Darum sind Wildkatzen keine Kuscheltiere

Im Gegensatz zu Hauskatzen haben Wildkatzen schwarze Fußsohlen – so wie Fritzi und Clarence aus dem Nabu-Wildkatzen-Erlebniszentrum. Foto: GZ-Archiv
Von Laien werden Wildkatzen gerne mal mit der Hauskatze oder dem Luchs verwechselt. Damit das nicht mehr passiert, hat Annett Jerke als Vorsitzende der Nabu-Kreisgruppe einen Vortrag im Oberharz gehalten. Dabei richtete sie einen Appell an Wanderer.
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Clausthal-Zellerfeld. Auch wenn sich Wildkatze und Hauskatze optisch ähnlich sehen, haben sie laut Annett Jerke genetisch nichts miteinander zu tun. Die Vorsitzende der Nabu-Kreisgruppe hielt bei dem ersten Treffen einer möglichen neuen Ortsgruppe in Clausthal-Zellerfeld einen Vortrag über die Wildkatze. Und dabei appellierte sie eindringlich, dass Waldspaziergänger unter keinen Umständen Exemplare mit nach Hause nehmen dürfen.
„Wildkatzen sind keine Kuscheltiere, auch wenn sie noch so niedlich aussehen“, sagte Jerke. Sie ist seit Dezember ehrenamtliche geschäftsführende Gesellschafterin im Wildkatzengehege Bad Harzburg und weiß, dass die Tiere nicht gezähmt werden können. Wildkatzen ließen sich nicht streicheln und würden früher oder später das Wohnzimmer auseinandernehmen.
Wildkatzen spielen wichtige Rolle im Ökosystem
In Deutschland leben laut Jerke etwa 7000 Wildkatzen, im Westharz nach Schätzungen 200 und im gesamten Harz 500. Seit etwa 1930 sei es verboten, die artgeschützten Tiere einzufangen und zu jagen. Auch wenn Haus- und Wildkatze nicht miteinander verwandt sind, könnten sie sich paaren. „Das ist ein Riesenproblem“, erklärte Jerke. In Schottland beispielsweise gebe es nur noch sogenannte Hybride, die DNA der Wildkatze wäre schon komplett weg. Dabei spielten Wildkatzen eine wichtige Rolle im Ökosystem. Darum will die Nabu-Vorsitzende Aufklärungsarbeit leisten, denn: „Was man nicht kennt, schützt man nicht“.

Annett Jerke (vorn) hält in Clausthal-Zellerfeld einen Vortrag über Wildkatzen. Mit dabei ist Josefine Beims als Leiterin der Nabu-Regionalgeschäftsstelle. Foto: Knoke
Damit die Wildkatze nicht mehr mit der Hauskatze oder sogar mit einem Luchs oder Löwen verwechselt wird, fasste die Expertin wesentliche Merkmale der Tiere zusammen. Sie haben laut Jerke einen breiten und buschigen Schwanz mit zwei bis drei schwarzen Ringen. „Er ähnelt etwas dem Schwanz eines Waschbärs“, erläuterte sie. Das Fell ist verwaschen ockerfarben-bräunlich ohne klare Zeichnung. Auffällig ist aber der sogenannte Aalstrich, das ist ein schwarzer Strich auf dem Rücken, der an den Schulterblättern beginnt und an der Schwanzwurzel endet. Unübersehbar ist zudem der weiße Kehlfleck am Kinn. Im Gegensatz zu Hauskatzen, die fleischfarbene Fußsohlen haben, sind sie bei Wildkatzen schwarz.
Die Wildkatze frisst überwiegend Mäuse und Ratten, selten Amphibien und kleine Kaninchen. Und da wurde Jerke ganz deutlich: Wildkatzen dürfen auf keinen Fall normales Katzenfutter fressen. Das sei hochgiftig. Auf Nachfrage aus dem Teilnehmerkreis erklärte sie, dass Wildkatzen einen viel kürzeren Darm als Hauskatzen hätten und das Taurin in dem Futter nicht vertragen würden. Jerke schilderte Fälle, in denen Wildkatzen ihr Fell verloren hätten oder sogar eingeschläfert werden mussten.
Wildkatzen haben einen besseren Geruchssinn als Hunde
Noch mehr Wissenswertes von Jerke über Wildkatzen: Sie haben sogar einen besseren Geruchssinn als Hunde, und ihr Gehirn ist größer als das von der Hauskatze. Natürliche Feinde sind der Luchs und der Wolf, wobei die Kreisvorsitzende betont, dass Risse sehr selten seien. Die größten Feinde seien hingegen Straßen und Menschen. Gerade die B4 zwischen dem Wildkatzengehege und Torfhaus werde für Wildkatzen häufig zur Todesfalle.
Jerke betonte, dass verletzte Wildkatzen – genau wie andere Waldtiere – nicht einfach mitgenommen werden dürfen, auch wenn gute Absichten dahinter steckten. „Das ist Wilderei“, sagte sie. Wer ein verletztes Waldtier findet, soll sich an den zuständigen Revierförster wenden oder im Zweifel an die Polizei.