Online-Händler will Goslarer Karstadt doch nicht übernehmen

Steht die Goslarer Karstadt-Filiale vor dem Aus? Noch gibt es keine Informationen über eine konkrete Streichliste. Foto: Bode
Markus Schön, CEO von „Buero.de“ war stark an einer Übernahme von 47 Galeria-Karstadt-Kaufhof-Filialen interessiert. Auch das Goslarer Haus in der Rosentorstraße stand auf der Liste. Wie das Unternehmen nun mitteilt, ist der mögliche Deal geplatzt.
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Goslar/Detmold/Essen. Wochenlang war der Detmolder Unternehmer Markus Schön ein großer Hoffnungsschimmer, an den sich viele Beschäftigte von Galeria Karstadt Kaufhof klammerten. Auch an dem Warenhaus in der Goslarer Rosentorstraße war er interessiert, wollte es übernehmen und sein „Schön hier“-Konzept in die Kaiserstadt bringen. Doch seit dem Donnerstagabend steht fest: Markus Schön beendet die Gespräche mit dem Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz und verfolgt seine Pläne nicht weiter.
Interesse erloschen
In einer Mail an die GZ berichtet der CEO eines Schreibwaren-Onlinehandels: „Buero.de nimmt von der Absicht Abstand, 47 Filialen der insolventen Galeria Karstadt Kaufhof GmbH zu übernehmen. Dies entschieden die Gremien nach mehrstündigen, auf zwei Tage verteilten außerordentlichen Sitzungen am 22. Dezember. Schon allein die Sitzungsdauer zeigt, dass wir uns diese Entscheidung nicht leichtgemacht haben. Aber die Gerüchte über viel weitergehende Schließungen und die in diesem Zusammenhang in den letzten Tagen für uns deutlich gewordene Konfliktlage führen zu veränderten Rahmenbedingungen, die für uns nicht akzeptabel sind."
Der 48-Jährige fürchte eine zu erwartende Personalflucht nach der Nachricht, dass von den 131 Warenhäusern der Kaufhauskette mindestens ein Drittel auf der Schließungsliste steht, wie Galeria-Chef Miguel Müllenbach der Frankfurter Allgemeinen Zeitung gesagt hatte. Vor diesem Hintergrund sei es „vermessen zu glauben, die guten Leute warten lange mit der Jobsuche“. Ohne qualifiziertes Personal sei man von den Erfolgschancen einer Übernahme nicht mehr überzeugt.
Expansionspläne nicht auf Eis
Seinen Traum, Kaufhaus-König zu werden, den will der 48-Jährige dennoch noch nicht aufgeben. Er wolle stattdessen seine Expansionspläne mit dem Aufbau eigener „Schön hier“-Standorte umsetzen. Die erste Filiale für diesen Plan hat der Detmolder auch schon vor Augen: der Galeria-Standort in Halle an der Saale. Unabhängig von der im Oktober bekannt gewordenen Insolvenz von Galeria Karstadt Kaufhof sollte das Kaufhaus Ende Januar seine Türen für immer schließen. Wie Schön erklärt, gebe es mittlerweile schon erste Gespräche zwischen ihm und der Leipzig Stadtbau AG, dem Vermieter des Objektes.
Übernahme-Pläne nur ein Marketing-Coup?
Mit der Zeit wurden Gerüchte publik, dass Markus Schön mit dem Kaufinteresse in erster Linie den Bekanntheitsgrad seines Unternehmens steigern wollte. Das weist er gegenüber der GZ entschieden zurück: „Grundsätzlich sehe ich nicht die Notwendigkeit, weshalb Buero.de mehr Beachtung benötigen sollte. Wir sind nach unserer Wahrnehmung eines der am stärksten wachsenden eCommerce-Unternehmen in Deutschland. Der Vorwurf kommt 'aus interessierten Kreisen' und ein paar Medien haben es aufgegriffen. Das ist dann so. Wer hinter jeden Baum einen Unhold erwartet, geht nicht in den Wald. Warum sollte ich denn Zweifel widerlegen, die keine Grundlage haben? Ich kann nur sagen, für uns ist das kein Marketing-Gag. Die Zeitressourcen, die dieses Projekt bindet, stehen in keinem Verhältnis zu dem Mehr an Leuten, die wir möglicherweise auf unserer Homepage verzeichnen. Das führt auch nicht automatisch zu mehr Umsatz. Am Ende des Tages ist man unternehmerisch nur dann erfolgreich, wenn man Mehrwerte schafft für Kunden wie auch für Unternehmer.“ Der Detmolder führt weiter aus: „Welcher Mensch müsste man sein, damit diese Schicksale egal wären und ich – vielleicht, um ein paar Millionen mehr zu haben – mit diesen Menschen 'spielen' würde? Mit allen unternehmerischen Aktivitäten muss man am Ende Geld verdienen, aber so kann man als Unternehmer fair zu seinen potentiellen Mitarbeitenden sein und mit klarem moralischen Kompass agieren. Ein solches Unternehmertum ist gut für die Gesellschaft und mein Ansatz ist nachhaltig, aber auch egoistisch: Wenn ich die Welt etwas besser mache, ist die Welt auch besser für meine Kinder und deren Generation insgesamt.“
Übernahmeangebote eingegangen
Galeria Karstadt Kaufhof hatte am Mittwoch mitgeteilt, ein erstes Übernahmeangebot für eine Reihe von Filialen erhalten zu haben. Dieses bestehe nach wie vor, sagte der Sprecher des Handelsriesen am Donnerstagabend der Deutschen Presse-Agentur. Noch am Donnerstag erwartete das Unternehmen weitere Angebote von mehreren anderen Interessenten. Zu den Namen der Interessenten und zur Frage, für welche Häuser sich die potenziellen Investoren interessierten, wollte der Sprecher aus Vertraulichkeitsgründen nicht Stellung nehmen.
Berücksichtigt werden könnten bei dem Verkaufsprozess aber nur Angebote, die entsprechend dem für alle Interessenten definierten Zeitplan eingehen und „ein belastbares Konzept zur Fortführung der Häuser sowie die notwendige Finanzierungsbestätigung umfassen“, betonte der Sprecher. Galeria habe den Interessenten die für die Angebote erforderlichen Daten vertraulich zur Verfügung gestellt.
Entgültige Klarheit im Januar
Laut Arndt Geiwitz soll es im Januar Klarheit für die mehr als 17000 Beschäftigten und die Kunden geben. Man sei derzeit noch in Gesprächen mit allen Vermietern. Dabei gehe es neben der Miete selbst auch um weitere Fragen, wie zum Beispiel eine mögliche Verkleinerung der Mietfläche, energetische Sanierungen oder Modernisierungs- und Baumaßnahmen. Ob man einen Warenhaus-Standort erhalten könnte, werde stark von diesen Gesprächen abhängig sein.