1600 Euro für die musikalische Nachwuchs-Förderung in Goslar

Bei so viel Spaß und Freude hat der Abschied etwas Tröstliches: Mit der Übergabe des Vereinsvermögens an die Kreismusikschule haben Klaus Wachtendorf (2.v.li.) und Jochem Börnke das letzte Kapitel von Juventa zugeschlagen. Über die Förderung freuen sich Katharina Busmann (li.) und Daniela Müller (3.v.re.). Foto: Kempfer
Gesungen wird immer, aber viele Traditionsvereine lösen sich auf, so auch der MGV Juventa von 1877. Des einen Leid, des anderen Freud: Die 1600 Euro, die noch in der Vereinskasse waren, erhält die Kreismusikschule für ihre Jüngsten.
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Goslar. Ein trauriger und ein schöner Anlass zugleich: Als letzte offizielle Handlung des 2023 nach 145 Jahren zur Auflösung angemeldeten Vereins MGV Juventa hat dieser sein restliches Vereinsvermögen der Kreismusikschule Goslar vermacht. Direktorin Katharina Busmann freute sich über 1600 Euro mehr in der Musikschulkasse, die bereits in die Anschaffung von ständig benötigten Instrumenten zur Unterrichtung der Kleinsten geflossen sind. „Die Kreismusikschule profitiert erfreulicherweise von einem unerfreulichen Anlass“, sagte sie.
Beim Übergabetermin mit dem letzten Chorvorsitzenden Klaus Wachtendorf und Schatzmeister Jochem Börnke wurden noch einmal Erinnerungen an das lange, erfolgreiche Wirken des Chores wach, der 40 Jahre lang für den musikalischen Auftakt des Jahres gesorgt hatte, zuerst im Odeon-Theater, später dann in der Kaiserpfalz.
Frauen haben dem Verein gut getan
Das Repertoire richtete sich nicht zuletzt nach dem jeweiligen Chorleiter, und das waren in der langjährigen Geschichte des Chores, der 1877 gegründet wurde und 1997 den Verein für eine eigene Frauenabteilung öffnete, so einige. Zunächst existierten Männerchor und Frauenchor nebeneinander, dann verschmolzen sie zu einem gemeinsamen Ensemble. „Das hat dem Chor gut getan und das passte auch“, erinnert sich Klaus Wachtendorf, schließlich habe der Männerchor am Schluss nur noch aus 13 Aktiven bestanden; die Frauen waren die Rettung, zumindest für etliche Jahre. Der Verein war einer der ganz großen Chöre in Goslar und ein intensives Hobby für zahlreiche Sangesfreudige.

Ein prachtvolles Bild: Mit Juventa ging es 40 Jahre lang musikalisch in das neue Jahr. Foto: Epping (Archiv)
Internationale Freundschaften
Der MGV Juventa tat sich nicht nur durch zahlreiche Auftritte und besagte Neujahrskonzerte hervor, er pflegte mit großem ehrenamtlichen Engagement auch diverse Chorfreundschaften und Partnerschaften ins europäische Ausland. Immer wieder waren die Partnerchöre auch in Goslar zu Gast und brachten internationales Flair ins Chor- und Konzertleben der Stadt. Menschen wie Hartmut Pech und der Ehrenvorsitzende Rolf Gerlach brachen ihr Herzblut ein, die Liste der engagierten Chorleiter ist lang und beinhaltet in jüngerer Zeit Namen wie Tibor Stettin, Annette Krieger, Emma Noll und viele mehr. Letzter Chorleiter war Peter Wegener.
Fahne im Museum
Die Liquidation dauerte fast zwei Jahre, berichtete Schatzmeister Börnke. Die große Chorfahne wird heute vom Goslarer Museum beherbergt; den kleinen Wimpel brachten die Sänger noch einmal fürs Foto mit in die Kreismusikschule. Auch, wenn der Chor nun nicht mehr existiert und nicht mehr jeden Dienstag in der Pestalozzischule übt, eine kleine Runde an Ehemaligen trifft sich noch regelmäßig am letzten Dienstag im Monat im Café am Markt. Gesungen wird dann zwar nicht mehr, aber zu erzählen gibt es immer noch viel – schließlich kennt man sich lange, Freundschaften sind entstanden.
Bedürfnis zu singen bleibt
Geht es nach dem großen Sterben der Traditionschöre weiter? „Das Bedürfnis zum Singen ist da“, stellt Musikschuldirektorin Katharina Busmann fest. Neben den großen Kantoreien, besonderen Ensembles und zeitlich befristen Projektchören wird auch an der Kreismusikschule selbst vermehr gesungen: Dort wurde gerade der vierte Chor gegründet. Musik verbindet – und dass jetzt die Jungen von den Älteren profitieren, schließt einen Kreis. Beim Blick in den Früherziehungskurs von Daniela Müller ging den Besuchern das Herz auf; mit der Übergabe des Vereinsvermögens ist der Satzungszweck erfüllt und der Nachwuchs gefördert. Offiziell war das der letzte Akt; den Ehemaligen sind noch viele weitere Dienstage bei Kaffee und Klönschnack zu wünschen – vielleicht wird ja hin und wieder doch noch ein Liedchen angestimmt, denn Freude am Singen, die vergeht nicht so einfach. Katharina Busmann hat einen eigenen Begriff dafür parat: Singen sei „Wellness für die Seele“, sagt sie.