Clauthaler Schüler stimmen sich auf Harz-Classix ein

Das Schulorchester der RKS probt derzeit Franz Schuberts „Unvollendete“ und stimmt sich so auf Harz-Classix ein. Foto: Knoke
Das Orchester der Robert-Koch-Schule übt Schuberts „Unvollendete“, die die NDR-Radiophilharmonie beim Harz-Classix-Festival am 6. Oktober in der Clausthaler Kirche spielt. 40 Schüler haben die Möglichkeit, bei der Generalprobe in Hannover dabei zu sein.
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Clausthal-Zellerfeld. Kaum eine Sinfonie beginnt so düster wie die „Unvollendete“ von Franz Schubert. Beim Harz-Classix-Festival am 6. Oktober in der Clausthaler Marktkirche wird die NDR-Radiophilharmonie dieses Werk auf die Bühne bringen. Wie anspruchsvoll das ist, weiß das Orchester der Robert-Koch-Schule (RKS), das die Sinfonie ebenfalls einstudiert – als Vorbereitung auf das Festival.40 Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums fiebern zudem der Generalprobe der Philharmonie im Landesfunkhaus entgegen, an der sie teilnehmen dürfen.
Hella Janssen leitet als Musiklehrerin an der RKS das Schulorchester. Dreimal hat die Gruppe die Sinfonie bereits geprobt. Spätestens zum Weihnachtskonzert wollen die Nachwuchsmusiker einen Teil der „Unvollendeten“ aufführen, die Version der RKS ist etwa acht Minuten lang. „Ja, das führen wir tatsächlich mit einem Schulorchester auf“, betont Janssen und hebt hervor, wie schwierig die Sinfonie ist.
Die Schüler spielen das Werk nah am Original
Um das Werk an manchen Stellen zu vereinfachen und genau auf die vorhandenen Flöten, Streicher und das Klavier anzupassen, hat es die Musiklehrerin arrangiert. „Die Exposition ist nah am Original“, erklärt Janssen für die Musikexperten. Für Laien: Das ist der Teil einer Komposition, in dem die Themen erstmals präsentiert werden.
Während der Proben achtet die Leiterin des Schulorchesters auf jeden Ton, hat jemand beispielsweise ein Vorzeichen an einer Note übersehen, oder müssen die Flötenspielerinnen kräftiger pusten? Zur Hilfe singt und klatscht Janssen teilweise den Rhythmus mit und hilft beim Zählen. Die elfjährige Bettina, die seit drei Jahren Cello spielt, erklärt, dass in dem Stück besonders die Tempowechsel schwer seien.
Mit dem ungewöhnlichen Rhythmus hat auch die elfährige Anna am Klavier zu kämpfen. „Es verwirrt mich, wenn die Flöten am Anfang etwas spielen und ich hinterher latsche“, sagt sie. Vom Klang her konnte sich Anna bisher noch nicht ganz mit der „Unvollendeten“ anfreunden. „Ich habe schon Besseres gehört“, gesteht sie. Ihren Geschmack würden eher fröhlichere Stücke treffen. Und das ist Schuberts Sinfonie in h-Moll gerade zu Beginn ganz und gar nicht. Von diesem Werk existieren nur zwei vollständige Sätze, weshalb es den Beinamen die „Unvollendete“ hat. Warum der österreichische Komponist die Symphonie nicht fertig schrieb, ist bis heute übrigens unklar.
Einige Merkwürdigkeiten in Schuberts Sinfonie
Laut Musikkennern weist die Sinfonie auch sonst Merkwürdigkeiten auf. Die Tonart h-Moll, die in der Lehre von den Tonarten für das Jenseitige steht, war zu der Zeit für eine Sinfonie vollkommen unüblich. Mitten im Stück hört die Musik auch urplötzlich einfach auf: Die völlig unerwartete Generalpause war Schuberts Spezialität. Weil danach das gesamte Orchester mit lauten Akkorden wieder einsteigt, ist es für die RKS-Schüler an dieser Stelle besonders wichtig, richtig zu zählen.

Die NDR-Radiophilharmonie tritt beim Harz-Classix-Festival auf. Am 5. Oktober dürfen 40 RKS-Schüler der Generalprobe in Hannover dabei sein. Archivfoto: Herzig
Wenn die Oberharzer die Generalprobe der NDR-Radiophilharmonie besuchen, wird diese nicht die „Unvollendete“ üben, sondern ein anderes Stück von Harz-Classix: Beethovens Trippelkonzert. Janssen bedauert das ein wenig, will mit den Kindern aber vorher auch noch das Konzert in C-Dur durchgehen. Anna und Bettina freuen sich trotzdem schon auf den Besuch im Landesfunkhaus und sehen ihn als Ehre, dass sie aus Clausthal-Zellerfeld extra dort hinfahren dürfen.
Gespannt sind die beiden auch, wenn sie an das eigentliche Harz-Classix-Festival in der Kirche denken. Anna erzählt, dass sie noch nie bei so einem großen Konzert gewesen sei. Darum findet Lehrerin Janssen es so wichtig, dass sich die Schüler im Vorfeld so intensiv mit der „Unvollendeten“ beschäftigen. So wüssten sie genau, was sie im Konzert erwarte, könnten sich an die Melodie erinnern und den Auftritt womöglich sogar besser verstehen als so mancher erwachsene Festival-Besucher.
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