Der Bad Harzburger Radau-Wasserfall braucht Hilfe

Der Radau-Wasserfall südlich von Bad Harzburg wurde vor 175 Jahren angelegt. Manchmal stürzt allerdings gar kein Wasser den Felsen hinunter, weil der Zulauf verstopft ist. Meistens durch Blätter und Äste, manchmal aber auch durch in den Wald geworfenen Müll – wie hier zu sehen beispielsweise diese Wolldecke. Fotos: Exner
Immer wieder verstopfen Äste, Blätter und Steine den Radau-Wasserfall und seinen Zulauf. Übergetretenes Wasser hat bereits die Wege beschädigt. Die Bad Harzburgerin Adina Pages sucht nun Gleichgesinnte, die sie beim Erhalt des Bauwerks unterstützen.
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Bad Harzburg. Der Radau-Wasserfall braucht Hilfe. Immer wieder landen Steine, Blätter und Äste in seinem Zulauf und im Auffangbecken am Fuß des künstlich angelegten Bauwerks südlich der Stadt. Die Folge: Das Wasser tritt übers Ufer und zerstört langsam aber kontinuierlich die Waldwege. Die Bad Harzburgerin Adina Pages, die neben dem Wasserfall eine Gaststätte betreibt, kümmert sich fast täglich darum, dass das Wasser reibungslos fließt. Alleine, sagt sie, könne sie das aber nicht mehr leisten. Deshalb möchte Pages einen Verein gründen und hofft auf viele Freiwillige, die sie bei der Pflege der imposanten Touristenattraktion unterstützen.

Um die Pflege des Zulaufs zum Radau-Wasserfall soll sich künftig Förster Alexander Frese kümmern. Der Wanderweg daneben inklusive maroden Holzstegs muss weichen. Archivfoto: Exner
Der Radau-Wasserfall wurde vor 175 Jahren auf Veranlassung des Eisenbahnpioniers Philipp August von Amsberg als eines von gleich mehreren neuen Ausflugszielen errichtet. Ein Teil der Radau wurde damals vom Flussbett abgezweigt und zu einem Felsen am Winterberg geführt. Das Wasser rauscht dort seitdem 22 Meter in die Tiefe. Seit Ende der 1930er Jahre betreibt die Familie Pages die Gaststätte nahe des Bauwerks, die ebenfalls noch aus der Anfangszeit der Kurstadt stammt. Seit Jahrzehnten kümmert die Familie sich um die Pflege des Wasserfalls und seines Zulaufs, berichtet Adina Pages. Fast täglich folgt sie gemeinsam mit ihrem Hund dem Bachlauf und befreit ihn von Blättern, Ästen, Steinen und Müll, aus denen sich auf natürliche Weise Dämme bilden.
Keine Verantwortlichkeit
Weil es am Zulauf keine Begrenzung zum Berghang gibt, rutschen immer wieder Astwerk und regelrechte Felsbrocken nach. Wenn es gestürmt hat, so wie kürzlich erst wieder, finden sich im Wasser manchmal sogar ganze Baumstämme. Entweder der Wasserfall wird verstopft. Dann sucht sich das Wasser einen anderen Weg – auf den Wegen und im Hang haben sich deshalb bereits teils tiefe Furchen gebildet. Oder aber, das Wasser läuft im Auffangbecken über, insbesondere dann, wenn viel Regen fällt und besonders viel Wasser den Felsen hinabstürzt, im Becken aber zu viele Blätter und Äste liegen.
Das Problem ist nicht neu. Das Thema Radau-Wasserfall kommt alle paar Jahre wieder auf den Tisch. Verzwickt: Niemand fühlt sich für das Bauwerk verantwortlich. Philipp August von Amsberg lebt schon lange nicht mehr, Verträge oder eine Schenkungsurkunde an die Stadt existieren offenkundig nicht. Entsprechend sehen auch die Kur-, Tourismus- und Wirtschaftsbetriebe (KTW) im Wasserfall zwar eine werbeträchtige Touristen-Attraktion, halten sich aber raus, was deren Pflege angeht. Das Gelände, auf dem sich der Wasserfall befindet, gehört den Niedersächsischen Landesforsten. Die dulden das Bauwerk allerdings nur – ihnen gehört es ebenfalls nicht.

Unter anderem der vor mehr als 15 Jahren errichtete Holzsteg über den Zulauf hat dringende Reparaturen nötig. Foto: Exner
Im Jahr 2007 waren die Aussichtsplattform an der Spitze des Wasserfalls sowie der Zulauf und der Weg daneben saniert worden. Möglich gemacht hatte das die Bad-Harzburg-Stiftung, die mehrere zehntausend Euro beisteuerte. Diese Konstruktionen weisen mittlerweile allerdings die ersten Defekte auf. Einige Stellen hat Adina Pages notdürftig geflickt. An anderen bräuchte sie die Hilfe von Fachleuten.
Jedes Alter ist gefragt
Pages wäre deshalb froh, wenn sie Unterstützung bekäme, sagt sie. Am besten von ein paar starken Händen. Die Gewässerpflege könnte aber auch Kindern Spaß bereiten, ist sich die Bad Harzburgern sicher. Ihre Idee ist, einen Verein zu gründen. Dazu lädt sie Interessierte zu sich ein. Aus den Mitgliedsbeiträgen könnten Material und Werkzeug finanziert werden – Schaufeln, Sägen, Sandsäcke – das, was eben so gebraucht werde. Denkbar sei auch die Anschaffung von Schildern, auf denen beispielsweise erklärt wird, welche schlimmen Auswirkungen es haben kann, wenn man Müll ins Wasser wirft. Und im Anschluss an jeden Arbeitseinsatz könnte man gemeinsam eine kleine Feier in ihrer Gaststätte machen, schlägt Pages vor.
Um ihren eigenen Geldbeutel gehe es ihr bei der Idee nicht, beteuert die Bad Harzburgerin. Sicher mag sie von dem Bauwerk profitieren. Der Großteil ihrer Gäste käme jedoch gezielt und nicht wegen des Wasserfalls. Das hätte ein Tag im Winter gezeigt, als der Wasserfall zugefroren und der Parkplatz davor voll gewesen, ihr Tagesumsatz jedoch geringer als sonst gewesen sei.