Vortrag: Rüstungs-Altlasten im Harz und TNT im Grundwasser

Gedenkstätte in der Höhle Heimkehle. Foto: Kempe
Über Rüstungs-Altlasten aus der Nazizeit spricht Dr. Friedhart Knolle in Nordhausen. Es geht um TNT aus dem Clausthal-Zellerfelder "Werk Tanne", um Gift aus der Raketenfabrik im KZ Mittelbau Dora und um Trinitrotoluol aus Tellerminen und Granaten.
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Nordhausen. Über TNT aus dem „Werk Tanne“ und flüssiges Trinitrotoluol für Tellerminen und Granaten sowie weitere Rüstungs-Altasten im Südharz bei Nordhausen und im Altkreis Osterode berichtet Dr. Friedhart Knolle als Gast des Nordhäuser Geschichts- und Altertumsvereins. Die Veranstaltung am Dienstag, 12. März, beginnt um 19.30 Uhr. Treffpunkt ist das Museum Tabakspeicher, Bäckerstraße 20, in Nordhausen.
Unmittelbar nach der Machtübertragung an die Nationalsozialisten begannen die Planungen für den massiven Ausbau der Rüstungsproduktion. Das betraf auch den Harz, den die Nazi-Strategen als deutschen „Mittelraum“ ansahen, der sicher sei vor alliierten Bombern. Knolle nennt hier das geheime „Mittelwerk“ im Kohnstein bei Niedersachswerfen (Thüringen) – mit rund 120.000 Quadratmetern Fläche die damals größte unterirdische Rüstungsfabrik der Welt. Nach dem alliierten Angriff auf Peenemünde und die dortige Vergeltungswaffenproduktion wurde das Werk hierher verlegt. Zeitgleich entstand das KZ Mittelbau-Dora. Im Dezember 1943 wurden die ersten Raketen fertiggestellt. Neben den V2 wurden auch die Junkers-Flugzeugwerke aus Dessau hierher gebracht. Junkers produzierte auch in der Höhle Heimkehle, wo ein großes Denkmal an diese Zeit erinnert. Doch Mittelbau-Dora und die Heimkehle waren nicht die einzigen Rüstungsbetriebe im Südharz. Weniger bekannt ist es, dass es allein im Raum Nordhausen, Bleicherode, Ellrich und Umgebung über 60 Rüstungsbetriebe gab. Ebenso wenig bekannt ist das Werk Kiefer in Herzberg. Knolle: „Hier besteht bis heute Handlungsbedarf, denn Giftstoffe aus der Sprengstoff-Abfüllung sickern in den Untergrund und belasten das Grundwasser des Pöhlder Beckens.“
Gift aus Granaten und Tellerminen
Bevor im April 1945 eine verheerende Explosion das Ende der Fabrik besiegelte, wurden dort im Auftrag des Deutschen Reichs unter Verwendung von flüssigem Trinitrotoluol Tellerminen und Granaten gefüllt. „Das Gelände ist aus diesem Grund mit einem Zaun abgesperrt, aber der hält die Schadstoffe nicht zurück“, warnt Knolle.
Er erinnert auch an „Werk Tanne“, die TNT-Produktionsstätte in Clausthal-Zellerfeld, deren Gifte noch heute im Grundwasser zu finden seien: „TNT-Abbauprodukte, die zum Teil krebserregend sind, belasten die Umwelt bei Osterode im Landkreis Göttingen. Sogar im Wasser des 13 Lachter-Stollens bei Wildemann und des Ernst August-Stollens bei Gittelde konnte das Gift aus Werk Tanne nachgewiesen werden“, so Knolle. „Die Abwässer waren so giftig, dass eine Leitung des Werks bis nach Osterode verlief, wo die Giftstoffe einst in Schluckbrunnen bei Petershütte versenkt wurden.“ Wohin sie von dort unterirdisch flossen, lasse sich an den Brunnen ablesen, die seitdem wegen Giftbelastung geschlossen wurden – sie liegen entlang der Söse in Osterode, Badenhausen und Eisdorf. red