Berliner Euthanasie-Ausstellung im Goslarer Kulturmarktplatz

Die Wanderausstellung der Deutschen Forschungsgemeinschaft zu den „Nationalsozialistischen Euthanasie-Morden“ ist ab Mittwoch im Kulturmarktplatz zu sehen. Foto: Privat
Bis Kriegsende fielen etwa 300.000 Patienten durch Gas, Medikamente oder Nahrungsentzug einem Programm zum Opfer, das die Nazis unter beschönigender Überschrift durchzogen. Eine Ausstellung beleuchtet ab Mittwoch die Euthanasie-Morde des Regimes.
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Goslar. Die Initiative Stolpersteine im Verein Spurensuche Harzregion lädt für Mittwoch, 2. April, zur Eröffnung der Sonderausstellung „Die nationalsozialistischen Euthanasie-Morde“ in den Raum Arcachon in den Kulturmarktplatz ein. Goslars Oberbürgermeisterin Urte Schwerdtner (SPD) hält zum Start um 19 Uhr ein Grußwort.
Begleitet von einem musikalischen Rahmenprogramm, für das Anette und Theresa Zell sowie Frieda Nagels von der Kreismusikschule verantwortlich zeichnen, führt Dr. Kurt Fontheim mit regionalen Bezügen in die Thematik ein (Warum erinnern wird uns?). Mit ihren Schülern der Okeraner Adolf-Grimme-Gesamtschule (AGG) berichtet Lehrerin Sabine Rehse von ihrer Projektarbeit – unter anderem von ihrem Besuch in der Heil- und Pflegeanstalt Bernburg. Dr. Stefan Cramer stellt die Ergebnisse seiner lokalen Recherchen vor und spricht über Zwangssterilisierungen und Ermordungen von Psychiatrie-Patienten aus Goslar.
300.000 Opfer bis Kriegsende
Zu sehen ist die Wanderausstellung der Deutschen Forschungsgemeinschaft, die durch die Stiftung Topographie des Terrors betreut wird. Sie kommt aus Berlin und zeigt, wie die Nationalsozialisten erstmals ihre systematische, fabrikmäßige Tötungstechnologie erprobten. Tiergartenstraße 4 in Berlin – das war der Ort, an dem die geheime Zentraldienststelle der Nationalsozialisten stand, wo der systematische Massenmord an Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen unter der beschönigenden Überschrift „Euthanasie“ geplant und organisiert wurde. Nach derzeitigem Forschungsstand wurden bis Kriegsende etwa 300.000 Patienten durch Gas, Medikamente oder Nahrungsentzug getötet.
Ergänzt wird die Ausstellung durch Exponate einer AGG-Schülergruppe. Der Verein Spurensuche erweitert sie zudem um Biografien Goslarer Euthanasie-Opfer, für die wie berichtet im Juni 2025 Stolpersteine verlegt werden sollen. Als weitere Information wird die Geschichte der Psychiatrie Dr. Fontheim in Liebenburg zur Zeit des Nationalsozialismus dargestellt. Die Ausstellungstexte sind nach Angaben der Veranstalter meist zusätzlich in leichter Sprache abgedruckt. Zwei spezielle Medienstationen bieten Informationen für Besucher mit und ohne Beeinträchtigungen des Hörens und des Sehens.
Führungen auch für Schulklassen
Mitglieder des Vereins Spurensuche bieten für Dienstag, 8. April, Mittwoch, 16. April, sowie Donnerstag, 24. April, öffentliche Führungen durch die Ausstellung an. Beginn ist jeweils um 17 Uhr. Die Ausstellung eignet sich für Schüler ab Klasse neun. Nach individueller Terminabsprache werden Führungen für Schulklassen angeboten. Ansprechpartner für Lehrkräfte sind per E-Mail an erikahauffcramer@gmail.com oder sabine-rehse@gmx.de zu erreichen. Die Ausstellung kann bis zum 4. Mai täglich außer montags zwischen 10 und 17 Uhr im Kulturmarktplatz besucht werden. Der Eintritt ist frei. red/fh