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CDU lädt zum Expertengespräch

Müssen wir Angst um unsere Stromversorgung haben?

Die Goslarer CDU lud zu einer Expertenrunde ein, die sich mit der zukünftigen Energieversorgung in Deutschland auseinandersetzte. Foto: dpa

Die Goslarer CDU lud zu einer Expertenrunde ein, die sich mit der zukünftigen Energieversorgung in Deutschland auseinandersetzte. Foto: dpa

Die Energiewende scheint vielen Sorgen zu bereiten. Deshalb hat die Goslarer CDU Experten zu einer Energierunde in die Räume der Elektrofirma Olbrich geladen, um Ordnung ins Chaos um Wärmepumpen, E-Autos und Wasserstoff-Produktion zu bringen.

Von Hendrik Roß Samstag, 11.11.2023, 15:00 Uhr

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Goslar. Die Energiewende ist ein Zahlenmonstrum. Die Goslarer CDU hat deshalb Experten zu einer Energierunde in die Räume der Elektrofirma Olbrich an der Dörntener Straße geladen, um etwas Ordnung ins Chaos um Wärmepumpen, E-Autos und Wasserstoff-Produktion zu bringen.

Professor Dr. Albrecht Stalmann, Experte für Automobilproduktion an der TU Clausthal und 2020 erfolgloser Bewerber um die CDU-Bundestagskandidatur im Wahlkreis Salzgitter-Wolfenbüttel, kritisierte vor allem, mit welchen Zahlen das Wirtschafts- und Klimaschutzministerium von Robert Habeck (Grüne) hantiert. Derzeit liege der Energiebedarf in Deutschland bei 2400 Terrawattstunden (Twh) pro Jahr. Diskutiert werde meist nur über den Stromverbrauch (2022: rund 485 Twh). Wenn man raus aus den fossilen Energieträgern Öl und Gas will, müsse aber der gesamte Bedarf umgestellt werden.

Zahlen sind „für die Menschen kaum einzuordnen“ 

Der Anteil grüner Energie aus Wind und Solarkraft liege aktuell bei 250 Twh. Laut Zahlen des Bundesumweltamtes wurden 2022 etwas mehr als 20 Prozent des Verbrauchs in Deutschland durch erneuerbare Energien gedeckt. Für Stalmann sind die Prognosen des Wirtschaftsministeriums nicht seriös und „für die Menschen kaum einzuordnen“. Dass etwa durch Effizienzsteigerungen und Struktureffekte bis 2030 stolze 51 Twh Verbrauch eingespart werden sollen, hält der TU-Professor für Schönrechnerei: „Das kann nicht funktionieren.“

Joachim Miehe, Professor Dr. Albrecht Stalmann, Mario Hoffmeister, Julia Ruyling, Marco Olbrich und Torsten Zschiedrich diskutieren über Wärmepumpen, Wasserstoff und die Tücken der Energiewende. Foto: Roß

Joachim Miehe, Professor Dr. Albrecht Stalmann, Mario Hoffmeister, Julia Ruyling, Marco Olbrich und Torsten Zschiedrich diskutieren über Wärmepumpen, Wasserstoff und die Tücken der Energiewende. Foto: Roß

Die Alternativen? Man werde sich wieder über Atomkraft unterhalten müssen oder die Wasserstoffproduktion und vor allem die Stromspeicher massiv ausbauen, forderte Stalmann. Ansonsten werde Deutschland völlig abhängig vom europäischen Strommarkt werden. Düstere Aussichten also? Bei der an Stalmanns Impulsvortrag anschließenden Diskussion mit Ex-Bezirksschornsteinfeger Joachim Miehe, Gastgeber Marco Olbrich, Julia Ruyling von den Stadtwerken Bad Harzburg und Torsten Zschiedrich vom Heiztechnik-Hersteller Viessmann wurde nicht nur schwarzgemalt.

Zschiedrich skizzierte etwa die Förderkulisse für den Einbau einer Wärmepumpe. Wer sich kommendes Jahr für den Umbau entschließt, könne mit mindestens 60 Prozent Zuschuss rechnen, in manchen Fällen bis 75 Prozent. Die Angst vor extrem höheren Kosten in Gegensatz zu einer neuen Gas- oder Ölheizung sei oft unbegründet. Doch nicht überall funktioniert die Wärmepumpe. Feiern Holzöfen im Harz ihr großes Comeback?, fragte Goslars CDU-Chef und Moderator Mario Hoffmeister. Ex-Schornsteinfeger Miehe rechnet nicht damit. Viel könne in den eigenen vier Wänden schon mit einer optimierten Dämmung erreicht werden, gab er zu bedenken.

Auch beim Wasserstoff scheiden sich die Geister

Werden unsere Stromnetze zusammenbrechen, wenn, wie von der Ampelkoalition angestrebt, 15 Millionen E-Autos bis 2030 auf der Straße sind. Olbrich zeigte sich optimistisch, dass das Goslarer Netz genügend Leistungsstärke aufweist, eventuell müsste in der Altstadt noch etwas ausgebaut werden. Stalmann war da skeptischer.

Auch beim Wasserstoff scheiden sich die Geister. Ist die Produktion zu stromintensiv, der Trinkwasserverbrauch zu hoch? Und was ist mit Fernwärme? Ruyling wies darauf hin, dass die Netze dafür noch lange nicht ausgelegt sind. Bis 2028 müssen aber auch kleinere Kommunen eine Wärmeplanung vorlegen.

Ein Besucher fasste die Lage am Ende treffend zusammen: „Wir sind uns zum Glück alle einig, dass wir aus den fossilen Brennstoffen raus müssen.“ Nur der richtige Weg sei bisher nicht zu erkennen.

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