„Bushman Art“: Afrikanische Gemälde im Goslarer Mönchehaus

Sammlerin Hella Rabbethge-Schiller stellt ihre Sammlung vor. Foto: Hartmann
„Bushman Art“ heißt die neue Ausstellung im Goslarer Mönchehaus. Gezeigt werden Ölbilder und Linoldrucke von Angehörigen der Khwe und !Xun, früher oft abschätzig „Buschmänner“ genannt. Die Werke entstanden in einem Flüchtlingslager in Südafrika.
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Goslar. Rauschhafte Farben, poppig-fröhliche Elefanten, Märchenwesen, Blumen – kaum vorstellbar, dass diese Bilder aus einem Flüchtlingslager stammen. Die Künstler, deren Werke ab Sonntag im Mönchehaus gezeigt werden, gehören den afrikanischen Völkern der !Xun und Khwe an, die nach ihrer Flucht aus Namibia in Südafrika Unterkunft fanden. Hella Rabbethge-Schiller hat diese Bilder gesammelt, 140 davon stellt sie nun aus.

Heiliger Rausch und falscher Rausch: Der Künstler Joao Wenn Dikuanga beschreibt einen furchtbaren Absturz. Foto: Hartmann
Die neun Männer und sieben Frauen, die in den Jahren 1994 bis 2007 in einem Lager nahe der Stadt Kimberly an einem Kunstprojekt teilnahmen, waren zuvor noch nie mit Kunst und künstlerischen Techniken in Berührung gekommen. Mit Öl auf Leinwand, mit Wasserfarbe auf Papier oder in Linolschnitten erzählten sie ihre Geschichten. Aber es geht so gut wie nie um Flucht, Vertreibung oder Gewalt. Die Künstler erzählen Legenden, erschaffen Bilderwelten, die an Jahrtausende alte Felszeichnungen ihrer Völker erinnern, nehmen aber auch Dinge wie Autos, Radios oder Fernsehantennen in ihre Bilder auf.
Sagenhafte Wesen: Der Gecko-Mann und die zweiköpfige blaue Wasserschlange
Der Gecko-Mann und die böse blaue Wasserschlange mit den zwei Köpfen sind Gestalten aus den Sagen der einst abwertend als „Buschmänner“ bezeichneten Völker. „Die Schlange ist böse und hinterlistig, sie verschlingt alle, aber sie verspricht ihnen auch, dass sie nie wieder Hunger leiden müssen“, erzählt die Sammlerin. Jedes Wesen hat seine Geschichte, und so findet man auf einem Gemälde von Flai Shiripa eine Biografie der afrikanischen kleinen Raupe Nimmersatt: „Die Larve schlüpft und frisst und frisst, und dann lässt sie sich fallen – und dann kannst du sie essen“, hat der Künstler der Sammlerin verraten. Besonders der Schluss war für die Jäger und Sammler wichtig und in Zeiten des Hungers tröstlich.

Museums-Chefin Dr. Bettina Ruhrberg mit der blauen Schlange. Foto: Hartmann
Vor allem die Frauen sind mit floralen Strukturen und Pflanzemustern vertreten. Männer gingen auf die Jagd, Frauen sammelten. „Es gab für die Geschlechter unterschiedliche Aufgaben – aber beide waren absolut gleichberechtigt“, hebt Rabbethge-Schiller hervor.
Heilsamer Rausch und furchtbarer Albtraum
Sehr wichtig war in der Kultur der !Xun und Khwe auch der Rausch. Der überwirkliche Zustand, in den sich Schamanen beispielsweise zur Heilung Kranker begeben. Aber die Künstler wissen auch vom bösen Rausch zu erzählen, in den sich ein unqualifizierter Wichtigtuer gebracht hat. Er drehte völlig durch, musste dann von einem Auto weggebracht werden, die Kinder weinten, und die Eule schrie – dargestellt in einem großformatigen (Alb)Traumbild von Joao Wenne Dikuanga.

Afrikanische „Raupe Nimmersatt“. Foto: Hartmann
Die Ausstellung „Bushman-Art“ wird am Sonntag, 19. Februar, um 11.30 Uhr eröffnet. Sie ist bis zum 16. April im Mönchehaus zu sehen. Ein Katalog ist gerade im Druck.