Spiele im „Internationalen Café“ brechen das Eis

Auf den Tischen liegen Gesellschaftsspiele bereit. Wer sie schon kennt, kann gleich loslegen. Für wen sie neu sind, dem werden die Regeln durch ehrenamtliche Netzwerk-Helfer erklärt. Fotos: Potthast
Im „Internationalen Café“, das aus dem „Netzwerk Helfen“ hervorgegangen ist, werden Kontakte geknüpft – auch über Gesellschaftsspiele. Es dient der Integration von Menschen, die ihre Heimat verlassen haben und in Deutschland ein neues Leben beginnen.
Für nur 0,99 € alle Artikel auf goslarsche.de lesen
und im ersten Monat 9,00 € sparen!
Jetzt sichern!
Clausthal-Zellerfeld. Tische und Stühle rücken, Spiele und Spielsachen auslegen, Kuchen und Geschirr bereitstellen: Das Internationale Café kann öffnen – einmal im Monat tut es das in der Regel. Die Initiative dazu ging hervor aus dem ehrenamtlich geführten „Netzwerk Helfen“ und soll Hilfe zur Integration sein. Für Menschen, die ihre Heimat verlassen haben und die ihr Leben in einem anderen Land neu einrichten. Formen der Unterstützung: gemeinsames Essen, Gespräche und Gesellschaftsspiele. Ort der Begegnung ist das Clausthaler Gemeindehaus.
Die Gäste kommen peu à peu. Einige kennen sich, umarmen sich, setzen sich zusammen und quatschen. Nebenan in der Küche bereiten ehrenamtliche Helfer Kaffee und Tee vor. Andere setzen sich mit an die Tische und laden zu einem der Gesellschaftsspiele ein, erklären, worauf es ankommt.
Gäste einbeziehen
Ist jemand eher verhalten, wird er, sofern er möchte, mit einbezogen. Netzwerk-Koordinatorin Dorothea Römpage achtet darauf. Einer der Gäste am vergangenen Freitag hat zwar Platz genommen an einem der Tische, ist jedoch weder im Gespräch noch im Spiel mit seinen Nachbarn. Er lässt sich mit einbeziehen ins Geschehen. Sein Gesichtsausdruck ändert sich, er lächelt.
Das ist des Öfteren zu sehen, vor allem aber Lachen ist zu hören. Weil sich die Gäste über Amüsantes unterhalten, oder weil sie sich in einem der Gesellschaftsspiele aneinander messen. Sie dienen daher nicht selten als schneller Eisbrecher. Auch das gemeinsame Essen bringt die Café-Besucher in Kommunikation – miteinander und mit den Ehrenamtlichen. „Wir trinken Kaffee, spielen und sprechen“ ist ja der Leitsatz. Festigen können die Gäste ihre Sprachkenntnisse auch über das Netzwerk-Angebot „Wir sprechen Deutsch“, das mittwochs zwischen 17 und 18.30Uhr stattfindet. Das Gelernte können sie dann wiederum im Café anwenden.

Für die Kinder ist ein Bereich im Gemeindesaal mit Spielzeug und Malsachen, Spielteppich und Tisch ausgestattet. Zum Mitnehmen sind die Sachen auf dem Regal gedacht, wie Plüschtiere und Bücher.
Für Ali Youssef aus Syrien hat das Café eine große Bedeutung. Er könne andere Leute kennenlernen und Deutsch sprechen. Außerdem hat er Hilfe bei der Jobvermittlung aus dem Netzwerk-Helferkreis. Sein langfristiger Plan: Den Master in Elektrotechnik zu machen und in dem Beruf zu arbeiten. Am Freitag hilft er den Helfern bei der Vorbereitung.
Xinyi Gao aus China hat im Internationalen Café Freunde gefunden und trifft sie dort, wenn es öffnet. Man müsse sich unterhalten, um Deutsch zu lernen, sagt sie. Die Plattform dafür ist gegeben und wird genutzt. Menschen vieler verschiedener Nationen kommen im Gemeindesaal zusammen – am Freitag sind es fast 40. Rasch Verbindendes ist die deutsche Sprache, manchmal Englisch. Finden sich Landsleute, parlieren sie schon mal in ihrer Muttersprache.
Kontakt aufnehmen
Netzwerk-Helferin Benita Gritz spricht auch Russisch. Das habe ihr die anfängliche Kontaktaufnahme zu ukrainischen Geflüchteten erleichtert. Ebenso, dass sie selbst ein neues Leben in Deutschland begann – sie stammt aus Polen und kam vor 36Jahren in den Harz. Was sie sich wünschen würde: eine Anlaufstelle für geflüchtete Jugendliche. Ihnen muss ihrer Meinung nach das Gefühl vermittelt werden, angekommen zu sein. Einer Mutter und deren Sohn hat sie sich angenommen, hat einen Hortplatz für den Jungen vermittelt. Anfangs sei der Junge sehr verschlossen gewesen. Doch inzwischen taue er auf. Beide lernte Benita Gritz übrigens im Internationalen Café kennen.
Gemeindehaus nutzen
Ohne die Möglichkeit, das Gemeindehaus mit all seinen Räumen regelmäßig nutzen zu können, wäre die Netzwerk-Arbeit nicht umsetzbar, so Dorothea Römpage. Ihr Dank dafür und für die Übernahme der für die Nutzung anfallenden Kosten richtet sich an die Verantwortlichen der Clausthaler Kirchengemeinde und die des Kirchenkreises Harzer Land.
Wann das Netzwerk noch aktiv wird: beim Ankommen, also bei der Registrierung in der Ausländerbehörde und im Jobcenter zum Beispiel, bei der Beschaffung einer Wohnung und der nötigen Ausstattung. Bei Problemen beispielsweise mit der Ausländerbehörde, mit dem Jobcenter, mit dem Vermieter, mit der Schule oder dem Kindergarten sind die Ehrenamtlichen ebenfalls Ansprechpartner. Genauso bei der Jobsuche und beim Weiterleiten von Sachangeboten.