Gebühren für Wasser und Abwasser im Neiletal steigen

Im Lutteraner Klärbecken perlt der Sauerstoff ein. Neue Belüfter steigern die Effizienz, können die Mehrkosten für Energie aber nicht auffangen. Foto: Wasserverband
Auf die Haushalte der ehemaligen Samtgemeinde Lutter, die vom Wasserverband Peine versorgt werden, kommen im Wasser- und Abwasserbereich zum 1. Januar 2023 höhere Kosten in fast allen Bereichen zu. Das beschloss die Verbandsversammlung.
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Lutter. Für die Bürgerinnen und Bürger rund um das Neiletal bedeutet das: Trinkwasser verteuert sich pro Kubikmeter um 24 Cent – der neue Kubikmeterpreis liegt bei 1,73 Euro. Für einen Ein-Personen-Haushalt (mit durchschnittlich 40 Kubikmeter Verbrauch pro Jahr) bedeutet das Mehrkosten von knapp 10 Euro. Bei einem Vier-Personen-Haushalt (150 Kubikmeter Verbrauch pro Jahr) sind das 36 Euro mehr.
Herausfordernde Zeiten
Auch im Abwasserbereich steigen die Gebühren – um 10 Cent je Kubikmeter auf 3,30 Euro. Außerdem erhöht sich die Grundgebühr um 12Euro auf dann 108 Euro. Die Mehrkosten für einen Ein-Personen-Haushalt betragen 16 Euro und für einen Vier-Personen-Haushalt 27 Euro. Pro Quadratmeter eines Grundstücks, von dem Niederschlagswasser in die Kanalisation eingeleitet wird, steigen ebenfalls die Kosten – und zwar um einen Cent. Die Mehrkosten hängen hier von der jeweiligen Fläche ab.
„Uns als Wasserwirtschaft hat nach der Corona-Welle der Ukrainekrieg mit den Folgen der Energiekrise und der Materialknappheit gefordert. Die hohen Kosten werden sich in der Zukunft leider noch weiter bemerkbar machen und schlagen deutlich auf die Gebührenhöhen durch“, prognostiziert Verbandsvorsteher Lutz Erwig in einer Pressemitteilung des Verbands. Umso wichtiger sei es angesichts herausfordernder Zeiten, weiter nachhaltig mit gezielten Investitionen in die Infrastruktur den ländlichen Raum fit für die künftigen Herausforderungen zu machen, vom Klimawandel bis zur Digitalisierung.
Millioneninvestitionen
Der Wirtschaftsplan 2023 des Wasserverbands sieht Investitionen von rund 10,5 Millionen Euro im Trinkwasserbereich und 34,5 Millionen Euro im Abwassersegment vor.
Trotz schwieriger Rahmenbedingungen im Jahr 2022 habe der Verband massiv in die wassertechnische Infrastruktur investiert, von der jeder Bürger direkt jeden Tag profitiere, heißt es. „Laut derzeitigem Stand haben wir wieder über 30 Millionen Euro für diese Infrastrukturprojekte geschafft, die eine Lebensdauer von mehreren Jahrzehnten haben und so auch den nächsten Generationen in Sachen Versorgungssicherheit einen guten Dienst erweisen werden“, wird Michael Wittemann, Technischer Leiter und stellvertretender Geschäftsführer, in der Verbandsmitteilung zitiert.
Die Baubranche sei gut ausgelastet, und die steigenden Materialpreise hätten sich bemerkbar gemacht, das zeige sich auch bei Projekten des Wasserverbands Peine. „Vor allem im Elektroniksektor gibt es nicht nur steigende Preise, sondern auch besonders lange Lieferfristen. So verzögern sich solche wichtigen Projekte, etwa Pumpwerkmodernisierungen, um bis zu zwölf Monate. Das ist bitter“, so Wittemann.
Steigende Materialpreise sind das eine, Betriebsmittelknappheit das andere. Sie hinterließ dieses Jahr ihre Spuren. „Deutlich wird das am Beispiel der Fällmittel für Kläranlagen, die seit Herbst sehr knapp oder schlichtweg nicht mehr zu bekommen sind, sodass wir auf Ersatzprodukte zurückgreifen müssen“, erläutert Ingenieur Wittemann. Fällmittel dienen dem Phosphatabbau im Abwasser.
„Müssen wir einpreisen“
Besonders prägend sei für eine energieintensive Branche wie die Wasserwirtschaft aber die Entwicklung der Energiepreise, so Wittemann: „Der Energiepreis hat sich drastisch erhöht – eine Trendwende zeichnet sich derzeit nicht ab. Das bedeutet für das Trinkwasser-Solidargebiet, dass sich die Kosten für Strom verdoppeln werden, von 926.500 Euro in diesem Jahr auf 1,8 Millionen Euro 2023. Das hat Auswirkungen auf die Gebührenhöhen. Diesen Mehraufwand müssen wir einpreisen, das können wir nicht an anderer Stelle einsparen.“
Der Wasserverband Peine achte weiterhin mit seinen Maßnahmen auf eine Steigerung der Energieeffizienz, etwa bei der Erneuerung von Kläranlagenbelüftern oder Steuer- und Regelungstechnik sowie Pumpenerneuerung. Doch solche Synergien können den Mehraufwand nicht auffangen. „Und so schließt sich der Kreis, für Maßnahmen, die die Energieeffizienz steigern, muss häufig die Elektrotechnik modernisiert werden. Aber die Bauteile, auf die wir angewiesen sind, haben sehr lange Lieferzeiten.“