Clausthaler Chor-Workshop läuft anders als geplant

Mehr als Dutzend Hobby-Sängerinnen und Sänger machen in der Flambacher Mühle beim Workshop mit. Die Leitung übernimmt André Wenauer (am Piano). Foto: Knoke
André Wenauer hat in der Flambacher Mühle einen Chor-Workshop veranstaltet. Moderne Pop-Songs, unter anderem von Apache 207, wurden gesungen. Der Wochenendlehrgang lief jedoch etwas anders ab als am Anfang geplant war.
Für nur 0,99 € alle Artikel auf goslarsche.de lesen
und im ersten Monat 9,00 € sparen!
Jetzt sichern!
Clausthal-Zellerfeld. „Ich habe absichtlich keine Beatles-Songs genommen“, sagt Chorleiter André Wenauer, der ursprünglich einen Workshop für junge Menschen in der Flambacher Mühle veranstalten wollte. Obwohl er sich für moderne Titel unter anderem von Apache 207 entschieden hatte, war die Resonanz der 16- bis 27-Jährigen verhalten. Aber anstelle den dreitägigen Chor-Workshop abzusagen, stockte er ihn mit Sängern unterschiedlichen Alters auf. Das stellte sich am Ende als beste Entscheidung heraus.
André Wenauer aus Hattorf ist Leiter des Rock-, Pop- und Jazz-Chores der TU Clausthal seit dessen Gründung im Jahr 2021. In dieser Zeit ist der Chor von zehn auf
31 Personen angewachsen. Ein Teil der Workshop-Teilnehmer stammt aus diesem Chor. Wenauer leitet aber noch fünf weitere Gesangsgruppen der Region, aus denen er ebenfalls Teilnehmer für das Wochenendtreffen im Freizeit- und Bildungszentrum in Clausthal-Zellerfeld akquirieren konnte. So haben sich mehr als ein Dutzend Hobby-Sängerinnen und Sänger gefunden, die Spaß am Musizieren haben und gern etwas Neues lernen wollten. Während draußen besinnlich der Schnee rieselte, haben sie vier moderne Pop-Songs einstudiert: das Lied „Sowieso“ von Mark Forster, „Mehr davon“ von Lotte, „Lieblingsmensch“ von Namika und eben „Komet“ von Apache 207 und Udo Lindenberg. Wenauer hat die ganzen Stücke selbst arrangiert, damit sie perfekt auf den Chor und die verschiedenen Stimmen passen.
Sänger zeichnen sich durch große Professionalität aus
Generell wurde deutlich, welch große Professionalität der Chorleiter und die Sänger an den Tag legen. Laut der Ankündigung waren für den Workshop zwar keine Vorkenntnisse erforderlich, aber die meisten Teilnehmer waren dennoch schon einmal Mitglied in einem Chor oder einem anderen Ensemble.
Die zwölfjährige Anna und der gleichaltrige Felix sind die einzigen Jugendlichen, die in der Flambacher Mühle dabei waren. Die Schülerin sagte von sich selbst, dass sie bislang keine Erfahrung im Singen habe. Musikalisch sieht das aber anders aus. Anna spielt sei Jahren Klavier und ist Mitglied im Orchester der Robert-Koch-Schule. Felix, der in ihrer Parallelklasse ist, hat schon in drei Chören mitgemacht, wie er stolz erzählte. Zum einen spricht er vom Kinderchor mit Kantor Arno Janssen, in dem er Mitglied war. Jetzt engagiert er sich im Jugendchor und im Chor an seinem Gymnasium. Berührungspunkte mit dem Pop-Chor der TU Clausthal hatten die beiden Jugendlichen auch schon: Ihre Mütter singen jeweils dort mit.
Chorleiter gelingt Spagat zwischen strengem Lehrer und witzigem Kumpel
Wer das Lied „Komet“ im Radio hört und zu Hause mitsummt, dem fällt meist gar nicht auf, wie anspruchsvoll das Stück tatsächlich ist. Um die Zuhörer gleich von der ersten Sekunde zu erreichen, ist es dem Workshop-Leiter wichtig, dass der Chor den Anfang bewusst nachdenklich und melancholisch singt. Im Verlauf des Liedes gibt es aber durchaus schnellere Teile, bei denen manchmal kaum Raum zum Luftholen bleibt. Für diese Stellen hatte Wenauer auch gleich ein paar Tipps parat.
Ihm gelang dabei stets der Spagat zwischen dem strengen Lehrer und dem witzigen Kumpel. Er achtete auf jede Kleinigkeit. Weil er die Noten selbst arrangiert hat, kannte er sie auf dem Effeff. Dennoch verpackte er das Feedback an die Gruppe stets freundlich. „Ihr singt etwas, was man gar nicht in den Noten wiederfindet“, sagte er schmunzelnd. Und er holte sie sanft auf den Boden der Tatsachen zurück, wenn sie sich zu energisch über den Erfolg bei einer schwierigen Stelle im Lied freuten und im Überschwang gleich die Nächste versemmelten. Wenauers Brennen für die Musik übertrug sich auf die Workshop-Teilnehmer. „Ich brauche auch was von dem Zeug, das du nimmst“, kommentierte ein Sänger die Energie des Leiters.
Flambacher Mühle bietet Platz für 150 Betten in mehreren Gebäuden
Wenauer hat nach eigener Aussage schon viele Workshops gegeben, in der Flambacher Mühle ist es jedoch eine Premiere für ihn. 150 Betten bietet das Zentrum, aufgeteilt in Hauptgebäude und Ferienhäuser. In den Nebenhäusern können Gruppen zwischen drei und 23 Personen unterkommen. In das Bildungszentrum reisen Familien genauso wie Schulklassen, Chöre und Kirchengruppen. Dankbar sind die Teilnehmer des Chor-Workshops, dass es vom Landkreis Goslar einen Zuschuss zu dem Workshop gab. So betrug die Gebühr zum Mitmachen 50 Euro. In dem Preis waren auch die Verpflegung, die Unterkunft und die Workshopleitung enthalten.

Das Bildungszentrum Flambacher Mühle bietet Platz für 150 Betten. Schulklassen, Chore und Kirchengruppe sind häufig gesehene Gäste. Foto: Knoke
Bei dem Chor-Workshop, so waren sich die Teilnehmer einig, konnten sie viel konzentrierter und produktiver üben als bei einer regulären Probe unter der Woche. Beim Workshop wird in jeder freien Minute gesungen – sogar nach dem Abendessen und vielleicht sogar währenddessen. „Der gemütliche Teil“, wie ihn Wenauer nannte, kam ebenfalls nicht zu kurz. Dadurch, dass die Teilnehmer ein ganzes Wochenende solch eine intensive Zeit miteinander verbrachten, lernten sie sich gut kennen und wuchsen als Gruppe zusammen. Jetzt muss nur noch geplant werden, wann und wo die einstudierten Lieder aufgeführt werden sollen.