„Die Harzwaldsänger“ feiern 75-Jähriges

Ein Auftritt des noch jungen Barkamtes Buntenbock im Jahr 1950. Foto: Privat
Das Barkamt Buntenbock „Die Harzsänger“ ist im Jahr 1947 gegründet worden. Am 2. Juli, ein paar Monate vor dem eigentlichen Termin, wird das gefeiert. Zwar in kleinem Kreis, dafür aber mit viel Musik. Außerdem sind zig Mitglieder zu ehren.
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Buntenbock. 75 musikalische Jahre. So lange treten „Die Harzwaldsänger“ schon ein fürs Harzer Brauchtum. Als Barkamt Buntenbock im Heimatbund Oberharz 1947 gegründet, gaben sich die damaligen Mitglieder später den Zusatz „Die Harzwaldsänger“. Am heutigen Samstag feiern die heutigen Mitglieder das Bestehen ihrer Gruppe – im kleinen Kreis.
„Musik und Gesang han all seit alle Zeiten zu uns gehört wie äne Selbstverschtändlichkeit. Su musses bleihm, un jedes neie Barkamt soll dodrim zuärscht vor äner lusting Singschar sorring…“, so schrieb es Karl Reinecke dereinst in die Barkordnung. Der bekannte Maler und Dichter aus Altenau war der Urheber des Heimatbundes Oberharz. Nach Bergmanns-Tradition sind die Funktionsträger und die Unter-Organisationen benannt. Jede einzelne wird Barkamt genannt, was für Bergamt steht. Und jeder wird der Ortsname beigefügt. Für die im einstigen Fuhrherrendorf ergab sich daher die Bezeichnung Barkamt Buntenbock.
Drei Gründer
Das und viele, viele Begebenheiten sind in der Chronik aufgeführt, die zum 40-jährigen Bestehen der Gruppe herauskam. Detailliert ist der Werdegang des Barkamtes niedergeschrieben: Am 9. November 1947 trafen sich Arnold Gleichmann, Karl Cramer und Artur Keinert zur Vereinsgründung. Eine Gründungsversammlung mit Wahl der Vorstandsmitglieder folgte im Gasthaus „Tanne“. Wer kommt, musste selbst Holz und Kohle mitbringen… So ist es in der Chronik vermerkt. 120 Mitglieder hatte das Barkamt gleich am ersten Abend zusammen.
Regelmäßige Übungsstunden waren ein Muss, Auftritte in Ermangelung einer Musikbesetzung anfangs eher selten. Am Johannistag im Jahr 1961 war sie da: Gerhard Keinert spielte Gitarre, Heidi Rörmann Akkordeon. Heimatabende wurden möglich und in den nächsten Jahrzehnten zur Gepflogenheit. Die und andere Darbietungen vor Publikum hätten gereicht, und schon seien neue Mitwirkende dazu gekommen, weiß Chronist Ingo Sandhagen. Die Kurverwaltungen in den einzelnen Oberharzer Orten hätten für eine gute Präsenz der Harzwaldsänger gesorgt. Doch das Kurwesen habe sich gewandelt, Auftritte und mittlerweile auch Aktive seien weniger geworden – bis zu 15 hätten sie aktuell.

Auch die Kindergruppe präsentiert sich. Sie ensteht 1964. Derzeit gibt es keine junge Formation. Foto: Privat
Erste Kindergruppe
Ingo Sandhagen kam früh zum Barkamt wie etliche seiner heutigen Mitstreiterinnen und Mitstreiter. 1964 war ja die erste Kindergruppe im Barkamt Buntenbock entstanden – aktuell pausiert die der Harzwaldsänger –, und Jugendliche schlossen sich der Hauptgruppe an. Denn die Brauchtumsarbeit habe bei ihnen „großen Zuspruch“ gefunden, ist in der Chronik zum 40-jährigen Bestehen zu lesen.
Ebenfalls Mitte der 60er-Jahre ergänzten Volkstänze das Programm. Und immer wieder komponierten Musiker der Gruppe eigene Stücke, viele stammen aus der Feder von Gisbert Rohde. Er war von 1968 bis 1977 Chorleiter und derjenige, der dem Barkamt Buntenbock „Die Harzwaldsänger“ anfügte und ein neues Vereinswappen entwarf. Auch Klaus Wismann – er war von 1982 bis 2004 Chor- und Musikleiter – schrieb etliche Harzlieder.
Mit ihrem Repertoire waren sie oft unterwegs: Und nicht nur im Harz. Fahrten galten laut Ingo Sandhagen als Anreiz für die Musiker. Auftritte führten sie an verschiedene Orte Deutschlands und ins Ausland, brachten sie mit Prominenz zusammen. Unter anderem bestritten sie in Altenau einen Abend mit dem „Medium Terzett“, präsentierten sie dem „Dalli Dalli“-Showmaster Hans Rosenthal einen Ausschnitt ihres Könnens, wurden sie vom ZDF gefilmt, begegneten sie dem jodelnden Japaner Takeo Ischi, und sie waren in der N3-Fernsehsendung „Freut Euch des Nordens“ zu sehen und zu hören. Auch Musik-Kassetten und CD ließen sie produzieren.
Einige Meisterjodler
Im Laufe der Jahrzehnte brachte die Gruppe einige Meisterjodler hervor. Klaus Müller beispielsweise und Katja Nowotny sowie Claudia Dobberkau und Yvonne Strohmeyer. Sie und alle anderen Harzwaldsänger treten in Tracht auf: Weiße Bluse, schwarzes Mieder und ein grüner Rock, bestickt mit Harzsymbolen, für die Frau; braun-grüne Bundhose, Trachtenjoppe und ein grünes Hemd, ebenfalls bestickt, für den Mann. Nicht selten nähten die Aktiven ihre Auftritts-Garderobe selbst.
Das Barkamt Buntenbock hat derzeit 140 Mitglieder – vor 25 Jahren waren es fast 300. Chronist Sandhagen ist aber zuversichtlich, dass das Brauchtum weiter gepflegt werde: Es gebe immer jemanden, der sich das auf die Fahne schreibe. „Wir bleiben bei der Stange und üben weiter.“
Heute wird erst einmal gefeiert mit Vereinsvertretern des Ortes und dem Heimatbund – wegen der besseren Jahreszeit ein paar Monate vor dem eigentlichen Jubiläum. Das Fest wird ein kleines sein für geladene Gäste und für Mitglieder, die Auszeichnungen bekommen sollen. Einige sogar für 75-jährige Treue. Musikalisch wird es an dem Nachmittag auch – ganz im Sinne von Karl Reinecke.
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