Zähl Pixel
Revierförster geht in Ruhestand

Tschüss, Wald: Harzer Unikum Jörg Schlabitz hört auf

Jörg Schlabitz in beruflicher Aktion als Borkenkäfer-Erklärer in seinem Hahnenkleer (Noch-)Revier.  Foto: Epping

Jörg Schlabitz in beruflicher Aktion als Borkenkäfer-Erklärer in seinem Hahnenkleer (Noch-)Revier.  Foto: Epping

Jörg Schlabitz ist nicht nur Revierförster aus Leidenschaft, sondern auch Harzer Unikum und Hansdampf in allen Gassen. Jetzt wurde er verabschiedet, nachdem er die Altersgrenze schon hinausgeschoben hat und bevor er noch eine Bereitschaft übernimmt.

Von Frank Heine Samstag, 23.12.2023, 20:00 Uhr

Für nur 0,99 € alle Artikel auf goslarsche.de lesen
und im ersten Monat 9,00 € sparen!
Jetzt sichern!

Hahnenklee. Nein, ein Urgestein und Unikum wie Hahnenklees Revierförster Jörg Schlabitz wird nicht mal eben einfach in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet. Der 68-jährige Forstamtsrat wurde am Donnerstagmittag im Clausthal-Zellerfelder „Glückauf-Saal“ nach Hinausschieben der Altersgrenze mit stehenden Ovationen aus dem Amt hinausgefeiert.

Zum beruflichen Schlussakkord wird Jörg Schlabitz im Clausthal-Zellerfelder „Glückauf-Saal“ von Nachfolger Sören Schönhals (l.) und Forstamtsleiter Ralf Krüger flankiert. Foto: Heine

Zum beruflichen Schlussakkord wird Jörg Schlabitz im Clausthal-Zellerfelder „Glückauf-Saal“ von Nachfolger Sören Schönhals (l.) und Forstamtsleiter Ralf Krüger flankiert. Foto: Heine

Wobei die stattliche Runde forstlicher Mitstreiter und einstiger Weggefährten – einzige Ausnahme war Goslars Stadtbrandmeister Christian Hellmeier aus Hahnenklee – noch bis Jahresende fest auf ihn bauen kann. Schlabitz hat nämlich seit Donnerstag Bereitschaft, damit die jungen Familien schön zusammen Weihnachten feiern können...

Eine Passion für die Nachwuchsausbildung

So ist er eben, der Revierförster mit Leib und Seele und einer Passion für den Nachwuchs, wie der Clausthaler Forstamtsleiter Ralf Krüger zum Abschied betonte. Allein 14 Anwärter hat er seit seiner Revierübernahme in Hahnenklee ausgebildet, darunter auch seinen Nachfolger. Der heißt Sören Schönhals (38), wohnt in Oker, ist verheiratet, hat einen Sohn – der zweite ist gerade unterwegs. „Wer Jörg überlebt hat, der konnte alles“, scherzte Krüger. Von der Schlabitzschen „Kaderschmiede“ habe das Forstamt mit seinem Personal jedenfalls unheimlich profitiert.

„Immer ein offenes Wort haben und ehrlich miteinander reden"

Daniel Göbel überreichte später stellvertretend für diese Gruppe schriftliche Erinnerungen an die prägende Zeit bei Schlabitz. Wie auch sonst? „Wenn wir nicht mehr fröhlich sind, können wir gleich in die Kiste springen.“ Mit diesem Spruch und seiner Spontanität habe Schlabitz auch an vielleicht nicht so schönen Tagen wieder für Schwung bei der Arbeit gesorgt, verriet Krüger. „Immer ein offenes Wort haben und ehrlich miteinander reden“, ist der Ratschlag, den Schlabitz gestern den Jüngeren mit auf den Weg gab. Nur so schaffe man das nötige Vertrauen, auf das man im Job aufbauen könne.

„Wir haben zusammen Holz gehackt“: Jörg Schlabitz (r.) hat im Harzer Wald einst zusammen mit Harald Laubner, Achim Lader und Rainer Hildebrand (v.l.) angefangen. Foto: Heine

„Wir haben zusammen Holz gehackt“: Jörg Schlabitz (r.) hat im Harzer Wald einst zusammen mit Harald Laubner, Achim Lader und Rainer Hildebrand (v.l.) angefangen. Foto: Heine

Und das Vertrauen in Schlabitz war offenkundig stets groß: Krüger gab Einblicke in dessen verschiedene Stationen. Allerdings habe Schlabitz senior seinen Sprössling zunächst zu einer Banklehre überredet, die dieser bis zur Zwischenprüfung vorantrieb. „Zum Wohle des Waldes und des deutschen Finanzwesens“ habe sich Schlabitz aber umentschieden und sei noch acht Jahre mit der Marine auf See gefahren, bevor er unter Regie von Achim Lader zusammen mit Harald Laubner und Rainer Hildebrand als Waldarbeiter anfing. „Wir haben zusammen Holz gehackt“, brachte Schlabitz es später gerührt auf den Punkt – nicht das einzige Mal, dass Emotionen im Spiel waren.

Eine forstliche Allzweckwaffe

Dem Studium an der Fachhochschule Göttingen folgte für Schlabitz die Anwärterzeit im Bad Harzburger Schimmerwald bei Hubert Steinbrich. Aber bis sich sein Traum vom eigenen Revier erfüllte, warteten noch etliche andere Aufgaben und Orte auf die forstliche Allzweckwaffe. Riefensbeek, Sieber, Schulenberg und Lautenthal unter anderem mit den Aufgaben, die Hubschrauber-Kalkung zu organisieren oder Schälschäden zu kartieren. Sogar eine Büroleiter-Tätigkeit habe Schlabitz „geduldig ertragen“, bevor Hahnenklee 2005 sein Revier wurde. „Und man konnte gar nicht so lange Arme haben, wie du die Ärmel hochgekrempelt hast“, lobte Krüger, erzählte von Waldumbau, Kyrill-Sturmerfahrungen und Laubholz-Aktivitäten im Harly und in Grauhof.

„Alles bis zur letzten Patrone hinauszögert“

Schlabitz habe auch keine Kamera gescheut, wenn es im Wald etwas zu erklären gab. Nicht zu vergessen: Waldbrand-Beauftragter ist er auch noch. Und: „Du bist mir zum Freund geworden“, sagte Krüger, herzte Schlabitz und überreichte die Urkunde. Aber weil Schlabitz eben „alles bis zur letzten Patrone hinauszögert“, so der Chef und Freund, war dies nur ein vorläufiger Abschied. Die Bereitschaft wartet – und ein handfester Sturm, der hoffentlich einigermaßen gnädig mit dem Harz umgeht.

Die Goslarsche Zeitung ist jetzt auch bei WhatsApp: Jetzt kostenfrei abonnieren und immer informiert sein.

Diskutieren Sie mit!
Weitere Themen aus der Region