caterer hat gekündigt.

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Von Frank Heine
Freitag, 07.06.2024, 18:00 Uhr

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Goslar. Ob das nicht doch wieder zumindest ein Mini-Potemkin war? Beim Durchschneiden des Flatterbands zur neuen Goldenen Aue hatte es Landrat Dr. Alexander Saipa (SPD) am Freitag vor Wochenfrist noch mit Humor genommen, bei der Vienenburger Sporthalle eine maximal verfrühte Frei- und Übergabe vorgenommen zu haben und deshalb in der GZ in die Nähe des sprichwörtlichen russischen Attrappenbauers gerückt worden zu sein. In Vienenburg begann der Sport nämlich nicht Anfang Mai, sondern geht erst nach den Sommerferien wieder los.

Aber kaum war der Festakt zur Übergabe des Schulzentrums an die beiden Nutzerschulen Geschichte, erreichte Realschule Goldene Aue und CvD-Gymasium ein als Betretungsverbot interpretierter Wunsch des Schulträgers. Und nicht nur das: Auch der Caterer hat gekündigt, sodass ab August ein neuer Partner fürs Schulessen gefunden werden muss. Aber der Reihe nach.

Mindestens naturwissenschaftliche Fachbereiche hätten gern vor dem großen Umzug in den Ferien ein paar nicht einfach in Kisten zu verpackende Utensilien selbst hinübergetragen. Ist nicht möglich.

Bitte noch nicht nutzen

Die Firma ist noch mit einer Vielzahl von Handwerkern im Gebäude unterwegs, um letzte kleine Mängel zu beheben. Schneidarbeiten auf dem Außengelände sind eine potenzielle Gefahrenquelle. Die Lüftungsanlage muss noch einjustiert werden. Die Bauendreinigung steht noch aus. Landkreis-Sprecher Maximilian Strache zählt all diese Dinge auf und sagt: „Aus diesem Grund haben wir die Schulleitungen darum gebeten, zum aktuellen Zeitpunkt noch von einer Nutzung abzusehen.“

Mit Baufirma Depenbrock sei vereinbart, bis zum 25. Juni alle Restarbeiten „freizumelden“. Das Umzugsunternehmen ist schon einen Tag früher zum Start bestellt. An diesem Tag beginnen die Sommerferien. „Selbstverständlich können wir nachvollziehen, dass der Wunsch der Schulen, das Gebäude schnellstmöglich mit Leben zu füllen, ausgesprochen groß ist. Doch ein paar Tage müssen sie sich nun doch noch gedulden.“

Ziemlich geladene nicht geladene Gäste

Geduld ist auch von Barbara Reichert und Dr. Jutta Nowack gefordert - wohl bis zum geplanten CvD-Schulfest am 16. August. Das frühere CvD-Führungsduo war am Donnerstag zum Sommerkonzert im alten Gebäude, aber nicht zum Festakt am Freitag vorher geladen. Was beide - vornehm formuliert - nicht wirklich schön fanden. Mit Jutta Schober und Uwe Akeston waren die ehemalige Realschulspitze zwar da - aber nicht eingeladen. „Ich hatte keine Mail bekommen, wusste aber, dass ich eigentlich im Verteiler sein sollte“, erklärte Schober, die sich wie berichtet eigentlich immer auch gewünscht hatte, das Band zur neuen Goldenen Aue durchzuschneiden. Man kann eben nicht alles haben, wenn der Landrat die Schere hat.

Vielleicht hätte es sich doch gelohnt, nicht nur rund 70 Millionen Euro für ein neues Schulzentrum auszugeben, sondern zur Feier der größten Landkreis-Investition aller Zeiten auch schriftlich einzuladen? So hatte es Renate Lucksch mehrfach geäußert, auch als Vorsitzende im Landkreis-Schulausschuss.

Eine Kostenfrage: Die Kost soll gesünder werden

Auf der anderen Seite wird vielleicht alles Geld gebraucht, um einen neuen Caterer fürs neue Gebäude zu gewinnen. Der alte Versorger Habekost + Fichtner, ganz in der Nähe am Pracherstieg beheimatet, hat eine außerordentliche Kündigung ausgesprochen. Was nichts direkt mit dem Umzug zu tun hat. Vielmehr geht es um einen von den Schulen gewünschten Wechsel im Sortiment des Schulkiosks, den der neue Eigentümer Mike Hickmann, früher Geschäftsführer bei Möbel-Schulenburg und Tejo, vom pädagogischen Ansatz her zwar gut nachvollziehen, aber privatwirtschaftlich nicht darstellen kann.

Ausgangslage: Das Angebot soll gesünder werden. Vor allem die von Schülern beliebten Durstlöscher in Tetrapaks sind den Schulen ein Dorn im Auge, weil das Zuckerwasser nicht nur lecker schmeckt, sondern dessen Verpackung auch so schön spritzend und klebend zum Platzen gebracht werden kann - letztlich auch ein Müllproblem. „Es ist ja nicht so, dass wir es nicht probiert hätten, Joghurt mit Müsli und gesunde Wraps anzubieten“, erklärt Hickmann. Aber wenn von zehn Joghurts neun unangetastet blieben, lohne sich das Geschäft nicht wirklich. „Die Kosten bleiben an uns hängen“, sagt Hickmann. Und er weiß auch genau, dass sich die Schüler anderswo holten, was sie mögen: „Die gehen einfach über die Straße.“ Auf jener Seite hat Discounter Lidl seinen Platz, wo es süß und billig ist. Ein zweiter Aspekt, den Hickmann anführt. Gesünderes Essen bedeute in aller Regel eben auch teureres Essen. Was sich nicht alle Schüler und deren Eltern leisten wollten und könnten.

„Hätten Auftrag sehr gern weiter erfüllt“

Aber warum gleich Mensa und Kiosk drangeben? „Wir hätten sehr gern unseren Auftrag weiter erfüllt, auch in der Mensa“, beteuert Hickmann. Aber dieser Auftrag sei eben nicht getrennt zu sehen, sondern funktioniere nur als Einheit - allein schon aus personellen Gründen. „Nur die Mensa können wir nicht stemmen“, sagt Hickmann, der aber weiterhin Gesprächsbereitschaft signalisiert. Vielleicht nähern sich beide Seiten doch noch einander an? In diesem Fall wäre nach den Ferien im neuen Gebäude der alte Caterer tätig - ein kleiner Wiedererkennungsfaktor...

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