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„Hang zur Zentralisierung“

Kein Notarzt: Bürgermeisterin übt Kritik am Landkreis

Die Rettungswache in Clausthal-Zellerfeld. Der dortige Notarztwagen ist seit 1. Dezember nicht besetzt. Archiv-Foto: Neuendorf

Die Rettungswache in Clausthal-Zellerfeld. Der dortige Notarztwagen ist seit 1. Dezember nicht besetzt. Archiv-Foto: Neuendorf

Bürgermeisterin Petra Emmerich-Kopatsch kritisiert das Vorhaben des Landkreises, den Notarzt ab 1. Dezember aus Clausthal-Zellerfeld abzuziehen. Sie erinnert an den Messer-Angriff auf der Rathaus-Kreuzung: „Ohne die Notärztin wäre das Opfer wohl gestorben."

Von Corinna Knoke Samstag, 28.10.2023, 18:00 Uhr

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Clausthal-Zellerfeld. Die Bürgermeisterin Petra Emmerich-Kopatsch (SPD) äußerte sich bislang noch nicht zu der Entscheidung des Landkreises, ab 1. Dezember probeweise den Notarzt in Clausthal-Zellerfeld abzuziehen. Sie war wie berichtet im Urlaub und ist jetzt zurück. Am Freitagnachmittag meldete sie sich bei der GZ. Sie betont, dass sie die Auffassung des Landkreises nicht teile.

Ein Grund für weniger notärztliche Einsätze in Clausthal-Zellerfeld ist laut der Bürgermeisterin, „dass wir statistisch gesehen, ein relativ niedriges Durchschnittsalter im Stadtgebiet haben“. Allerdings, so Emmerich-Kopatsch, sei auch im Oberharz teilweise ein schneller Einsatz eines Arztes notwendig, wie die Ereignisse rund um den Messer-Angriff im August auf der Rathaus-Kreuzung gezeigt hätten. „Meines Erachtens ist es nur durch das beherzte Eingreifen einer Einwohnerin und der Notärztin gelungen, das Opfer am Leben zu erhalten. Ein Notfall-Sanitäter hätte keine Lungen-Drainage legen dürfen und für einen Transport war der Geschädigte längere Zeit zu instabil“, sagt die Bürgermeisterin. Dies sei nur ein Beispiel, „bei dem nicht einmal eine schwierige Wetterlage angeführt werden muss“.

„Landkreis weist einen ausgeprägten Hang zur Zentralisierung auf“

Bürgermeisterin Petra Emmerich-Kopatsch kritisiert das Vorhaben, den Notarzt aus Clausthal-Zellerfeld abzuziehen. Foto: Knoke

Bürgermeisterin Petra Emmerich-Kopatsch kritisiert das Vorhaben, den Notarzt aus Clausthal-Zellerfeld abzuziehen. Foto: Knoke

„Auch stört mich, dass, obwohl technisch inzwischen alle Möglichkeiten bestehen, der Landkreis einen ausgeprägten Hang zur Zentralisierung aufweist“, so die Rathaus-Chefin. Sie weist darauf hin, dass Clausthal-Zellerfeld, wie alle anderen Kommunen auch, eine nicht unerhebliche Kreisumlage zahlen müsse. „Warum werden Landkreis-Einrichtungen oder ganze Fachbereiche nicht auch mal in der Fläche angesiedelt?“, fragt Emmerich-Kopatsch.

Die Bürgermeisterin sagt auf GZ-Nachfrage, dass sie selbst erst kurz vor der Öffentlichkeit die geplante Entwicklung um den Oberharzer Notarztstandort erfahren habe. Sie kündigt an, ein persönliches Gespräch mit dem Landrat Dr. Alexander Saipa (SPD) führen zu wollen. Ob seine Entscheidung, den Notarzt in Clausthal-Zellerfeld abzuziehen, in Stein gemeißelt sei, könne die Bürgermeisterin nicht sagen. Es soll ja ohnehin erst einmal nur getestet werden.

Apothekerin startet Unterschriften-Aktion in Clausthal-Zellerfeld

Kritik zur Entscheidung des Landkreises gibt es wie berichtet aber nicht nur von Bürgermeisterin Petra Emmerich-Kopatsch. Auch Stadt- und Kreispolitiker haben bereits ihren Unmut geäußert. Die Clausthaler Apothekerin Eva Peinemann hat jetzt eine Unterschriftenliste erstellt, die in Geschäften ausliegt.

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