Protest der Linksjugend gegen den Bürgerdialog der AfD

Vertreter der Linksjugend halten im unteren Badepark ihre Banner hoch. Der Platz ist ihnen von der Polizei zugewiesen. Foto: Potthast
Die Alternative für Deutschland (AfD) hatte zu einem Bürgerdialog am Dienstagabend in die Wandelhalle eingeladen. 120 Gäste kamen laut Polizei. Draußen, ein wenig abseits, protestierten Vertreterinnen und Vertreter der Linksjugend.
Für nur 0,99 € alle Artikel auf goslarsche.de lesen
und im ersten Monat 9,00 € sparen!
Jetzt sichern!
Bad Harzburg. Zwei Versammlungen im Badepark: Die eine war der Bürgerdialog in der Wandelhalle, zu der die Bundestagsfraktion sowie der Kreisverband Goslar der Alternative für Deutschland (AfD) eingeladen hatten. Die andere war eine spontane der Linksjugend, so bezeichneten sie sich gegenüber der GZ, im Außenbereich. Laut Polizei verliefen beide Versammlungen am Dienstagabend störungsfrei.
120 Personen hätten die angemeldete AfD-Veranstaltung besucht, wie von der Polizei zu erfahren ist. Vier Mitglieder des Deutschen Bundestages von der AfD waren für den Bürgerdialog angekündigt und Informationszettel dazu vorher in der Stadt verteilt worden.
Handzettel verteilt
Vor der Wandelhalle am Dienstagabend: Viele Passanten querten den oberen Badepark, einige hielten sich mal länger, mal weniger lang dort auf und kamen ins Gespräch miteinander. Eine Person hatte Handzettel mitgebracht, verteilte sie. Zu lesen: „Das ist euer wahres Gesicht, AfD!!! Schämt Euch!!!“ Darunter der Verweis auf eine Rede von Maximilian Krah, AfD-Abgeordneter im Europäischen Parlament, während eines Bürgerdialogs in Teterow Anfang des Jahres. Sie zitierte unter anderem diese Sätze: „Dann sehen Sie, wie in Ihren Städten und Gemeinden Containerdörfer aufgebaut werden, wie Wohnungen requiriert werden für Leute, die hier nichts zu suchen haben…und denen man mehr Geld in den Hintern bläst als Ihnen, die es sicher verdient haben. Das ist die Wahrheit, in der wir leben.“
Nach Kriterien gefragt
Von einer anderen Person im Badepark war zu hören, dass sie nach den Kriterien für einen Einlass in die Wandelhalle gefragt habe. Eine „Einladung“ oder eine „AfD-Mitgliedschaft“ soll sie als Antwort erhalten haben. Dabei war die Veranstaltung ja als Bürgerdialog angekündigt worden. Zwei weitere Personen, die in den Badepark gekommen waren und sich kurzerhand entschieden, interessehalber der Veranstaltung beizuwohnen, konnten nicht in die Wandelhalle hinein. Ihnen sei mitgeteilt worden, dass keine Plätze mehr frei seien. Bei einem zweiten Anlauf, sagten sie gegenüber der GZ, sei ihnen der Zutritt gewährt worden. Doch nach kurzer Zeit hätten sie die Wandelhalle wieder verlassen sollen. Die Begründung, wie sie mitteilten: Es sei zu befürchten, dass sie schlechte Stimmung verbreiten würden.
Außerhalb des Gebäudes hatte sich inzwischen eine Gruppe junger Leute eingefunden – laut Polizei nach einem Protestaufruf in den sozialen Medien. Sie stand zunächst am Zugang zum oberen Badepark. Dort sollte sie aber nicht bleiben. Polizeibeamte wiesen den jungen Leuten eine Fläche im unteren Badepark zu. Mehrmals und mit Nachdruck, als sie ihre Transparente ausrollten, und irgendwann begleitend und zum Teil schiebend.

Polizeifahrzeuge sind im oberen und unteren Badepark abgestellt. Foto: Potthast
Jüngere Leute vor Ort
„Schön, dass Ihr da seid“, so Stefan Scheele vom Bad Harzburger Bündnis gegen Rechtsextremismus zu den Vertreterinnen und Vertretern der Linksjugend. Es sei gut gewesen, dass es jüngere Leute gewesen seien. Er selbst hatte sich noch vor Ostern in Bündniskreisen erkundigt, wer an einer möglichen Demonstration teilnehmen würde. Die Rückmeldung sei ihm zu gering gewesen, weshalb er keine Demo angemeldet habe.
Knall in der Nähe
Für ihn stand am Dienstag aber fest: „Du musst zeigen, dass Du eine andere Meinung hast.“ Und er ging los. Unter den Gästen des Bürgerdialogs habe er nur wenige Bad Harzburger ausgemacht, soweit er es habe sehen können. Stefan Scheele hielt sich geraume Zeit im Badepark auf, sprach mit vielen, die ebenfalls da waren. Auch mit Anna Sophie Baumann, sie hatte die Demonstration gegen Rechts im März organisiert. Die junge Frau, Vorstandsmitglied der Grünen Jugend, und Stefan Scheele harrten lange aus am Dienstag.
Im Verlauf des Abends knallte es plötzlich. Offenbar war ein Böller explodiert. Der Verursacher ist nach Angaben des Polizei-Pressesprechers unbekannt. Allerdings sei danach eine Person durchsucht worden – „aus Gefahrenabwehrenden Gründen“. Als sich die Versammlung in der Wandelhalle allmählich auflöste, spielte die Linksjugend Musik ab: unter anderem „Die Internationale“. Nicht weit entfernt von der Gruppe standen ein paar junge Männer. Die Frage an einen, weshalb er da sei, konterte er mit dem Satz „Hab’ ich vergessen.“.
Richtung Bahnhof weg
Er und seine Begleiter zogen ab, als sich die Linksjugend auf den Weg zum Bahnhof begab. Wie im Badepark war auch dort Polizei positioniert. Wie viele Kräfte insgesamt in Bad Harzburg eingesetzt waren, dazu wollte Pressesprecher Holzhausen keine Angaben machen.
Nicht nur einmal kam am Dienstagabend die Frage auf, warum die Wandelhalle für eine solche Veranstaltung überhaupt vergeben worden sei. Die AfD sei keine verbotene Partei, war die Antwort nicht nur von Stefan Scheele. Ob man Veranstaltungen politischer Art in solchen Stätten – die Wandelhalle wird vermietet über die Kur-, Tourismus- und Wirtschaftsbetriebe der Stadt Bad Harzburg – generell untersagen sollte? Eine Initiative dazu müsste von Politikern kommen, meint er. Die Mieter der Wandelhalle am Dienstagabend hinterließen den Ort laut Tourismusmarketing-Leiter Stefan Jurisch besenrein.