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Kampf gegen hohe Energiekosten

Starck-Chef fordert: Industriestrom für sieben Cent

Ein Starkstromkabel in einem Industrieunternehmen: Energieintensive Betriebe wie H.C. Starck Tungsten fordern eine Deckelung des Strompreises. Sie fürchten um ihre Wettbewerbsfähigkeit. Symbolfoto: Daniel Reinhardt/dpa

Ein Starkstromkabel in einem Industrieunternehmen: Energieintensive Betriebe wie H.C. Starck Tungsten fordern eine Deckelung des Strompreises. Sie fürchten um ihre Wettbewerbsfähigkeit. Symbolfoto: Daniel Reinhardt/dpa

Dr. Hady Seyeda, Geschäftsführer bei H.C. Starck Tungsten in Oker, sorgt sich wegen der hohen Energiekosten um die Wettbewerbsfähigkeit der Recyclingbranche in Deutschland. Er fordert, den Industriepreis für Strom schnell auf maximal sieben Cent festzulegen.

Von Hendrik Roß Samstag, 06.05.2023, 15:00 Uhr

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Oker/Hannover. Die Recycling-Branche schlägt wegen der hohen Energiepreise Alarm – auch H.C. Starck Tungsten aus Oker ist dabei. Beim Parlamentarischen Abend der Unternehmerverbände Niedersachsens in der Landeshauptstadt hat Geschäftsführer Dr. Hady Seyeda deutliche Worte gefunden: Er sehe die Gefahr, dass deutsche Recycling-Unternehmen in Zukunft nicht mehr international wettbewerbsfähig sein könnten.

Dr. Hady Seyeda. Foto: Heike Goettert

Dr. Hady Seyeda. Foto: Heike Goettert

Auf GZ-Nachfrage berichtet Seyeda, dass er mit einer klaren Forderung an die Politik herangetreten sei: ein Preis für Industriestrom in Höhe von sieben Cent pro Kilowattstunde. So bleibe man „wettbewerbsfähig“ mit der Konkurrenz im Ausland, wo ähnliche Preise gezahlt werden müssten. Sollte die industrielle Produktion vollends auf grünen Wasserstoff umgestellt werden, müsse der Preis sogar noch einmal halbiert werden, weil für die Erzeugung des klimafreundlichen Treibstoffs enorme Strommengen nötig seien.

Keine Panik verbreiten

Er wolle keine Panik verbreiten, macht Seyeda deutlich, aber die Energiekosten hätten sich im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 verdoppelt – trotz der Preisbremse, die die Bundesregierung bereits eingezogen hat. „Längerfristig würde uns das richtig wehtun.“

Während des Parlamentarischen Abends hatte Seyeda deutlich gemacht, dass sein Unternehmen einen Großteil der Wolfram-Versorgung aus Recycling gewinnt, perspektivisch solle das Konzept auf Batterien ausgeweitet werden – doch die Prozesse seien energieintensiv.

Der Starck-Chef begrüßt den aktuellen politischen Vorstoß der rot-grünen Landesregierung. Die hat in der vergangenen Woche ein Konzept für einen staatlich gedeckelten Energiepreis vorgelegt. Und der soll bei genau den sieben Cent pro Kilowattstunde liegen, die auch Seyeda fordert. Derzeit würden deutsche Unternehmen zwischen elf und fünfzehn Cent bezahlen. Das niedersächsische Papier sieht vor, dass die Deckelung spätestens zum 1. Januar 2024 eingeführt wird.

Habecks Pläne

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat gestern seine Pläne für subventionierte Industriestrom-Preise vorgestellt. Demnach sollen die Betriebe sechs Cent pro Kilowattstunde zahlen, allerdings nur für 80 Prozent des Verbrauchs, um Effizienzanreize zu schaffen. Die Deckelung soll maximal bis 2030 laufen und den Staat laut Medienberichten 25 bis 30 Milliarden Euro kosten.

Dass der Strompreis im Zuge des Wasserstoff-Ausbaus noch weiter sinkt, hält Seyeda für „realistisch denkbar“. Es brauche aber ganz dringend schnellere Genehmigungsverfahren für den Ausbau erneuerbarer Energien. Aktuell könne man beispielhaft an der verfahrenen Diskussion um einen neuen Energiepark in Harlingerode sehen, dass es noch an vielen Stellen hakt. Dafür habe man aber keine Zeit mehr.

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