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Erfolgreicher Hilferuf in der GZ

Goslarer Krebspatient findet Pflegestelle für seinen Hund Dean

Dean nimmt Abschied von seinem alten Herrchen und beschnuppert seine neue Familie: Julianna Ines Christiansen (42, von links), Kayla Christiansen (1,5), Hans Henning Fränkel (70) und Boris Christansen (46).

Dean nimmt Abschied von seinem alten Herrchen und beschnuppert seine neue Familie: Julianna Ines Christiansen (42, von links), Kayla Christiansen (1,5), Hans Henning Fränkel (70) und Boris Christansen (46).

Ein 70-jähriger Goslarer, die furchtbare Krebs-Diagnose und ein Hund, der ein neues Zuhause finden muss: Mit einem Hilferuf hat sich Hundebesitzer Hans-Henning Fränkel an die GZ gewandt, und die Resonanz war riesig. Dean hat nun eine neue Familie.

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Von Petra Hartmann
Samstag, 19.10.2024, 12:00 Uhr

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Goslar. Dean hat ein neues Zuhause: Der achtjährige Harzer-Fuchs-Rüde, dessen Besitzer schwer an Krebs erkrankt ist, wurde von einer Familie adoptiert, die in der unmittelbaren Nachbarschaft wohnt.

Julianna Ines Christiansen hatte den Hilferuf in der Goslarschen Zeitung gelesen, mit dem der 70-jährige Goslarer Hans-Henning Fränkel vor Beginn seiner Chemotherapie nach einer Bleibe für seinen Hund suchte.

„Dean kommt zur Hundestaffel der Bergwacht“, verkündete Fränkel glücklich und vielleicht auch ein bisschen stolz auf seinen klugen Hund. Wobei Christiansen betont, der Harzer Fuchs müsse natürlich zunächst einmal getestet werden, unter anderem darauf, wie er auf die vierbeinigen Kollegen reagiert.

Lernbegierige Rasse

Die 42-Jährige ist aber zuversichtlich, dass Dean das Zeug für die Ausbildung zum Retter hat: „Die Rasse ist sehr lernbegierig und will gefordert werden“, sagt sie. Dean brauche sehr viel „Input“, er wolle und müsse beschäftigt werden, und mit acht Jahren sei er im besten Lernalter. Sie selbst war bei der Bergwacht tätig, ist zurzeit aber wegen ihrer anderthalbjährigen Tochter Kayla nicht mehr aktiv.

Das Mädchen ist den Umgang mit Hunden gewohnt, hat auch mit einem größeren Hund zusammen das Laufen gelernt und versteht sich gut mit dem Dackel der Großeltern. Harzer Füchse gelten als sehr kinderfreundlich. Man müsse jedoch darauf achten, dass der Herden-Hüte-Instinkt in die richtigen Bahnen gelenkt wird, heißt es in diversen Ratgebern.

Christiansen selbst ist mit Huskys aufgewachsen. Sie und ihr 46-jähriger Mann Björn sind von Beruf Köche und wechseln sich in Früh- und Spätschicht ab. Andere Haustiere gibt es in der Familie nicht, Dean ist also der alleinige Anwärter auf alle Streicheleinheiten.

Inzwischen hat sie schon einige Einkäufe für das neue Familienmitglied erledigt. Gestern Nachmittag um 16.30 Uhr holte die Familie den Hund ab und brachte ihn zum neuen Haus. Und schon heute Morgen soll der Harzer Fuchs mitkommen, wenn die Tochter zur Kinderkrippe gebracht wird. So lernt er gleich die neuen Wege kennen.

Der Harzer Fuchs Dean ist acht Jahre alt und ein Hund in seinen besten Jahren.

Der Harzer Fuchs Dean ist acht Jahre alt und ein Hund in seinen besten Jahren. Foto: Hartmann

Über 20 Hundefreunde melden sich

Die Hilfsbereitschaft war groß: Über 20 Hundefreunde hatten sich nach dem GZ-Artikel per Mail oder telefonisch bei dem ehemaligen Journalisten Fränkel gemeldet und ihm angeboten, Dean bei sich aufzunehmen. Bei Christiansen hat es dann am besten gepasst, und Fränkel ist überzeugt, ein gutes Zuhause für seinen Hund gefunden zu haben. Am Mittwoch um 15.21 Uhr erhielt Christiansen dann den ersehnten Anruf und die Zusage. „Wir freuen uns sehr und werden alles für ihn tun, damit es ihm jederzeit bei uns gut geht“, sagt Deans neues Frauchen.

Dean bleibt in der Nachbarschaft

Gestern Nachmittag um 16.30 Uhr war es so weit. Die drei Christiansens standen vor der Tür und holten Dean ab. Der Hund reagierte ruhig und freundlich, ließ sich streicheln und kam auch mit der kleinen Kayla augenscheinlich gut klar. Neugierig beschnupperte er das Mädchen in der Kinderkarre.

Was Julianna Ines Christiansen ganz wichtig ist: Dean ist nicht ganz weg von seinem bisherigen Herrchen. Sie will, wenn es möglich ist, dass Fränkel und sein Hund sich nach der Therapie sehen und besuchen können. Vielleicht wäre sogar eine spätere Rückkehr möglich.

Die Goslarerin, die auch auf der GZ-Facebook-Seite über ihr Hilfsangebot für Dean berichtet hatte, machte klar, wie wichtig in der Situation der Kontakt zum eigenen Hund sein könne. Sie spricht aus eigener Erfahrung: „Habe es selber vor Jahren durch und weiß, wie wichtig es für beide ist“, betont sie. Ihr Vorschlag: „Wir nehmen ihn auf und besuchen Herrchen immer. Eher Pflegestelle. Und wenn es Herrchen wieder besser geht, geht Dean zurück.“

„Ich kann ihn nicht mehr halten“

Allerdings ist der 70-Jährige da sehr zurückhaltend. Zurzeit spricht er von einem Abschied für immer, will lieber einen scharfen Schnitt. Selbst wenn er geheilt werde und gesund zurückkommen könnte, würde er körperlich mit dem agilen Hütehund wohl nicht mehr mithalten können, glaubt der Rentner. Er sei körperlich nicht mehr in der Lage. „Ich kann ihn nicht mehr halten.“ Da sei eine entschiedene Trennung für beide das Beste.

Der Goslarer und sein Harzer Fuchs waren vier Jahre zusammen. Zuvor hatte Fränkel einen Husky, mit dem er auch bei Goslarer Ferienpassangeboten Kinder mit der Schlittenhund-Rasse bekannt machte.

Neue Wege für Dean

Christiansens haben, obwohl sie ganz in der Nähe wohnen, zugesagt, dass sie mit dem Hund nicht durch Fränkels Straße gehen werden.

Für Fränkel beginnen nächste Woche die Arzttermine, der Gang zum Hausarzt, zur Onkologie ... Einige der Bewerber um Dean waren ehemalige Krebspatienten und haben ihm etwas über ihre Klinikaufenthalte erzählt, sagt er. Leicht wird es nicht, aber zumindest die Sorge um Dean ist er los.

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