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Adventsserie mit Urte Schwerdtner

12. Dezember: Urkainer Jarek bringt Hoffnung zu den Menschen

„Goslar hilft der Ukraine“: Urte Schwerdtner und Jarek, der von Goslar aus Hilfstransporte organisiert – gerade auch jetzt in der Adventszeit. Fotos: Privat

„Goslar hilft der Ukraine“: Urte Schwerdtner und Jarek, der von Goslar aus Hilfstransporte organisiert – gerade auch jetzt in der Adventszeit. Fotos: Privat

„Weihnachten mit Herz“ heißt in diesem Jahr der Titel unserer GZ-Adventsserie. Die Goslarer Oberbürgermeisterin Urte Schwerdtner schreibt über eine herausfordernde Zeit– und ihre Begegnung mit Jarek, einem Menschen aus der Ukraine mit viel Herz.

Montag, 12.12.2022, 12:00 Uhr

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Goslar. Das Jahr 2022 – ein besonderes Jahr – ist fast zu Ende. Weihnachten steht vor der Tür, und es ist Zeit, einen Blick zurück auf zwölf Monate zu werfen, die wir sicher nicht so schnell vergessen werden. In Goslar haben wir 1100 Jahre Stadtgeburtstag friedlich und festlich gefeiert und gemeinsam viele besondere und emotionale Momente erleben dürfen. Und wir haben die wiedergewonnene Normalität nach schwierigen Pandemie-Jahren mit Veranstaltungen, Konzerten und Begegnungen genossen.

Von Festlichkeit und Frieden war der Alltag vieler Menschen allerdings auch 2022 weit entfernt. Überall auf der Welt gab es auch in diesem Jahr Naturkatastrophen, Kriege und Not. Wir alle waren schockiert, als am 24. Februar russische Truppen in die Ukraine einmarschierten. Ein Krieg mitten in Europa! Für mich war das etwas, was ich nur aus Geschichtsbüchern oder den Erzählungen meiner Großmutter kannte.

Worte, die Angst machen und eigentlich nicht mehr in die Zeit passen

Bombenalarm, Hunger, Todesopfer und Flucht sind die Worte, die mir dazu in den Sinn kommen. Worte, die Angst machen und die doch eigentlich nicht mehr zu einer modernen, gebildeten und aufgeschlossenen Gesellschaft passen. Nie hätte ich erwartet, dass wir uns in diesem Jahr so „hautnah“ mit diesem Thema auseinandersetzen müssen.

Aber es geht dabei nicht in erster Linie um uns, die durch diesen Krieg nur mittelbar betroffen sind. Es geht um die Menschen, die in ihrem Land – in der Ukraine – seit viel zu langer Zeit tagtäglich unendliches Leid erfahren haben und auch noch erleiden, die fliehen mussten, um ihr Leben zu retten. Und natürlich geht es auch um diejenigen, die sich um ihre Verwandten und Freunde in der Heimat sorgen und voller Angst in die Zukunft blicken.

Eine Goslarer Welle der Hilfsbereitschaft

Das Jahr 2022 zeigt uns aber auch, dass Solidarität, Menschlichkeit und Mut nicht einfach nur leere Worte sind. Schon kurze Zeit nach dem brutalen Angriff auf die Ukraine gab es eine große Welle der Hilfsbereitschaft. Auch hier bei uns in Goslar wurde und wird gespendet, Wohnraum zur Verfügung gestellt, und immer noch werden private Hilfstransporte organisiert. Es macht mich stolz, dass sich so viele Menschen in meiner Heimatstadt auf ganz unterschiedliche Weise engagieren, um das Leid ein wenig zu mildern. Und mitten in unserer Stadt gibt es auch 2022 Geschichten, die Hoffnung wecken und Mut machen.

Zum Beispiel die Geschichte von Jarek aus Ternopil. Ich habe ihn am ersten Advent in der Goslarer Ukrainehilfe in Oker kennengelernt. Jarek ist vierzig Jahre alt, er war Landtagsabgeordneter und führte mit seiner Frau ein Restaurant – bis der Krieg kam. Seitdem organisiert er den Transport und die Verteilung von Hilfsgütern in der gesamten Ukraine.

Ein Vorbild: Jarek bringt Hilfe in kleine Dörfer und große Städte

Ein Bild aus friedlichen Tagen: Jarek mit seiner Familie in der Ukraine. Foto: Privat

Ein Bild aus friedlichen Tagen: Jarek mit seiner Familie in der Ukraine. Foto: Privat

Schon wenige Tage nach Kriegsausbruch starteten die ersten ehrenamtlich organisierten Transporte mit Nahrungsmitteln, Medikamenten, Windeln, Hygieneartikeln, warmen Decken und Verbandszeug aus Goslar. Mittlerweile sind es über zwanzig Transporte, die Jarek begleitete, zu einem Lager nach Ternopil bringt und von dort aus weiter in die Ukraine verteilt. In kleine Dörfer und große Städte, in halb zerstörte Häuser, wo Strom, Heizung und fließendes Wasser zu Luxusgütern geworden sind.

Wenn wir in unseren warmen Wohnzimmern die Kerzen am Adventskranz entzünden, wird Jarek Weihnachtspäckchen verteilen und Notstromaggregate bei einem Kinderkrankenhaus abliefern. Spenden aus Goslar! Es macht mir Mut und gibt mir Zuversicht, dass es Menschen wie Jarek gibt. An dem Tag, als der Krieg über die Menschen in der Ukraine hereinbrach, hat sich Jarek einen Bart wachsen lassen. Er will ihn abrasieren, wenn der Krieg vorbei ist. Ich hoffe sehr, dass dieser Tag bald kommen wird.

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