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Stärkste Fraktion zieht den Kürzeren

SPD-Vorgartenbäume wachsen nicht in den Goslarer Himmel

Ein einzelner herbstlich verfärbter Baum. Symbolbild: dpa

Ein einzelner herbstlich verfärbter Baum. Symbolbild: dpa

Auch für die stärkste Fraktion im Rat wachsen nicht alle Bäume in den Himmel – schon gar nicht, wenn der Betriebshof sie kostenlos liefern und in Vorgärten einpflanzen soll. Die anderen politischen Farben fanden die SPD-Idee nicht gar so originell. 

Von Frank Heine Dienstag, 26.12.2023, 16:00 Uhr

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Goslar. Die Bewertung reichte von „nette Geste“ über „reines Greenwashing“ bis hin zu „einfach Mist“. Dem Sudmerberger Ratsherrn Stefan Eble dürfte schon am Rednerpult klar gewesen sein, dass er auch mit seinem Hinweis keine Chance haben dürfte, es gehe doch zunächst nur um das Entwerfen einer Satzung – inhaltlich könne die Politik sie später noch ausgestalten. In anderen Kommunen laufe das Modell gut. Als Beispiel nannte Eble Saarlouis. Es handele sich auch nur um ein Angebot und keine Bevormundung. In ihrem Antrag hatte die SPD aber auch noch den Klimaschutz und eine ansprechende Begrünung der Straßen als ihr wichtige Anliegen genannt.

„Wer hat, dem wird gegeben“

Fast wie ein Fest vor dem Fest waren diese politischen Vorlagen für Sebastian Wirth (Die Partei). „Wer hat, dem wird gegeben“, machte er süffisant als Motto des Programms aus und spottete gegen eine „zusätzliche Bevorteilung privilegierter Bürger“ ausgerechnet durch die SPD. Und, ja, in Ohlhof und Sudmerberg gebe es vielleicht sogar den Platz, in der Altstadt nicht. Und wie sei es denn eigentlich, wenn der Garten wie seiner neben dem Haus liege? Sein Urteil zum Vorstoß war klar: „weder innovativ noch sonderlich kreativ“ und ein „reines Greenwashing“ fürs gute Klimagewissen.

Der fraktionslose Niklas Prause aus Ohlhof wertete den Nutzen des Programms in der Innenstadt ebenfalls als fraglich, sah in dem Angebot aber wenigstens eine „nette Geste“. Der Sudmerberger Christdemokrat Dr. Pascal Bothe sah in dem Vorgärten-Bäumen „keinen besonderen Anreiz“ und gab humorvolle Einblicke in seine aktuellen Gartenplanungen. Seine Fraktion sehe aber auch mit Sorge einen drohenden hohen Verwaltungsaufwand. Im Übrigen sei eine solche Debatte in einer anstrengend langen Haushaltssitzung des Rates aber doch wieder auch erfrischend und wecke die Lebensgeister wieder.

Warnung vor einem „neuen Bürokratie-Monster“

Wuchtige Weckrufe steuerte auch Ratsveteran Christian Rehse bei. Der Jerstedter Unternehmer und Landwirt, der Ende Januar 2024 genau fünf Jahrzehnte im höchsten politischen Gremium der Stadt sitzt, bekannte freimütig: „Ich habe schon viele Bäume in meinem Leben gepflanzt, ich habe aber auch ein paar abgehackt.“ Er warnte vor einem „neuen Bürokratie-Monster“ und verkündete seine Auffassung massiv deutlich: „Für Goslar ist das einfach Mist.“ Wer etwas für das Klima tun wolle, der solle sich um die Wiederaufforstung der Wälder rund um die Stadt einsetzen – das beste Mittel von allen. Das Abstimmungsergebnis fiel wie erwartet aus: 15 Genossen-Stimmen für Klimabäume in Goslarer Vorgärten. Der ganze große Rest war dagegen. Da hatte sich die SPD wohl selbst hinter die berühmte Fichte geführt ...

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