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Stelen zum Projekt über Nazi-Zeit

Goslarer Ratsherr sieht „kollektive Geschichtsvergessenheit“

Erwin Rommel (l.) und Hitler schreiten am 30. September 1934 eine Kompanie an der Kaiserpfalz ab. Die Stelen informieren über die NS-Zeit in der Kaiserstadt und führen weiter zum digitalen Projekt „Goslar im Nationalsozialismus“. Foto: Bundesarchiv

Erwin Rommel (l.) und Hitler schreiten am 30. September 1934 eine Kompanie an der Kaiserpfalz ab. Die Stelen informieren über die NS-Zeit in der Kaiserstadt und führen weiter zum digitalen Projekt „Goslar im Nationalsozialismus“. Foto: Bundesarchiv

Die erneute Absetzung der Ratsentscheidung zum Digital-Projekt „Goslar im Nationalsozialismus“ stößt bei der Bürgerliste auf absolutes Unverständnis. Ratsherr Henning Wehrmann spricht von „kollektiver Geschichtsvergessenheit“.

Von Frank Heine Dienstag, 20.12.2022, 05:58 Uhr

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Goslar. Das Projekt samt Stelen-Texten habe bereits zwei Mal der Kulturausschuss behandelt, ohne dass Detailkritik der Fraktionen laut geworden sei, sagt Ratsherr Henning Wehrmann. Außerdem sei nicht auszuschließen, dass eine monatelange Verzögerung die Gesamtfinanzierung gefährde. Neben dem städtischen Zuschuss von 20.000 Euro hatten die VGH-Stiftung und die Stiftung niedersächsischer Gedenkstätten Beteiligungen von je 15.000 Euro zugesagt.

„Armutszeugnis für die Stadt und als Schlag gegen die Erinnerungskultur“

Dabei war von einer Umsetzung bis Ende 2022 ausgegangen worden, wie die Verwaltung noch im September auf eine Bürgerlisten-Anfrage bestätigt hatte. Dieses Ziel sei ebenso wie die Realisierung zum 1100-jährigen Stadtjubiläum definitiv nicht mehr zu erreichen, sagt Wehrmann, der den Vorgang als „Armutszeugnis für die Stadt und als Schlag gegen die Erinnerungskultur“ bezeichnet.

Goslars Oberbürgermeisterin Urte Schwerdtner (SPD) und den Mehrheitsfraktionen im Rat hält Wehrmann „kollektive Geschichtsvergessenheit“ vor. Es sei erschreckend, wie ein wissenschaftlich begleitetes Projekt diskreditiert werden soll, in dem man nun sogar einen überregionalen Historiker zur Bewertung der sehr gut recherchierten Regionalgeschichte dieser Zeit einschalten wolle. Man könne sich des Eindrucks nicht erwehren, dass es Ziel der Verwaltungschefin sei, Goslars braune Vergangenheit als Reichsbauernstadt im Kontext der 1100-jährigen Stadtgeschichte im öffentlichen Raum gezielt klein zu halten.

Lieber Presseschelte statt transparenten Umgangs

In dieses Bild passt nach Ansicht der Bürgerliste auch Schwerdtners Umgang mit dem Reichsbürger-Aufmarsch vor der Pfalz. Statt offen und transparent mit dem Thema umzugehen und Aktionen zur Stärkung der Demokratie dagegenzusetzen, betreibe Schwerdtner lieber Presseschelte und beschwere sich, dass überhaupt eine Berichterstattung darüber stattfinde, kritisiert Wehrmann abschließend.

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