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Pastorin im Ruhestand

Astrid Schwerdtfeger: „Es ist die Zeit der Ehrenamtlichen“

Fast 40 Dienstjahre liegen hinter Astrid Schwerdtfeger. Jetzt verabschiedet sie sich in den Ruhestand und aus dem Harz. Foto: Privat

Fast 40 Dienstjahre liegen hinter Astrid Schwerdtfeger. Jetzt verabschiedet sie sich in den Ruhestand und aus dem Harz. Foto: Privat

Mit Astrid Schwerdtfeger verabschiedet sich die letzte hauptamtliche Pastorin aus Wildemann und Bad Grund. Obwohl ihre Pfarrstelle nicht mehr besetzt wird, zeigt sie sich zuversichtlich, dass die Kirchen dank Ehrenamtlicher weiter lebendig bleiben.

Von Sören Skuza Sonntag, 05.02.2023, 11:00 Uhr

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Wildemann/Bad Grund. Der Oberharz verliert eine weitere Pastorin. Nach dem Eintritt in den Ruhestand von Astrid Schwerdtfeger werden die Kirchengemeinden in Wildemann und Bad Grund in Zukunft keinen eigenen Geistlichen mehr bekommen. Doch Schwerdtfeger macht Mut zum Ehrenamt und betont, dass die Kirche sich in einem stetigen Wandel befinde.

Viele Jahre im Harz

Drei Jahre war Astrid Schwerdtfeger Pastorin in Bad Grund und Wildemann. Doch ihre Geschichte mit dem Harz ist deutlich länger. Im Jahr 1983 kam sie nach Zellerfeld, wo sie ihr Vikariat, den praktischen Ausbildungsteil zur Pastorin, absolvierte. Anschließend übernahm sie die Pfarrstelle in Hilkerode bei Duderstadt, wo sie sich nach eigener Aussage auf den Gemeindeaufbau konzentriert habe. Dann ging sie 1995 zurück in den Harz, zunächst mit einer vollen Stelle in Steina, bald darauf mit je einer halben Stelle in Steina und Bad Sachsa.

Es folgten Stationen im Schulpfarramt in Göttingen, ein Kontaktstudium in Rom und drei Jahre als Pastorin in Amelungsborn. Schließlich kehrte Schwerdtfeger im Jahr 2020 auf eigenen Wunsch zurück in den Oberharz, nach Wildemann und Bad Grund. „Das war im gewissen Sinne eine Übergangslösung“, erklärt Schwerdtfeger. Denn sie werde die letzte sein, die diese Pfarrstelle übernommen hat.

Umstrukturierung und Corona

Umstrukturierungen und natürlich die Corona-Pandemie haben ihre Zeit in Wildemann und Bad Grund geprägt, erzählt die Theologin. „Wir haben ganz früh angefangen mit Videogottesdiensten.“ Und die seien in den Gemeinden gut angenommen worden: „Die Bereitschaft für Digitales ist gewachsen“, beschreibt sie ihren Eindruck. Punktuell arbeiten und sich gezielt auf Situationen einlassen – das sei ihre Herangehensweise.

„Ich bin Allrounder“, meint Schwerdtfeger und fügt hinzu: „Ich knüpfe da an, wo noch was geht.“ Darum habe sie in ihrem fast 40-jährigen kirchlichen Dienst immer versucht, ehrenamtlich engagierte Gemeindeglieder zu ermutigen, eigene sogenannte „kleine Gottesdienste“ zu feiern. Mit Erfolg, wie Schwerdtfeger betont: „Es gibt viele Ehrenamtliche, die arbeiten sich richtig rein.“ So erinnere sie sich daran, wie sie in ihrer Zeit in Steina ein Morgengebet angestoßen habe. Im Jahr 2009 verließ sie die Gemeinde, blieb ihr aber freundschaftlich verbunden und weiß daher: „Die machen immer noch weiter.“

Ruhestand in Berlin

Darin sieht Astrid Schwerdtfeger auch die Zukunft der Kirche: „Es ist die Zeit der Ehrenamtlichen.“ Die Formen haben sich in ihrer Amtszeit grundlegend geändert und würden es weiter tun: „Die Kirche wird sich immer wieder neu gestalten. Es können auch andere Strukturen kommen, aber der Inhalt wird bleiben.“ Im Oberharz werde dies besonders deutlich.

Bevor es in den Ruhestand geht, habe Schwerdtfeger aber noch ein paar Termine vor sich. „Ich mache eine kleine Abschiedstournee“, erklärt sie. Eine Stippvisite in Steina liege bereits hinter ihr. Von den Wildemannern werde sie sich beim Bergdankfest am 19. Februar verabschieden und in Bad Grund feiere sie morgen ihren letzten Gottesdienst.

Auch in ihrer Abschiedspredigt, verrät die Pastorin, werde sie sich den Ehrenamtlichen zuwenden. Im Sinne der Nachfolge Jesu sei das Engagement von Nicht-Theologen innerhalb der Kirche ein „urbiblisches Anliegen“. Ihren Ruhestand werde Astrid Schwerdtfeger zusammen mit ihrem Mann in Berlin verbringen. Dort habe sie bereits ihr Elternhaus renoviert. „Und dann gucke ich, was auf mich zu kommt.“

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