Fällung im Harlingeröder Schutzwald: „Normales Vorgehen“

Die vier Meter breiten Schneisen im Schutzwald bei Harlingerode sorgen für Unmut bei Einwohnern und Umweltschützern, laut Forstamtsleiter Ralf Krüger sind sie „Stand der Technik und so richtig und sinnvoll“. Foto: Exner
Nach den Umweltverbänden Nabu und BUND hat auch der Dorfverein Pur Kritik an den Fällungen im Immissionsschutzwald zwischen Harlingerode und Hüttengelände geäußert. Unter anderem geht es dabei um die Schneisen. Das zuständige Forstamt widerspricht.
Für nur 0,99 € alle Artikel auf goslarsche.de lesen
und im ersten Monat 9,00 € sparen!
Jetzt sichern!
Harlingerode. Die Baumfällungen im Harlingeröder Immissionsschutzwald sorgen weiter für Unmut, und das nicht nur bei Naturschützern. Die Niedersächsischen Landesforsten hatten Schneisen in das zwischen der Ortschaft und dem Hüttengelände liegenden Wäldchen geschlagen und Holz entnommen. Der Wald wurde Ende der 1980er Jahre zum Schutz vor Schadstoffen angelegt. Die Maßnahmen dienten der langfristigen Stabilität des Waldes, begründeten die Stadt Bad Harzburg und das Forstamt Clausthal die Holzentnahme. Der BUND Westharz und der Nabu Goslar protestierten: Das Schlagen von vier Schneisen für Harvester gehe völlig am Ziel vorbei.
Woher weht der Wind?
Mittlerweile hat sich auch der Dorfverein „Harlingerode pur“ zu dem Thema geäußert. Dessen Kritik zielt vor allem darauf, dass ein eigens gegründeter Expertenrat seit Jahren auf eine weitere Aufforstung der Flächen im Kalten Felde dränge. „Stattdessen passiert jetzt das Gegenteil“, klagt Joachim Niemeyer von „Harlingerode Pur“. Die Harlingeröder Bevölkerung und die Umweltverbände seien „entsetzt“. Niemeyers Fazit aus einer Begehung mit Vertretern der Stadt: „Alles dumm gelaufen, aber keiner ist schuld.“
Ralf Krüger, der Leiter des Forstamts Clausthal, kann die Kritik nicht nachvollziehen. „Das ist ganz normales waldbauliches Vorgehen“, sagt er auf Nachfrage. Holzentnahme und Umweltschutz schlössen sich nicht aus, und auf die Immissionsschutzfunktion hätten die Fällungen keinerlei Auswirkung. Das Anlegen von Schneisen zur Entnahme sei „Stand der Technik und so richtig und sinnvoll“.

Umweltschützer befürchten, dass das entnommene Holz schadstoffbelastet ist und Giftstoffe wie Cadmium und Blei beim Verbrennen in die Luft gelangen könnten – laut Forstamt „völlig sinnlose Panikmache“. Foto. Exner
Andreas Simon, der Erste Stadtrat Bad Harzburgs, kann die Bedenken von Einwohnern und Umweltschützern nachvollziehen. „Das sieht nicht schön aus“, räumt er mit Blick auf die Schneisen ein. Er verlasse sich jedoch auf die Expertise der Niedersächsischen Landesforsten. „Ich gehe davon aus, dass sie wissen, was sie tun.“
Ein Kritikpunkt von Umweltschützern und „Harlingerode Pur“ ist die Frage, wie die Schneisen relativ zur Windrichtung angelegt sind. Die Aussage der Stadtverwaltung, die Schneisen seien „quer zur Windrichtung“ angelegt, sei eine Lüge, sagt Dr. Friedhart Knolle vom BUND Westharz und Nabu Goslar. Der Wind komme dort meist von Süd-West und wehe die Immissionen so durch die diagonal angelegten Schneisen genau auf die Felder. Das Forstamt widerspricht: Wenn der Wind aus Süd-West komme, blase er an Harlingerode vorbei in Richtung B 6 und treffe gar nicht auf das Wäldchen.
Streitthema Schadstoffe
Und ebenfalls Streitthema ist die mögliche Schadstoffbelastung des entnommenen Holzes: Knolle und Niemeyer befürchten, dass bald giftige Stoffe wie Cadmium und Blei aus den Schornsteinen der Region strömen, wenn das Holz aus dem Immissionsschutzwald verbrannt wird. Das sei „völlig sinnlose Panikmache“, sagt Forstamtsleiter Krüger. Das Holz komme in Großverbrennungsanlagen – und die hätten entsprechende Filter.