Das Goslarer Pfalzquartier als ein „Angriff auf das Welterbe“

Am Sonntag sind die Goslarer zum ersten Bürgerentscheid in der Stadtgesachichte aufgerufen. Foto: Heine
World Heritage Watch empfiehlt, beim Bürgerentscheid mit Ja zu stimmen. Die Organisation sieht das Pfalzquartier als „Angriff auf das Welterbe“. Dort dürfe Architektur, die sich gegen das historische Erbe verselbständigt, nicht geduldet werden.
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Goslar. Pünktlich zum ersten Goslarer Bürgerentscheid ist am Mittwoch eine klare Wahlempfehlung aus Berlin angekommen: Die nicht-regierungsorganisierten Welterbe-Wächter von „World Heritage Watch“ mit Sitz in der Bundeshauptstadt rufen die Bürger der Stadt Goslar auf, am Sonntag mit Ja zu stimmen. Nur so könne die Diskussion über das Vorhaben, das die Stadt spalte, neu geführt und zu einem einvernehmlichen Ende gebracht werden, heißt es dort.
„Hier sind die Maßstäbe völlig verloren gegangen“
Der Vorsitzende Stephan Dömpke, dessen Organisation nach eigener Aussage genau 21 Mitglieder zählt („wir halten das bewusst klein“), meint zum Bürgerentscheid, der den Buchstaben nach eigentlich nur die städtische Beteiligung am Bau der Halle in den Fokus nimmt: „Der zur Diskussion stehende Entwurf des Büros Nieto Sobejano ist in stadtplanerischer, architektonischer und konzeptioneller Hinsicht verfehlt und eine Attacke auf das Welterbe.“ World Heritage Watch frage sich, wie ihn ein Gremium befürwortet haben könne, das mit Fachleuten für das Welterbe besetzt gewesen sei: „Hier sind die Maßstäbe völlig verloren gegangen.“
Gegenfrage aus Goslar: Ob Dömpke denn wisse, dass in besagter Jury die unesconahen Denkmalschützer von Icomos gesessen hätten und die Anforderungen für den Architekten-Wettbewerb nach Aussage von Stadtplanerin Sandra Morese auch im Nachgang „tatsächlich direkt mit der Unesco in Paris“ abgestimmt worden? „Nein, das wusste ich nicht“, antwortete Dömpke. Aber das ist offenkundig auch nicht relevant. „Wir stimmen in vielen Dingen nicht mit der Unesco überein“, erklärte Dömpke, „wir finden auch nicht, dass die Unesco einen guten Job macht.“
Zur Erinnerung: Im Sommer 2022 hatte World Heritage Watch zum Goslarer Stadtjubiläum (1100 Jahre) pünktlich zum Festakt eine lange Welterbe-Mängelliste präsentiert.