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Batterien lösen Feuer aus

Harlingeröder Recyclingfirma gibt 700.000 Euro für Brandschutz aus

Immer wieder brennt es bei Electrocycling – wie hier Ende März dieses Jahres. Das Unternehmen versucht, mit moderner Brandschutztechnik auf dem Gelände gegenzusteuern.

Immer wieder brennt es bei Electrocycling – wie hier Ende März dieses Jahres. Das Unternehmen versucht, mit moderner Brandschutztechnik auf dem Gelände gegenzusteuern. Foto: Feuerwehr Bad Harzburg

Immer wieder gibt es Brände beim Harlingeröder Recycling-Unternehmen Electrocycling. Seit dem großen Brand am Karfreitag gab es zwei weitere Feuer auf dem Betriebsgelände. Geschäftsführer Guido Sellin stellte nun die neuen Brandschutzpläne vor.

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Von Petra Hartmann
Freitag, 13.09.2024, 14:00 Uhr

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Goslar/Harlingerode. Brände auf Recycling-Höfen – eine beinahe alltägliche Erfahrung der Unternehmen. Der Umweltausschuss des Landkreises Goslar wollte mehr zu Ursachen und Brandschutz wissen und lud Guido Sellin, den Geschäftsführer der Electrocycling GmbH, als Referenten ein.

Seit dem großen Brand am Karfreitag habe es bereits zwei weitere Feuer auf dem Betriebsgelände in Harlingerode gegeben, berichtete Sellin. Die Brände würden gewöhnlich verursacht durch Batterien, die von Bürgern einfach in den Müll geworfen beziehungsweise aus weggeworfenen Elektrogeräten nicht entfernt wurden. Eigentlich ist es verboten, Batterien auf diese Weise zu „entsorgen“, eben wegen der Brandgefahr. Aber viele Bürger werfen sie – ob aus Unwissenheit oder aus Bequemlichkeit – einfach in die Mülltonne. Die Folgen sind immer wieder Brände in Recycling-Betrieben. Ein Problem, das die gesamte Branche hat.

Probleme mit der Versicherung

„Viele Unternehmen werden gar nicht mehr versichert“, berichtet Sellin, dessen Unternehmen im nächsten Jahr allein 325.000 Euro für die Versicherungsprämie hinblättern muss. Gerade in der vergangenen Woche habe er wieder 25.000 Euro zahlen müssen.

Inzwischen habe die GmbH kräftig in den Brandschutz investiert und weitere Maßnahmen geplant, „damit Electrocycling mal nicht mehr mit Bränden in Verbindung gebracht wird, sondern mit dem, was wir eigentlich tun“, betonte Sellin.

Zum bisherigen Brandschutz auf dem Gelände meinte der Geschäftsführer: „Die Maßnahmen waren richtig, reichten aber nicht aus.“ Nun hat Electrocycling ein umfangreiches Brandschutzpaket in Angriff genommen. Einige Maßnahmen sind bereits umgesetzt. „Technologisch sind wir auf einem guten Weg“, betonte er. Unter anderem verwendet Electrocycling neueste Brandschutztechnik des Goslarer Unternehmens Stöbich, darunter Kameras, die im Brandfall sofort den Löschvorgang auslösen. „Die Maschinen, die wir da auf dem Platz haben, hat auch nicht jeder“, betonte Sellin.

Wachdienst löscht schon vor der Feuerwehr

Inzwischen gibt es eine ständige Bereitschaft des Wachdienstes vor Ort, wenn der Betrieb nicht besetzt ist. Die Mitarbeiter sind im Brandfall für den Erstangriff zuständig, fangen also bereits mit dem Löschen an, bevor die Feuerwehr eintrifft. Die Feuerwehr werde durch die Brandfrüherkennung zwar sofort alarmiert, benötige aber rund zehn Minuten bis zum Eintreffen und zum Beginn der Löscharbeiten.

Es gibt einen internen Brand- und Meldeplan sowie Meldeketten. Mitarbeiter erhalten Unterweisungen und Trainings für die Sicherheitseinrichtungen. Das Unternehmen verfügt über Löschwasserentnahme-Kästen in der Verwertungshalle, automatische Löscheinrichtungen für den Filter und ein Betriebswassernetz mit diversen Hydranten und Ausrüstungskästen. Es gibt Löschwasserspeicher in zwei Regenrückhaltebecken. Außerdem steht auf dem Plan die Anschaffung zweier spezieller Brandbekämpfungssysteme für den ersten Löschangriff. Das Unternehmen hat einen eigenen Brandschutzbeauftragten und führt regelmäßige Schulungen für Brandschutzhelfer durch.

Eine automatische Brandmeldeanlage meldet Feuer direkt an die Leitstelle, zusätzlich überwacht ein Sicherheitsdienst das Gelände am Wochenende. Zur Vermeidung von Funkenflug in den Filter gibt es jetzt eine Funkenlöschanlage, die automatisch in den Rohrleitungen der Grobzerkleinerungsanlage löscht. Außerdem verfügt das Unternehmen über ein automatisches Kanalabsperrsystem, das per Telefon fernausgelöst werden kann.

Electrocycling will ein neues automatisches Löschsystem anschaffen. Bestandteil der Anlage sind drei Löschmonitore mit jeweils 180 Litern Löschwasserabgabe pro Minute, tauglich sowohl für Vollstrahl als auch für Wassernebel. Außerdem gehört ein Pumpencontainer mit Elektropumpe und Steuerung dazu, und es soll ein Silo zur Löschwasser-Bevorratung mit 250 Kubikmetern Fassungsvermögen gebaut werden. Kosten soll das Ganze rund 700.000 Euro. Sellin kündigte an, dass die Pläne nach Möglichkeit bis Ende 2024 umgesetzt werden sollen.

Geschäftsführer Guido Sellin berichtet über Brandschutz bei Electrocycling.

Geschäftsführer Guido Sellin berichtet über Brandschutz bei Electrocycling. Foto: Hartmann

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