Menschen rennen dem Forstamt in Clausthal die Bude ein

Die Forstamt-Aktion ist ein voller Erfolg: Baumkäufer stehen Schlange für ihre Harzer Fichte. Foto: Rudolph/Landesforsten
Das Forstamt in Clausthal hat Freitagmorgen 150 Fichten für den Verkauf angeboten. Sie mussten aus Platzgründen gefällt werden und werden in diesem Jahr die Wohnzimmer vieler Anwohner schmücken. Für Genießer standen heiße Getränke und Snacks bereit.
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Clausthal-Zellerfeld. Weihnachten rückt immer näher. Und was wäre das Fest ohne einen schönen Weihnachtsbaum? Im Harz muss man sich darüber keine Sorgen machen, denn das Forstamt stellt Freitagvormittag mal wieder, und mittlerweile seit 22 Jahren, 150 natürlich gewachsene Fichten aus dem Harzer Wald zum Kauf bereit. Und dafür stehen die Menschen Schlange.
Eigentlich beginnt der Verkauf um 9 Uhr, eine halbe Stunde vorher hat sich jedoch schon eine Menschenmenge vor dem Forstamt zusammengefunden, nur ein Absperrband hält sie zurück. „Das brauchen wir, ansonsten rennen uns die Leute schon um 7 Uhr die Bude ein“, erzählt Michael Rudolph, Sprecher der Niedersächsischen Landesforsten. Sobald der Verkauf startet, laufen die Menschen zu „ihrem“ Baum, kennzeichnen oder reservieren ihn, „wie Touristen ihre Liegen mit einem Handtuch“, scherzt Eric Beyer vom Verwaltungsdezernat.

Die Leute warten aufgeregt vor dem Absperrband. Foto: Rudolph/Landesforsten
Echte Unikate
Ein Baumkäufer ruft beispielsweise seine Frau per Video an, um sie nach ihrer Meinung zu fragen. Ein Mitarbeiter hält dafür den Baum hoch und setzt ihn in Szene. Andere wiederum kommen gerne mit den Forstamt-Mitarbeitern, die sich sonst die meiste Zeit nur im Wald aufhalten, ins Gespräch und erkundigen sich über den Harzer Wald oder die richtige Baumpflege. Schon nach den ersten eineinhalb Stunden sind 120 Fichten verkauft. Forstinspektoranwärter Marius Grzesko beschreibt den Baum-Verkauf als „nette vorweihnachtliche Aktion“. Er habe sich mit seinem Kollegen, ebenfalls angehender Förster, Johannes Koebe, in diesem Jahr um das Projekt gekümmert.

Die Mitarbeiter müssen ein neues Netz aufspannen. Foto: Rudolph/Landesforsten
Besonders nett macht es aber auch die kleine Weihnachtsbude mit heißen Getränken und Bratwürsten. Das Waldpädagogikzentrum stellt selbstgebackene Kekse und selbstgemachte Holzsterne bereit und die Fleischerei Fritz Macke aus Bad Grund ein Wildschweingulasch aus eigener Herstellung. Die Käufer aus diesem Jahr sind hauptsächlich aus dem Stadtgebiet oder der näheren Umgebung gekommen. Grzesko denkt, dass es vor allem an dem angekündigten Schneeregen liege: „Es ist verständlich, dass einige dann nicht in den Harz fahren.“

Selbstgemachte Sterne werden verkauft. Foto: Rudolph/Landesforsten
Erfolgreich läuft der Verkauf der Fichten aber dennoch. „Manche Menschen kommen seit 20 Jahren hier her, die wollen ihren Baum einfach vom Forstamt“, erklärt Rudolph. Dabei sei es ihnen egal, ob er etwas schief ist oder drei Spitzen hat, weiß Anwärter Koebe: „Unsere Bäume kommen nicht aus Plantagen, jeder ist ein echtes Unikat.“ Sie hätten aus Platzgründen gefällt werden müssen. Oder weil sie an einem ungünstigen Ort standen, zum Beispiel an einem Bach. „Das ist nicht gut für das Gewässer, die Nadeln sind sehr sauer und Fichten ziehen unheimlich viel Wasser“, bemerkt Beyer. Damit die dann im Haus so lange wie möglich halten, sollten sie laut Pressesprecher Rudolph so spät wie möglich in die Wärme geholt werden.