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Tradition zum Jahreswechsel

Seit 36 Jahren keinen Glücksschweinchen-Verkauf verpasst

Helga und Jochen Wentzel verschenken und sammeln seit 1987 die Glücksschweinchen der Goslarschen Zeitung.  Foto: Hörseljau

Helga und Jochen Wentzel verschenken und sammeln seit 1987 die Glücksschweinchen der Goslarschen Zeitung. Foto: Hörseljau

Zur silvesterlichen Umarmung gehört für Helga und Jochen Wentzel aus Clausthal-Zellerfeld das Verschenken von GZ-Glücksschweinchen einfach mit dazu. Seit 1987 hat das Ehepaar keinen Verkauf verpasst. Mit der GZ schwelgt das Ehepaar in Erinnerung an die vergangenen fast 40 Jahre.

Von Hansjörg Hörseljau Freitag, 31.12.2021, 16:00 Uhr

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Clausthal-Zellerfeld. 36 Glücksscheinchen stehen auf dem Tisch, ohne Bändchen und schön aufgereiht. Ihren eigentlichen Platz haben sie in der Küche in einem kleinen Regal, direkt neben dem Esstisch. „Aber da können Sie die nicht fotografieren“, sagt Helga Wentzel (71). Deshalb sind auch die Bändchen ab, sonst könnten sie dort nicht stehen.

Das erste stammt aus dem Jahr 1987. Anfangs hat Jochen Wentzel (75) die Schweinchen noch über die Clausthaler Redaktionsleiterin Helga Meier-Cortés gekauft. Die Glücksscheinchen-Aktion wurde bereits 1973 in Clausthal-Zellerfeld ins Leben gerufen, seither sind rund1,2 Millionen Euro zusammengekommen. „Aber damals waren wir grade erst verheiratet und haben nicht an Schweine gedacht“, erinnert sich Helga Wentzel. „Aber so sind es ja auch schon ganz schön viele.“

Die Schweinchen mit dem Pfennig und ab 2004 mit dem Cent sind für uns wie für alle Menschen ein Glückssymbol, sagt die 71-Jährige. Und dann dient die Aktion ja immer einem guten Zweck. „Mein Mann hat sich einen Spaß daraus gemacht. Der hat immer ziemlich viele davon gekauft.“ Er hat schon vorher überlegt und gerechnet und überschlagen, wie viele von den Schweinchen er braucht. Für die Familie und Freunde. „Die und die … na ja, dann nehme ich mal ein paar mit.“

In früheren Jahren, „als wir das noch durften“, haben Helga und Jochen Wentzel Silvester mit Freunden meistens gemeinsam im Glückauf-Saal gefeiert. „Wenn es zwölf Uhr geschlagen hat, bin ich losgegangen und habe meinen treuen Freunden und Bekannten oder wer mir wichtig war, bei der silvesterlichen Umarmung ein Schweinchen geschenkt“, sagt Jochen Wentzel.

Davon hatte er immer eine Handvoll in der Tasche. „Ich musste die dann mit einer Hand in meiner Tasche sortieren. Die Dinger waren ja immer noch mit dem Band versehen und deshalb in der Tasche oft verheddert. Das war gar nicht so einfach“, schmunzelt Jochen Wentzel. „Für ganz besondere Menschen, die ich mag, gibt es so ein Glücksschweinchen.“ Er erinnert sich an Aische, die im Glückauf-Saal bedient hat. Oder an eine Freundin, die sich kurzzeitig von ihrem Mann getrennt hatte. Manchmal auch Bekannte oder ganz fremde Leute auf der Straße. Aber auch seine Motorradfreunde oder Kegelfreunde. „Viele haben einfach schon erwartet, dass sie von meinem Mann zu Silvester ein Glücksschweinchen bekommen.“ Mit den Schweinchen hat Jochen Wentzel viel Freude bereitet und geschenkt.

Seit 36 Jahren keinen Glücksschweinchen-Verkauf verpasst

„Das war immer lustig“, freut sich Helga Wentzel. „Bis jetzt. Letztes Jahr haben wir Silvester zum ersten Mal alleine in der Stube gesessen. Aber der eine oder die andere hat dann doch ein Schweinchen bekommen.“

Im Gespräch mit der GZ wirkt das Ehepaar fröhlich und gesellig. „Vor drei Jahren haben wir Goldene Hochzeit gefeiert, das war richtig schön“, sagt Helga Wentzel. Viele im Freundeskreis, die sich auch auf solche Feiern und Begegnungen gefreut haben, konnten das in den jüngsten zwei Jahren nicht. Schade, dass auch dieses Jahr keine Silvesterfeiern stattfinden. Aber für das nächste Jahr ist wieder eine Motorradfahrt nach Suhl geplant. „Ich fahre immer noch gerne,“ sagt Jochen Wentzel.

Die beiden wünschen sich eine Überwindung der aktuellen Situation und die Geselligkeit mit Freunden zurück, die sie vor der Pandemie leben konnten. „Ich bin 75 Jahre alt, da macht man sich schon seine Gedanken“, sagt Jochen Wentzel.

Da die Glücksschweinchen dieses Jahr nur online erhältlich waren, hat Schwiegersohn Fabian sie besorgt. Auch wenn es dieses Jahr schwieriger ist, können sich wieder einige Freunde und Menschen auf die Glücksschweinchen von Jochen Wentzel freuen. „Vielleicht hat ja jemand noch Glücksschweinchen von 1973 bis 1985 übrig, darüber würden wir uns sehr freuen“, sagen Helga und Jochen Wentzel, die beide so viele davon verschenkt haben.

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