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Nachhaltiger Umgang: Bücher vor dem Wegwerfen bewahren

Einen Platz zum Verweilen hat „Das Lesestübchen“ auch. Foto: Potthast

Einen Platz zum Verweilen hat „Das Lesestübchen“ auch. Foto: Potthast

Büchern mindestens eine weitere Heimat zu geben, das steht hinter verschiedenen Angeboten in der Kurstadt. Es gibt unter anderem den Flohmarkt der Stadtbücherei, den Bücherbaum und den Bücherwurm sowie ein Lesestübchen – mit Second-Hand-Lesestoff.

Von Angela Potthast Donnerstag, 09.02.2023, 10:00 Uhr

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Bad Harzburg. Das Buch ist gelesen, aber kein Platz mehr im Regal zur Aufbewahrung. Freunde und Familienangehörige könnten ja eventuell Zweit- und Drittleser sein. Nur wohin damit, wenn die keinen Gefallen an der Lektüre finden? Der Altpapier-Container sollte wohl nicht der letzte Ort von gepflegten und nicht beschädigten Schriftstücken werden – allein schon aus Gründen der Nachhaltigkeit. In der Kurstadt gibt es Stellen, an denen sie gerne aufgenommen werden: Stadtbücherei und Lesestübchen. Und dann sind da noch der Bücherbaum in der Bummelallee und der Bücherschrank im E-Center.

Viele Geschenke

Der „Bücherbaum“: Er wird seit 2013 mit Lesestoff bestückt. Mitarbeiter der Stadtbücherei stellen etwas hinein. Aber auch jeder andere, der einen Roman oder ein Kinder- oder Sachbuch… verschenken möchte, kann den oder das dort hinterlassen und sich im Tausch andere Lektüre mitnehmen. Foto: Potthast

Der „Bücherbaum“: Er wird seit 2013 mit Lesestoff bestückt. Mitarbeiter der Stadtbücherei stellen etwas hinein. Aber auch jeder andere, der einen Roman oder ein Kinder- oder Sachbuch… verschenken möchte, kann den oder das dort hinterlassen und sich im Tausch andere Lektüre mitnehmen. Foto: Potthast

„Wir bekommen sehr viel geschenkt“, sagt Detlef Linke als Leiter der Stadtbücherei Bad Harzburg. Das nähmen sie auch fast alles an – bis auf Lexika und Reader’s Digest. Was rein kommt, wird gesichtet: Ist es für den Bestand geeignet? Oder geht es in den Verkauf? Zum einen haben Detlef Linke und seine Mitarbeiterinnen einen Dauer-Flohmarkt eingerichtet – direkt am Eingangsbereich. Zum anderen wird einiges online über bestimmte Portale veräußert – der Erlös ist für Anschaffungen in der Bibliothek bestimmt. „Was wir nicht mehr verkaufen können, kommt in den Bücherbaum.“

Der hat seinen Standort seit 2013 in der oberen Bummelallee. Ein- bis zweimal pro Woche bestücken die Bibliotheks-Mitarbeiter den Tauschbaum - gespendet vom Förderverein Jungbrunnen Bad Harzburg sowie dem Plumbohms Bio-Suiten-Hotel und gefertigt von Hubert Steinbrich. „Da geht ordentlich was weg“, sagt Detlef Linke. Er gibt zu bedenken, dass jeder etwas hineinstellen könne. Was auch geschehe. Allerdings sollten es gut erhaltene Bücher sein, nichts Beschmutztes oder Zerfleddertes.

Positive Rückmeldungen

So etwas möchte auch Ronny Lunze nicht im „Bücherwurm“ haben. Das Regal, das Second-Hand-Lesestoff aufnimmt, sei eine seiner ersten Handlungen als Marktleiter des E-Centers gewesen. Er kannte Vergleichbares aus anderen Märkten. Sein Gedanke: „Warum soll man Bücher wegwerfen?“ Daher stellte er einen Schrank zur Verfügung, den jeder befüllen und aus dem sich jeder bedienen kann. Bislang habe er nur positive Rückmeldungen erhalten und beobachte eben auch, dass das Angebot genutzt werde.

„Der Bücherwurm“ mit kostenlosem Inhalt steht im E-Center. Foto: Schlegel

„Der Bücherwurm“ mit kostenlosem Inhalt steht im E-Center. Foto: Schlegel

Ronny Lunze nimmt sich selbst schon mal ein Buch mit, wenn er auf Reisen geht. Und lässt es am Urlaubsort, wenn er einen Bücherschrank aufspürt. Ähnliches hat Karin Krömer im Sinn, ist sie mit ihrem Ehemann auf Radtour in der Region – die Satteltaschen bepackt mit Büchern, die andernorts in öffentliche Bücherschränke wandern sollen. Sie betreibt seit 2004 „Das Lesestübchen“, weil sie viel las und weil ihre Familie viel las. Das Sortiment wuchs und irgendwann daraus die Idee: „Ich mach’ mal einen Laden auf.“ Gedacht, gesagt, getan. Gemeinsam mit ihrer Schwester zog sie das Projekt auf, hatte im Laufe der Jahre auch sonst Unterstützung aus dem Familien- und Freundeskreis.

Sie fährt dorthin, wo Romane, Bildbände und Co. nicht mehr gebraucht werden, und sichtet, was übergangsweise in ihr Stübchen einziehen kann. Zu ihr können aber die Bücher auch gebracht werden, die kauft sie an, oder die werden ihr geschenkt. „Schön ist es“, sagt sie, „wenn jemand etwas da lässt und gleich anderes ersteht.“ Karin Krömer ist überdies Bücher-Retterin: Neulich habe sie in einem Altpapier-Behältnis einen ganzen Schwung entdeckt und die Fundstücke in ihren kleinen Laden getragen – der Container stand ja vor dem Stübchen und steht da noch immer.

Rund 5000 Druckwerke habe sie insgesamt, schätzt sie, und beinahe alle Altersgruppen seien als Kunden vertreten. Sie möchte, dass Bücher ein langes Dasein haben. Und sie möchte, dass sich auch Menschen mit nicht prall gefüllter Geldbörse Lektüre leisten können.

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