Clausthaler Hort: Verein kündigt Vertrag mit der Stadt

Kinder von der ersten bis zur sechsten Klasse werden derzeit im Schulkinderhort betreut. Foto: Neuendorf
Der Trägerverein des Schulkinderhortes in Clausthal-Zellerfeld hat den Vertrag mit der Stadt gekündigt. Der Vorstand ist der Ansicht, dass ein hauptamtlicher Träger den Hort bedarfsgerechter betreiben könne. Aktuell ist nicht klar, wie es weitergeht.
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Clausthal-Zellerfeld. Wie geht es mit dem Schulkinderhort in Clausthal-Zellerfeld weiter? Der ehrenamtliche Trägerverein kündigt den Vertrag mit der Stadt zum 31. Dezember. Der fünfköpfige Vorstand des Vereins sieht eine Übernahme der Trägerschaft des Hortes durch einen hauptamtlichen Träger als notwendig an. Laut Mario Medico, Leiter des Serviceamtes der Stadt und damit für die Kindertagesstättenverwaltung zuständig, lotet die Stadt derzeit Möglichkeiten für die Zukunft aus.
Ehrenamtliche sind für alles verantwortlich
„Nur durch einen hauptamtlichen Träger kann der Hort vor dem Hintergrund zunehmender rechtlicher Anforderungen und des Fachkräftemangels sach- und bedarfsgerecht betrieben werden“, schreibt der Vorstand in der Kündigung. Was heißt das konkret? Der Verein ist laut Vorsitzendem Steffen Pluta für alles in dem Hort zuständig: von der Personalverantwortung, über die Finanzierung bis hin zum Aufnehmen von neuen Kindern.

Ein Teil des Vorstands: Vorsitzender Steffen Pluta, Schatzmeister Randolf Hoffmann und Schriftführerin Dr. Cornelia Strauß (v.li.). Es fehlen die stellvertretende Vorsitzende Birgit Heß und Beisitzerin Jessica Hiller. Foto: Knoke
Wie schwer es sei, Personal für den Hort zu finden, wurde ja bereits wie berichtet bei den vergangenen Ratssitzungen deutlich. Pluta erklärt, dass im Schulkinderhort immer 40 Kinder von der ersten bis zur sechsten Klasse in der Zeit von 11.15 bis 17 Uhr betreut worden seien. Seit Ende vorigen Jahres sei aber nur noch Personal da, um20 Kinder zu betreuen. Von vier pädagogischen Kräften sei eine krankheitsbedingt ausgefallen und eine in den Ruhestand gegangen. Und nach dem Betreuungsschlüssel im Kita-Gesetz dürften sich zwei Erzieher nur um 20 Kinder kümmern. Man habe zwar zum 1. Juli eine neue Kraft einstellen können, aber auch das reiche nicht, um wieder 40 Kinder zu betreuen.
Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf
Schriftführerin Dr. Cornelia Strauß sagt, wie schwer es als Eltern sei, Familie und Beruf miteinander zu vereinbaren, wenn plötzlich der Hortplatz wegfalle. Der Verein habe den betroffenen Eltern geholfen, anderweitige Betreuungen für das Kind zu suchen – glücklich damit sei aber niemand. Pluta erklärt, dass sich bei einer Bedarfsermittlung gezeigt habe, dass derzeit 32 Plätze in dem Hort benötigt würden.
Der fünfköpfige Vorstand hat sich neu zusammen gesetzt, nach dem der alte nicht mehr zur Verfügung stand. „Es ist schwer, jemanden für die Posten zu finden“, berichtet Steffen Pluta. Schatzmeister Randolf Hoffmann spricht nicht nur von dem erheblichen Zeitaufwand. Es gehe auch darum, was fachlich von dem Verein erwartet werde. Als Beispiel nennt er die Erstellung von pädagogischen Gewaltschutz- oder Missbrauchs-Konzepten. „Da fehlt uns die Expertise“, sagt Hoffmann. Der Vorstand habe zudem Angst, dafür haften zu müssen, sollte sich mal ein Kind aufgrund von Mängeln im Hort verletzen. „Es ist vielen nicht bewusst, dass ein ehrenamtlicher Verein dahintersteht“, ergänzt Schriftführerin Strauß. „Dass Ehrenamtliche den Betrieb von Kindertagesstätten nicht mehr leisten können, zeigte sich in diesem Jahr auch bereits in Goslar, wo für zwei Kindertagesstätten Trägerwechsel vorgenommen worden waren“, heißt es dazu auch in der Kündigung an die Stadt.
Den Hort gibt es seit 1996
Schwierig sei es also, dass plötzlich Eltern Vorgesetzte für die Angestellte in der Kita werden, die in ihrem eigentlichen Job teilweise selbst keine Personalverantwortung hätten. Wenn es einen hauptamtlichen Träger gebe, muss sich laut den aktuellen Verantwortlichen auch nicht jedes Jahr ein Vorstand finden, der sich immer neu einarbeitet. Gleichzeitig hätten die Erzieherinnen und Erzieher im Hort nicht dauernd wechselnde Ansprechpartner.
Gegründet wurde der Hort im Jahr 1996 von einer TU-Mitarbeiterin, die eine Möglichkeit für die Kinderbetreuung suchte, sagt der Vorstand. Er betont aber auch, dass sich die Rahmenbedingungen für den Trägerverein extrem gewandelt hätten. Allein der Bürokratieaufwand sei mehr geworden. Gleichzeitig betont der Vorstand aber auch, wie wichtig es sei, dass der Schulkinderhort weiterhin bestehen bleibe. „Das ist ein ganz entscheidender Standortfaktor, wenn Eltern überlegen, nach Clausthal-Zellerfeld zu ziehen“, sagt Cornelia Strauß.
Zwischen Verein und Vorstand gibt es „kein böses Blut“
Den Hort definitiv zu erhalten, ist auch das Ziel von Mario Medico aus der Stadtverwaltung. Für ihn komme aber die Kündigung nicht überraschend. Er habe jedoch gehofft, dass der Trägerverein noch so lange weitermache, bis 2026 die verpflichtende Ganztagsbetreuung eingeführt werde. Medico sagt, dass er dem Verein seine Hilfe angeboten habe. Das wisse der Vorstand zwar zu schätzen und es gebe kein „böses Blut“, wie er auf Nachfrage bestätigte. Aber dennoch hielten die Ehrenamtlichen eine Weiterarbeit für unmöglich.
Wie es zum Jahreswechsel mit dem Schulkinderhort weitergeht, kann Medico noch nicht sagen. Entweder soll eine Ausschreibung erfolgen oder die Gemeinde den Schulkinderhort übernehmen. Das letzte Wort habe in dieser Entscheidung die Bürgermeisterin. Eine Ausschreibung, in der ein neuer hauptamtlicher Träger gesucht werden soll, ist laut Medico sehr aufwendig. Darum habe er bereits vorgefühlt, ob ein Unternehmen die Stadtverwaltung dabei unterstützen könnte. Diese seien jedoch schon alle ausgelastet. Deswegen steht Medico nach eigener Aussage weiterhin mit dem aktuellen Trägerverein im Austausch. So könnte ein geschmeidigerer Übergang geschaffen werden.
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