Kommt das Besucherzentrum zum Grünen Band in den Nordharz?

Eine Machbarkeitsstudie kommt zu dem Schluss, dass Stapelburg am besten als Standort für ein Besucherzentrum Grünes Band der Erinnerung geeignet ist. Der „Blick in die Vergangenheit“ gibt einen Eindruck davon wider, wie die Ansicht Stapelburgs aus Richtung Westen zu Zeiten der deutsch-deutschen Teilung war. Der Beobachtungsturm der DDR-Grenztruppen wurde bereits im Dezember 1989 abgerissen. Foto: Gereke
Das Land Sachsen-Anhalt sucht einen Standort für das Besucherzentrum Grünes Band der Erinnerung zum Nationalen Naturmonument. Nun liegt die Empfehlung der Kommission vor, die die verschiedenen Bewerbungen bewertet hat. Ganz vorne liegt Stapelburg.
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Nordharz. Stapelburg liegt ganz vorne – das ist die empfehlung einer Machbarkeitsstudie zum künftigen Standort eines Besucherzentrums Grünes Band der Erinnerung. Eine Nachricht, die passend zum historischen Datum der Grenzöffnung kommt. Das Ergebnis geht jetzt als Empfehlung in die Landespolitik.
Das Ergebnis sickert pünktlich zum 34. Jahrestag der Grenzöffnung am heutigen Samstag durch – und die Freude ist in ihren Gesichtern abzulesen oder in ihren Stimmen zu hören: ob beim Ortstermin am Grenzdenkmal in Stapelburg oder beim Telefongespräch. Die Kommission, die die verschiedenen Bewerbungen bewertete und verglich, sieht den Standort Stapelburg am besten geeignet für ein Besucherzentrum Grünes Band der Erinnerung.
Knapp vor Hötensleben
Fast gleich auf liegt Hötensleben mit seinem Grenzdenkmal. Auf den dritten Platz kommt Böckwitz. Insgesamt hatten sich neun Standorte mit 14 Objekten beworden – darunter aus dem Raum Harz/Nordharz Schierke (mit Tourist-Info, Schule und Brocken), Ilsenburg (Kloster/Schloss), Abbenrode (Kaserne der ehemaligen Grenzkompanie), Hessen (mit Schloss und ehemaliger Grenztruppen-Kaserne).

Sven Müller vom Heimatverein Stapelburg öffnet die Tür zur Bunkeranlage, über der sich früher der Beobachtungsturm der Grenztruppen erhob. Foto: Gereke
Als vorteilhaft für den Standort Stapelburg, das schließlich auch den geschichtlichen Aspekt zu bieten hat, dass hier am 11. November 1989 der Eiserne Vorhang nach dem Fall der Berliner Mauer sein erstes Schlupfloch erhalten hat, sieht die Kommission die hohen Touristenzahlen des Harzes mit mehreren Hunderttausend Besuchern jährlich. Ebenso verfüge Stapelburg über eine sehr gut ausgebaute Infrastruktur mit einer guten Verkehrsanbindung über die Autobahn 36 sowie einen Bahnhof. Zudem bietet Stapelburg mit dem Nationalpark Harz, dem Förderverein Jungborn, der an die gleichnamige geschliffene Naturheilstätte erinnert, sowie der überregional bekannten Grenzausstellung des Heimatvereins Abbenrode Synergieeffekte.
Entscheidungsgrundlage
Für Gerald Fröhlich, Bürgermeister der Gemeinde Nordharz, zu der Stapelburg und Abbenrode gehören, ist deshalb auch klar, dass beide Orte touristisch vermarktet werden sollen, wenn das Besucherzentrum tatsächlich nach Stapelburg kommt. „Beide Orte sind mit einem Wanderweg entlang der Ecker, dem ehemaligen Grenzfluss, verbunden“, sagt Fröhlich. Abbenrode bietet im Museum nicht nur die geschichtlichen Hintergründe zur Grenze und verfügt über einen Grenzwandlerpfad, auf dem sich per App Informationen und Geschichten zur Grenzgeschichte abrufen lassen. Es verfüge auch über künstlerische Auseinandersetzungen zu dem Thema, so Fröhlich. Dazu zählt das Environment Auflösung Eiserner Vorhang entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze, aber auch das wohl einzige Kirchenfenster Deutschlands, das sich mit dem Mauerfall beschäftigt.

Alte Kolonnenwege kennzeichnen das Grüne Band bei Abbenrode. Foto: Gereke
Überhaupt Abbenrode: Heimatverein und Grenzerkreis unterstützen während der Bewerbungsphase den Standort Stapelburg und ließen ihre Kontakte spielen, lassen sie wissen. Es ist aber noch einiges an Wegstrecke zurückzulegen, damit Stapelburg auch tatsächlich den Zuschlag bekommt. Die jetzige Machbarkeitsstudie ist eine Entscheidungsgrundlage für die Politik in Sachsen-Anhalt zur Standortsuche. Wann die Entscheidung fallen soll, ist noch nicht klar. Vom nächsten Jahr ist die Rede.
Ziel: Interesse wecken
Das geplante Besucherzentrum soll das Interesse sowohl an der Natur sowie dem Natur- und Klimaschutz wecken, aber auch die Erinnerung an das Grenzregime einer breiten Öffentlichkeit nahebringen. Der Koalitionsvertrag hatte unter anderem die Entwicklung des Nationalen Naturmonuments Grünes Band Sachsen-Anhalt in den Fokus gerückt. Als zentraler Anlaufpunkt soll dazu dieses Besucherzentrum errichtet werden.
Die Träger des Grünen Bandes Sachsen-Anhalt, die Staatskanzlei und Ministerium für Kultur sowie das Ministerium für Wissenschaft, Energie, Klimaschutz und Umwelt, hatten die Aufgabe, eine Machbarkeitsstudie zur Standortfindung zu erarbeiten, an die Stiftung Umwelt, Natur- und Klimaschutz (SUNK) übertragen.

Repliken ehemaliger DDR-Grenzsäulen kennzeichnen sogenannte Grenzinfopunkte, an denen Tafeln am Grünen Band über die Schrecken der deutsch-deutschen Teilung informieren. Foto: Gereke
Sollte Stapelburg von der Politik den Zuschlag erhalten, wird das Besucherzentrum aber nicht auf dem ehemaligen Grenzstreifen entstehen. „Das ist ein Flächendenkmal – Bebauung ausgeschlossen“, klärt Fröhlich auf.
Hintergrund: Das Grüne Band ist Europas größter Biotopverbund. Es hat eine Gesamtlänge von rund 12.500 Kilometern in 24 Ländern. Entlang der innerdeutschen Grenze misst es 1393 Kilometer, berührt neun Bundesländer und nimmt eine Fläche von 177 Quadratkilometern ein. Fast 48 Quadratkilometer auf einer Länge von 343 Kilometern an der Grenze zu Niedersachsen davon befinden sich in Sachsen-Anhalt – 68 Prozent davon sind Naturschutzgebiet. Seit 2019 ist es ein Nationales Naturmonument.