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Herzog-Juliushütte

Granetalsperre: Harzwasserwerke reißen Wahrzeichen ab

Der Brunnen ist weg: Am Staudamm der Granetalsperre erwartet die Besucher nur noch eine Brache. Das Areal soll in den kommenden Jahren neu gestaltet werden, teilen die Harzwasserwerke mit. Foto: Epping

Der Brunnen ist weg: Am Staudamm der Granetalsperre erwartet die Besucher nur noch eine Brache. Das Areal soll in den kommenden Jahren neu gestaltet werden, teilen die Harzwasserwerke mit. Foto: Epping

Als Ausflugsziel ist er im Internet bei Tourenverzeichnissen noch immer zu finden: der Brunnen an der Granetalsperre. Doch wer das Wasserspiel sehen will, steht jetzt vor einer beräumten Fläche. Was ist geschehen? Die GZ begibt sich auf Spurensuche.

Von Andreas Gereke Dienstag, 20.02.2024, 12:00 Uhr

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Herzog-Juliushütte. Der plätschernde Brunnen – er gehörte über Jahrzehnte zur Granetalsperre dazu. „Interessante Konstruktion“, lautet ein Kommentar auf dem Portal Komoot, ein soziales Netzwerk für Outdoor-Aktivitäten. Und weiter unten: „Das Wasserspiel bei den Harzwasserwerken an der Granetalsperre sieht immer wieder toll aus! Das Wasser läuft nicht immer von ganz oben runter, heute lief es mal nur über die Trassen herab. Trotzdem schön :)“. Aber es gibt auch andere Stimmen: „viel Beton und selten in Betrieb“ heißt es da und das Werk wird als klassischer 70er-Jahre-Stil bezeichnet.

Am Himmelfahrtstag pilgerten oftmals Wanderer zur Granetalsperre – und an dem Wasserspiel vorbei. Archivfoto: Epping

Am Himmelfahrtstag pilgerten oftmals Wanderer zur Granetalsperre – und an dem Wasserspiel vorbei. Archivfoto: Epping

Geschmäcker sind verschieden – aber gemeinsam ist einigen sicher, dass sie mit dem Bauwerk Erinnerungen verbinden – wie Beate Lehmann. Die Museumsbeauftragte der Stadt Langelsheim weiß noch, wie früher immer morgens die Männer am Vatertag aufbrachen, mittags durften dann die Frauen hinterherkommen, um sie von der Wanderhütte abzuholen, „und wir machten nach dem Aufstieg immer Rast am Wasserspiel“, erinnert sie sich. „Und jetzt ist er weg? Das kann ich gar nicht glauben“, fügt sie an.

Risse in Bodenplatte

Sie muss es glauben. Abgerissen nach 50 Jahren. Grund: Die Bausubstanz des Anfang der 1970er Jahre errichteten Brunnens, der zusammen mit dem Wasserwerk entstand, das 1973 eingeweiht wurde, ließ zu wünschen übrig. „Der Brunnen wies erhebliche Schäden auf. In der Bodenplatte trat zum Beispiel aufgrund von Rissen verstärkt Wasser aus. Auch am Hochbauteil wurden Risse festgestellt, die zudem die Standfestigkeit hätten beeinträchtigen könnten“, berichtet Norman Droste, Pressesprecher der Harzwasserwerke, auf deren Gelände sich der Brunnen befand. „Mit Blick auf diese Schäden haben wir uns daher entschieden, das Wasserspiel nicht zu sanieren“, erklärt Droste die Abrissentscheidung.

In den Astfelder Heimatstuben findet sich eine alte Gesamtansicht der Brunnenanlage, die 1873 zusammen mit dem Wasserwerk eingeweiht worden war. Foto: Archiv Heimatstube Astfeld/Repro: Gereke

In den Astfelder Heimatstuben findet sich eine alte Gesamtansicht der Brunnenanlage, die 1873 zusammen mit dem Wasserwerk eingeweiht worden war. Foto: Archiv Heimatstube Astfeld/Repro: Gereke

Zwar werten Wasserspiele dieser Art „sicherlich das Gesamtensemble von Wasserwerken oder Talsperren auf. Allerdings halten wir diese in Zeiten der Energiekrise und des Klimawandels auch nicht mehr für zeitgemäß und ein richtiges Zeichen“, schiebt der Pressesprecher der Harzwasserwerke einen weiteren Grund hinterher.

Kein Denkmalschutz

Hinzu kommt die Frage der Kosten: „Eine Sanierung wäre unverhältnismäßig teuer ausgefallen. Die Kosten hätten im Bereich eines Neubaus gelegen. Mit Beginn der Energiekrise wurde zudem bereits generell auf den Betrieb der Anlage verzichtet“, so Droste.

Und so erfolgte jetzt ganz im Stillen der Abriss des Brunnens, der einst nach Plänen des Bremer Bildhauers Paul Halbhuber errichtet worden ist. „Abbruch und Beseitigung baulicher Anlagen sind nach der Niedersächsischen Bauordnung verfahrensfrei. Ausgenommen Hochhäuser“, klärt Maximilian Strache, Pressesprecher des Landkreises Goslar, auf. Und auch wenn das Wasserspiel für manch einen Besucher so etwas wie ein Wahrzeichen der Granetalsperre war – unter Denkmalschutz stand das Objekt nicht.

Zurück bleibt eine Brachfläche. Wie geht es weiter? „Das Gelände wird in den kommenden Jahren zusammen mit dem Wasserwerk und dem Betriebsgebäude, bei denen ebenfalls Sanierungen geplant sind, neu gestaltet“, kündigt Droste an. Ziel: Das Areal soll „insgesamt nachhaltiger und grüner gestaltet werden.“

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