Harzklub spricht in Clausthal über seine Zukunft

Erstmals tagt der Hauptverband des Harzklubs am Samstag in der Mensa auf dem TU-Gelände in Clausthal. Fotos: Nachtweyh
In der Mensa auf dem TU-Gelände in Clausthal-Zellerfeld hat sich der Hauptverein des Harzklubs zur großen Hauptversammlung getroffen. Die Themen des Jahrestreffens waren nicht ohne Brisanz: Es ging um die Werte und die Zukunft des eigenen Vereins.
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Clausthal-Zellerfeld. Die Mitgliederzahlen rückläufig, die Suche nach Funktionsträgern zunehmend schwierig, der Strukturwandel im Vereinswesen unübersehbar – darüber hatte Harzklub-Präsident Dr. Oliver Junk bei der Jahreshauptversammlung des Hauptvereins am Samstag nicht zum ersten Mal gesprochen. Mindestens genauso wichtig, weil aktuell, aber war ihm und seinem Präsidium ein weiterer Punkt: Ein klares Votum für Demokratie und Vielfalt im Harzklub mit seinen 80 Zweigvereinen abzulegen.
Erstmals seit 2001 war der Hauptverein mit seiner Hauptversammlung am Wochenende wieder in Clausthal-Zellerfeld zu Gast, und erstmals überhaupt war die Mensa des Studierendenwerks der Tagungsort für knapp 200 Harzklubler und deren Ehrengäste. Darunter auch Landrat Dr. Alexander Saipa. Er machte, coronabedingt mit etwas Verspätung, am Samstag quasi seinen Antrittsbesuch beim Harzklub – dessen mitgliederstärkste Zweigvereine fast allesamt im Landkreis Goslar liegen.
Klare Position gegen Extremismus
In seinem Grußwort nahm Saipa schon jenen Gedanken auf, den Klubpräsident Junk später vertiefte: „Die Förderung des demokratischen Denkens kann man nur in Vereinen lernen“, so der Landrat, da es im Vereinsleben immer auch die Bereitschaft brauche, Kompromisse mit anderen eingehen zu können. Der Oberharzer Landtagsabgeordneter Alexander Saade (SPD) fand noch deutlichere Worte: „Ich bin dankbar, dass der Harzklub hier eine ganz klare Position für Demokratie und gegen Extremismus bezieht“. Ein entsprechendes Positionspapier des Deutschen Wanderverbandes wurde im weiteren Verlauf der Sitzung auf Antrag des Harzklub-Hauptvorstandes von der Versammlung beschlossen.

Landrat Dr. Alexander Saipa (l.) dankt dem Harzklub in seinem Grußwort auch für seinen enormen Anteil am touristischen Erfolg der Harz-Region.
Anlass dafür waren wohl auch die jüngsten Vorgänge im Zweigverein Zorge, dem der Hauptverband zeitweilig die Zusammenarbeit aufgekündigt hat, weil dessen Ex-Vereinsvize Philipp Göthel unter Rechtsextremismus-Verdacht steht. Göthel, im Zorger Zweigverein wie berichtet inzwischen zurückgetreten, hatte am Samstag einen Antrag zur Tagesordnung eingereicht. Dieser wurde von Präsident Junk mit Verweis auf die Harzklub-Satzung abgelehnt.
Vereine sind nicht einfach so ersetzbar
In seinen Ergänzungen zum Jahresbericht nahm Dr. Oliver Junk den Gedanken vom Verein als Lernort für Demokratie noch einmal auf. Denn temporäres bürgerschaftliches Engagement – so löblich und wichtig es sei – könne nicht das leisten, was Vereine leisten. „Der Harzklub ist nicht ersetzbar durch Baumpflanzer oder Klimakleber“, machte es Junk exemplarisch. Doch wie soll ehrenamtliches Engagement im Verein attraktiver werden? Wie können Vorstände entlastet werden?
Wünschenswert wären weniger Bürokratie und verlässliche Ansprechpartner in den Verwaltungen. Beides sieht der Harzklub-Präsident auf einem guten Weg – namentlich durch die angestrebte Gründung eines Harz-Verbandes bis 2025. Darin sollen sich Harzklub, Regionalverband und Harzer Tourismusverband vernetzen und im Sinne der gemeinsamen Sache stärker zusammenarbeiten. Strukturförderung sei immer sinnvoller als Projektförderung, meinte Junk und zeigte sich zuversichtlich, mit dieser Idee zukunftsorientiert zu sein: „Wir gestalten die Zeitenwende“.
Allerdings dürfe der Verein, in dem über drei Bundesländer verteilt fast 11.000 Menschen registriert sind, in diesem Strukturwandel seine Identität nicht verlieren, mahnte der Präsident: „Wir müssen aufpassen, dass der Harzklub unser Harzklub bleibt und nicht zum Dienstleister wird“.
Es geht dem Harzklub nicht nur ums Wandern
Der Landrat hatte dem Harzklub eingangs für seinen enormen Anteil am touristischen Erfolg des Harzes attestiert – vor allem, was die Wander-Infrastruktur betrifft. Doch neben dem Wandern geht es dem Harzklub auch um Brauchtum und Identität. Davon berichteten Naturschutz-, Wege-, Wander- und Heimatgruppenwarte. In diesem Jahr soll nun vor allem die Jugendarbeit des Harzklubs in den Fokus rücken – wie beim Naturschutztag am Samstag, 8. Juni, in Bad Suderode.